Comdex: DRM und ein neues Bündnis für Arbeit

Laut dem Präsidenten von Rupert Murdochs News Corp. verliert die Computerbranche durch Softwarepiraterie etwa 4 Milliarden US-Dollar pro Jahr, die Musikbranche jedoch 4 Milliarden pro Monat.

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Von
  • Detlef Borchers

Comdex-Keynotes waren ursprünglich der Weg, auf dem die hellsten Köpfe der Branche den Besuchern etwas über die Zukunft der technischen Entwicklung erzählen konnten. Mit Peter Chernin, dem Präsidenten und COO von Rupert Murdochs News Corporation und der Fox Group, kam ein Vertreter der Industrie zum Zuge, die von dem Griff des Computers nach digitalen Inhalten massiv bedroht wird. Chernin versuchte, den Zuhörern das Ausmaß der Katastrophe klar zu machen: Nach seinen Angaben verliert die Computerbranche durch Softwarepiraterie etwa vier Milliarden US-Dollar pro Jahr, die Musikbranche jedoch vier Milliarden pro Monat. Auf die Bestände einer großen Bibliothek umgerechnet sei das so, als würden monatlich 100.000 Bücher aus der Bibliothek gestohlen, erklärte Chernin. Den anwesenden Computerfachleuten schlug er darum ein strategisches Bündnis von Inhalteanbietern und Technologielieferanten vor. Beide Seiten müssten alles daran setzen, das unerlaubte Kopieren digitaler Inhalte zu unterbinden.

Die gemeinsamen Anstrengungen sollten mehr als die Einführung von Digital Rights Managment (DRM) umfassen. Computerfirmen, die etwa Schulen ans Netz anschließen, sollen nach Chernin für die richtige digitale Erziehung an Schulen sorgen, damit junge Menschen frühzeitig ein Unrechtsbewusstsein entwickeln können. Als Beispiel für die gelungene Zusammenarbeit nannte Chernin die gemeinsame Entwicklung von Kopierschutzmechanismen für die DVD, die einen gesunden Markt entwickelt habe. Leider würde dieser Ansatz bröckeln, erklärte Chernin mit Hinweis auf zahlreiche DVD-Kopierprogramme, die auf der Comdex debütierten. Als nächste Aufgabe von Computer- und Medienindustrie nannte er die Verschlüsselung von Inhalten, die mit der Breitbandkommunikation übertragen werden: "Wir müssen es noch einmal machen, diesmal nur besser und in größerem Stil." In einem eingespielten Film machte sich die Creme der Hollywood-Regisseure von Spielberg über Lucas und Scott bis hin zu Lynch für die "neue Sicherung" stark.

Chernin betonte, dass es ihm nicht um den Gelegenheitsbrenner gehen würde, der eine CD kopiere, um sie auch im Auto hören zu können. So eine Handlung bereite niemand ein Problem. Schlimm sei aber schon, mit welchen Begründungen das Kopieren unterfüttert werde. Fassungslos mache es ihn, wenn gestandene Erwachsene die Dinosaurier-Theorie anführen (die Medien haben den digitalen Zug verschlafen) oder die Big-Bull-Theorie vertreten (die Medien behindern den freien, auch zeitversetzten Zugang zu Inhalten). Am schlimmsten sei jedoch die Haltung "Zeig's den Anzügen", die Medienproduzenten als Big-Brother-Typen und gierige kapitalistische Teufel hinstelle. Diese Haltung würde an den Wurzeln der amerikanischen Kultur rütteln und die Leidenschaft der Künstler missachten, die ihr Leben in Songs und Filme legen würden. (Detlef Borchers) / (jk)