Computerbranche überholt Autoindustrie

Die Unternehmen aus Informationstechnik und Telekommunikation werden in diesem Jahr erstmals einen Umsatz von mehr als 200 Milliarden Mark erzielen und damit "pünktlich zu Beginn des neuen Jahrtausends" den Automobilsektor überholen. Das prognostizierte Franz-Josef Wissing, Hauptgeschäftsführer des Zentralverbandes Elektrotechnik (ZVEI), zum CeBIT-Auftakt auf einer Pressekonferenz.

Das Wachstum der gesamten Branche setzt sich ungebremst fort: 1998 mit 6,5 Prozent auf 191 Milliarden Mark Umsatz. Für 1999 wird ein Zuwachs von 7,8 Prozent auf 206 Milliarden Mark erwartet. Einzelne Sparten, wie beispielsweise die Mobilkommunikation, melden Rekordumsätze: Die Zahl der Mobilfunkteilnehmer ist um 70 Prozent auf fast 14 Millionen gestiegen. Rund 1,7 Millionen Menschen sind mittlerweile in der gesamten Kommunikations- und Computerwirtschaft einschließlich der Medien beschäftigt.

Den guten Zahlen zum Trotz kritisiert der ZVEI gemeinsam mit dem VDMA, daß Deutschland die Wachstums- und Beschäftigungspotentiale nur unzureichend ausschöpfe. Jörg Menno Harms, Geschäftsführer des Fachverbandes Informationstechnik im VDMA und ZVEI, forderte die rot-grüne Bundesregierung auf, eine "Technik-Offensive" einzuleiten. Allein die Ausstattung des öffentlichen Dienstes mit Informationstechnik sei "vielfach anachronistisch", erklärte Harms. Die Technikoffensive müsse beim öffentlichen Dienst beginnen, Schulen und Hochschulen einbeziehen und auch die gesetzlichen Rahmenbedingungen verbessern. Allein für den Bereich Schule rechnet Harms mit Kosten von etwa 4 Milliarden Mark, die durch "eine neue Form von Public-Private-Partnership" aufgebracht werden sollen. Die IuK-Industrie habe der Bundesregierung ein "Bündnis für Bildung" angeboten, um die "wesentliche Wachstumsbremse, den Mangel an qualifizierten Arbeitsplätzen", langfristig zu lösen. Ferner fordern die Verbände, daß etliche "diskrimierende Steuern" wie Abfall-, Urheber- und Rundfunkabgaben für Computer gestrichen werden. (wst)