Cloud-Anbieter nehmen Wettbewerbsbeschwerde gegen Microsoft zurĂĽck
Der Verband der europäischen Cloud-Anbieter CISPE nimmt seine Wettbewerbsbeschwerde über Microsoft bei der EU-Kommission zurück.
Der Branchenverband Cloud Infrastructure Service Providers in Europe (CISPE) nimmt seine Wettbewerbsbeschwerde gegen Microsoft bei der EU-Kommission zurĂĽck. Der US-amerikanische Konzern komme den Cloud-Anbietern entgegen und werde einige Ă„nderungen an seinen Vertragsklauseln fĂĽr seine Cloud-Dienste vornehmen, teilte CISPE mit. Zudem werde Microsoft dem Verband die Kosten fĂĽr Rechtsstreitigkeiten und "Kampagnen fĂĽr faire Softwarelizenzen" in den vergangenen drei Jahren erstatten. Laut Medienberichten sollen es 20 Millionen Euro sein.
CISPE hatte sich im November 2022 bei der EU-Kommission beschwert, nachdem Microsoft im Monat zuvor seine Vertragsklauseln geändert hatte. Im Mai 2023 nahm die EU-Kommission erste Untersuchungen auf. Dabei ging es unter anderem um Microsofts Cloud-Angebot Azure.
Erweiterte Version
Microsoft werde nun eine erweiterte Version von Azure Stack HCI anbieten, damit die europäischen Cloud-Anbieter auf ihren Infrastrukturen Microsoft-Anwendungen- und Dienste anbieten können. Dazu gehören erweiterte Sicherheitsupdates (ESU), auf Windows 11 basierende virtuelle Desktops und Pay-as-you-go-Lizenzierung. Damit würden auch Störungen behoben, die durch die Übernahme von VMWare durch Broadcom entstanden seien, heißt es in der Mitteilung. Amazon Web Services sei zwar CISPE-Mitglied, wurde aber von den Verhandlungen ausgeschlossen, werde also von den neuen Klauseln nicht profitieren.
Microsoft hat jetzt neun Monate Zeit, um Azure Stack HCI for Hosters zu liefern oder Softwarelizenzprobleme auf andere Weise zu lösen, heißt es weiter in der CISPE-Mitteilung. Um das zu überwachen und zu bewerten, richtet der Branchenverband zusammen mit Microsoft ein "European Cloud Observatory" ein. Falls Microsoft seinen Verpflichtungen nicht nachkommt, werde CISPE seine Beschwerde erneut bei der EU-Kommission einreichen.
Die Coalition for Fair Software Licensing kritisiert, die Einigung sei "Microsofts jüngster Versuch, sich der behördlichen Kontrolle zu entziehen, ohne die zugrunde liegenden wettbewerbswidrigen Praktiken anzugehen, die Millionen von Cloud-Kunden weltweit betreffen". Auch nach dieser Einigung werde Microsoft weiterhin seine unfairen Softwarelizenzierungspraktiken anwenden, um die Auswahl einzuschränken, die Kosten in die Höhe zu treiben und Kunden an sich zu binden. Ein Vergleich mit einigen kleineren europäischen Anbietern, der die große Mehrheit der Kunden und Cloud-Anbieter ausschließt, ändere nichts an Microsofts globalem wettbewerbswidrigen Verhalten.
(anw)