Combots reagiert auf Zweifel an Unternehmensstrategie

Neue Funktionen und eine Banner-Kampagne sollen der bislang kaum gefragten Kommunikationssoftware Combots, die von der web.de-Nachfolgefirma angeboten wird, zu neuen Nutzern verhelfen.

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Von
  • Sascha Mattke

Mit neuen Funktionen und einem Client für Mobiltelefone will der Web.de-Nachfolger Combots mehr Nutzer für seine gleichnamige Kommunikationssoftware gewinnen. Auf einer Pressekonferenz vor Beginn der Ifa in Berlin wiederholte das Unternehmen am Mittwoch eine Mitteilung von Mitte Juli, nach der Combots jetzt auch Chats mit Nutzern anderer Programme wie ICQ, AIM oder Google Talk ermöglicht. Zusätzlich soll die Software ab September mit einer "besonders cleveren" Telefoniefunktion aufwarten. Seit einigen Wochen liegt außerdem eine Beta-Version für drei Nokia-Modelle zum Download bereit.

Nach mehreren Quartalen mit hohen Entwicklungskosten und fast ohne Umsatz (zweites Quartal 2007: 3000 Euro Umsatz, 3,3 Millionen Euro Nettoverlust) scheint Combots-Gründer Michael Greve damit wieder stärker auf technische Innovationen zu setzen als auf Oberflächenkosmetik. Die Erstvorstellung der Software im Juli 2006 hatte bei Beobachtern noch Kopfschütteln ausgelöst; die Firma selbst sprach vollmundig davon, mit einem integrierten System aus Multimedia-Messaging, Telefonie und Dateitransfer den Kommunikationsmarkt aufrollen zu wollen. Im Anschluss daran meldete das Unternehmen hauptsächlich Erfolge bei der Lizenzierung von Zeichentrickfiguren als Nutzer-Avatare.

Die Umorientierung besänftigt auch Kritiker wie den Frankfurter Ex-Banker Christian Strenger, der das Management auf der Hauptversammlung noch hart angegangen war: In Karlsruhe scheine sich endlich Realitätssinn eingestellt zu haben, sagte er dem Magazin Technology Review. Auch im Marketing reagiert Combots auf den bisherigen Misserfolg: Weil die erhoffte virale Verbreitung über Mund-zu-Mund-Propaganda ausblieb, soll jetzt eine klassische Banner-Kampagne neue Nutzer bringen.

Combots ist die Nachfolgerfirma der von Michael Greve und seinem Bruder Matthias gegründeten Web.de. Der Verkauf des Web.de-Portalgeschäfts an United Internet im Herbst 2005 brachte dem Unternehmen ein Startkapital von rechnerisch 354,28 Millionen Euro ein. Damit dürfte Combots zu den mit Abstand bestkapitalisierten Start-Ups der Welt gehören. Mit diesem Umstand und Greves Erfolgschancen im dritten Anlauf beschäftigt sich die Titelgeschichte der neuen Ausgabe von Technology Review. Das Heft ist ab dem 30.8. im gutsortierten Zeitschriftenhandel oder portokostenfrei online erhältlich. (sma)