Comdex: Datenbanken gegen den Terror

Homeland Security und Total Awarness Information System waren zwei Schlagworte für den "Biosecurity Summit" und die Comdex-Debatte um "Fortgeschrittene Technik und das Recht auf Privatsphäre".

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Von
  • Detlef Borchers

Parallel zur Comdex hat Las Vegas viel zu bieten, und damit sich nicht die Spielcasinos gemeint. 6.500 Kongresse sollten nach Angaben der Convention and Visitors Authority von Las Vegas (LVCVA) in diesem Jahr erreicht werden. Eine der parallel zur Comdex stattfindenden Versammlungen ist die ApacheCon, eine andere der Biosecurity Summit. Auf dieser Veranstaltung hat der Comdex-Veranstalter Key3Media alle Firmen versammelt, die biometrische Produkte, aber auch allgemeine Logistik-Hard- und Software wie etwa Transponder und andere ID-Systeme herstellen.

In der Keynote zur Eröffnung dieser Nebenmesse warnte Israels Ex-Premierminister Ehud Barak eindringlich vor neuen Terrorattacken der Al Quaida und von "schlimmen Despoten wie Saddam Hussein". Barak lobte die USA für ihr konsequentes Auftreten und die Einrichtung des Homeland Security Departments. Gleichzeitig kritisierte er das amerikanische Gottvertrauen, wenn etwa die Belüftungsanlagen der großen Vegas-Casinos vollkommen ungeschützt auf Dächern liegen, die einfach zu erreichen sind.

Barak warnte vor neuen Attacken, weil "Terroristen die Vorteile der neuen Technologie genauso gut ausspielen können wie Staaten". Misslich sei es dabei, dass die technologische Debatte ausschließlich um Cyberterrorismus geführt werde. Als Beispiel verwies Barak auf die sträflich ungeschützte zivile Schifffahrt, die vorzüglich für Terrorattacken geeignet sei. Mit präparierten Containern und ihrer Verfolgung via GPS und einigen wenigen Funksignalen könnten die Terroristen großen Schaden anrichten. "Es ist erschreckend, wie einfach eine koordinierte Attacke mit präparierten Containern voller biologischer Kampfstoffe möglich ist", erklärte Barak und forderte die USA auf, eine große Datenbank zu errichten, in der diese Containerbewegungen neben vielen anderen Details wie KFZ-Kennzeichen und Flughafenkontrollen verfolgt werden. "Wir brauchen eine globale Datenbank, zu der alle Staaten im Kampf gegen den Terror ihre Daten beitragen."

Auf der Comdex selbst stieß Baraks Aufruf eher auf Ablehnung. In einer "Great Debate" zum Thema "Terrorism & Liberty: Advanced Technology and the Right to Privacy" referierte der EPIC-Vertreter Marc Rotenberg über das "Total Awareness Information System", das der Ex-Admiral John Pointdexter einrichtet. Rotenberg warnte eindringlich vor den Folgen, die solch ein Informationssystem für die Privatspäre aller Amerikaner habe.

Moderator Mark Grossman, dem Publikum bekannt als TechLaw-Kolumnist, ließ das Publikum abstimmen, ob es ein Awareness-Sytem wünsche. Das Ergebnis war eine vernichtende Niederlage für das Vorhaben; allein eine Datenbank mit allen verurteilten Tätern fand die Zustimmung der Zuhörer.

Den Gegenpart von Rotenberg nahm der frührere Rechtsanwalt Lawrence M. Dietz ein, bei der Firma Symantec für Market Intelligence zuständig. Dietz betonte, dass der Staat in Kriegszeiten sehr wohl das Recht habe, verfassungsmäßige Freiheiten straffer zu definieren. Dietz verwies darauf, wie viele Daten US-Bürger freiwillig übermitteln würden, wenn sie sich etwa für Vielfliegermeilen registrierten. Diese Daten müssten durchsucht werden können, im Gegenzug zu den Vorteilen eines schnellen Check-ins, den Vielflieger genießen würden. Sofort ließ Moderator Grossman wieder abstimmen. Ergebnis: Eine Niederlage für den Vorschlag, freiwillig abgegebene Daten dem Kampf gegen den Terror zuzuführen. "Sie alle sind nicht bereit, im Krieg gegen den Terror etwas zu tun", rief ein entrüsterter Zuhörer. "Wer bestimmt denn, dass wir im Krieg sind?", kam die Antwort.

Im Unterschied zum vergangenen Jahr gibt es keine Sicherheitsauflagen auf der Comdex. Allein vor den Keynotes erfolgt ein flüchtiger Blick in die Taschen und Rucksäcke. Eine Ausnahme war die Keynote von Bill Gates, bei der Taschenverbot herrschte und Metalldetektoren zum Eindatz kamen. Das Taschenverbot galt nicht für Journalisten, die schwerbepackt mit ihren Kameraausrüstungen und Laptops ungehindert passieren durften und auch noch in der Nähe von Bill Gates platziert wurden. (Detlef Borchers) / (jk)