Chipmangel: Laut TSMC-Vorsitzendem künstlich herbeigeführt
Mehrfachbuchungen führten laut Mark Liu zu den aktuellen Halbleiter-Lieferschwierigkeiten. Laut Cisco-Chef Chuck Robbins könnten sie noch Jahre anhalten.
Der weltweite Halbleitermangel ist laut TSMCs Vorstandsvorsitzendem Mark Liu schlimmer, als er sein müsste. Die derzeit verfügbare Produktionskapazität würde die Nachfrage eigentlich decken, wären da nicht umfangreiche Mehrfachbuchungen beziehungsweise -bestellungen von Firmen, die sich bei der aktuellen Unsicherheit mit Bauelementen eindecken wollen.
Der größte Unsicherheitsfaktor liege bei dem Handelskonflikt zwischen den USA und China, zitiert der Nachrichtendienst Nikkei Asia Liu. Nachdem Huaweis Smartphone-Sparte von der internationalen Halbleiterindustrie abgeschnitten wurde, haben andere Hersteller ihre Bestellungen aggressiv erhöht – zum einen, um ein größeres Stück vom Kuchen abzubekommen, zum anderen aus Angst vor möglichen Kaufrestriktionen. Das Ganze könnte eine Kettenreaktion herbeiführen, wenn eine Mehrheit der Firmen versucht, die eigenen Lager zu füllen.
Momentan mangelt es beispielsweise an Power-Management-Schaltungen (PMIC), die etwa jede Platine mit einem Prozessor oder Controller als Brücke zu den Spannungswandlern benötigt und daher zurzeit besonders begehrt sind.
Zudem sollen Liu zufolge Umschichtungen bei Chipproduktions-Aufträgen zu Unsicherheiten bei den Zulieferketten geführt haben, die den strikt getakteten Halbleitermarkt durcheinanderbrachten. Die Coronavirus-Pandemie kommt erschwerend hinzu.
Jahrelange Lieferschwierigkeiten
Chuck Robbins, Chef des Rechenzentrenbetreibers Cisco, warnt derweil, dass die Lieferschwierigkeiten noch jahrelang anhalten könnten. In einem Interview mit Yahoo Finance sagte Robbins, dass die Nachfrage nach Halbleiterelementen weiter ansteigen soll. Grund sei die angestoßene Digitalisierung durch die Coronavirus-Pandemie.
Chipfertiger rüsten weltweit auf, um ihre Kapazität zu erhöhen – in den USA und in der EU von den Regierungen gefördert. TSMCs Liu warnt in diesem Zusammenhang vor Kurzschlusshandlungen und einer Fragmentierung der Halbleiterindustrie, die langfristig unwirtschaftlich sein könnten.
[Update, 01.04.21, 13:10 Uhr:] Trotzdem will TSMC gemäß Bloomberg im Laufe der nächsten drei Jahre rund 100 Milliarden US-Dollar in neue Produktionsstätten und die Ausweitung der eigenen Forschung investieren. [/Update]
(mma)