City-Carrier fordern niedrigere Verbindungspreise zu Handy-Netzen

Die Absenkung der Terminierungsentgelte für Gespräche aus dem Festnetz zu einem deutschen Mobilfunknetz auf rund 11 Cent pro Minute geht dem Breko nicht weit genug. Der Interessenverband regionaler Festnetzanbieter hält 5 Cent für angemessen.

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Von
  • Sven-Olaf Suhl

Die im Bundesverband der regionalen und lokalen Telekommunikationsgesellschaften (Breko) organisierten Festnetzanbieter fordern "kostenorientierte Preise" für Verbindungen zu Mobilfunknetzen. Die morgen erfolgende Senkung dieser so genannten "Terminierungsentgelte", die der Festnetzanbieter an den Betreiber des Handy-Netzes, in dem das Gespräch aufläuft, geht dem Breko dabei nicht weit genug. Dem Breko zufolge werden die Terminierungsentgelte ab dem 15. Dezember um 2,2 Cent (für Gespräche in die D-Netze) beziehungsweise 2,5 Cent (E-Plus und O2) auf dann rund 11 Cent je Gesprächsminute gesenkt, der Absenkung zugrunde liegt eine Vereinbarung der vier Mobilfunknetzbetreiber mit der Deutschen Telekom AG vom Mai 2004.

Auch die auf 11 Cent gesenkten Terminierungsentgelte hält der Breko weiterhin für "deutlich überhöht", da ihre Festsetzung sich nicht an den tatsächlichen Kosten orientiere: "Angesichts von Endkundentarifen von 3 Cent für die gleiche Leistung in umgekehrter Verkehrsrichtung finanzieren wir nach wie vor die Geschäftsmodelle unserer Wettbewerber", kritisiert Breko-Präsident Peer Knauer, der Terminierungsentgelte zu den Mobilnetzen im Bereich von 5 Cent für "realistisch" hält. Sollten die 3-Cent-Tarife, wie sie zum Beispiel E-Plus in seinen "Professional"-Laufzeittarifen anbietet, auch ohne Quersubventionierung gewinnbringend sein, lägen kostenorientierte Entgelte nach der Rechnung des Breko sogar nur zwischen einem und zwei Cent.

Aus Sicht der City-Carrier sind konkrete Maßnahmen zur Regulierung der Mobilfunknetzbetreiber überfällig, es werde Zeit, dass die Bundesnetzagentur ihre "schützende Hand", die sie bislang über die Mobilnetzbetreiber gehalten habe, zurückziehe. Die höheren Terminierungsentgelte seien den Mobilfunknetzbetreibern bei deren Markteintritt in den 1990er-Jahren als Ausgleich für die Investitionskosten des Netzaufbaus zugesprochen worden. Heute komme es hingegen darauf an, den Mobilfunknetzbetreiber nicht die Möglichkeit zu geben, mit überhöhten Vorleistungsentgelten Produkte und Tarife zu subventionieren, die auf den Ersatz des Festnetzes abzielen, fordert Breko-Präsident Peer Knauer, der hauptberuflich CEO der Tropolys-Gruppe ist.

Schon im Sommer hatte mit dem Kölner Netzbetreiber NetCologne ein Breko-Mitglied die Höhe der Terminierungsentgelte kritisiert. Die Mobilfunkanbieter haben kein Interesse an einer Senkung der Terminierungsentgelte, da sie ihnen zusätzliche Einnahmen bescheren, die zu Lasten der Festnetz-Carrier gehen, die diese über hohe Minutenpreise für Anrufe ins Handynetz auf ihre Kunden abwälzen. Insbesondere Mobilfunk-Discount-Anbieter sind im härter werdenden Preiskampf in der mobilen Sprachtelefonie auf Zusatzeinnahmen wie aus SMS, Auslands-Roaming oder Festnetzterminierung angewiesen. Der mutmaßliche Discount-Vorstoß von Lidl mit einem Minutenpreis von 12 bis 13 Cent für innerdeutsche Handy-Telefonate liegt schon unter dem Niveau der bislang bekannten Interconnection-Gebühren, das heißt, den Netto-Verrechnungspreisen für Gespräche zwischen zwei Mobilnetzen. Diese Interconnection-Entgelte müssen die Handynetzbetreiber aus den Umsätzen ihrer eigenen Kunden refinanzieren. Daher werden diese bilateral vereinbarten Entgelte selten öffentlich. Als sich im Sommer die Spekulationen um Mobilfunk-Tarife der Lebensmittel-Discounter verdichteten, waren Interconnection-Preise um 12 Cent (ohne Mehrwertsteuer) bekannt. (ssu)