Computex: Mini-PCs soweit das Auge reicht

Nachdem das Geschäft mit Mainboards nicht mehr so gut läuft, stürzen sich immer mehr Hersteller auf die Fertigung knuffiger kleiner PC-Barebones.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 67 Kommentare lesen
Lesezeit: 7 Min.
Von
  • Georg Schnurer

MSI Mega 865

In schlechten Zeiten überleben nur die flexiblen Firmen -- da wundert es kaum, dass immer mehr Boardhersteller versuchen, neue Geschäftsfelder zu erschließen. Eine neue Spielwiese, auf der sich immer mehr Anbieter tummeln, sind Mini-Barebones, also hochkompakte kleine Rechner zum Selberaufrüsten. Sie bestehen in der Regel aus einem kleinen Gehäuse nebst passendem Netzteil, Kabelage und vormontiertem Board. Oft komplettiert auch noch ein geeigneter CPU-Kühler den PC-Bausatz. CPU, Hauptspeicher, Festplatte und optisches Laufwerk muss der Käufer selbst kaufen und einbauen.

Das Angebot dieser Mini-Barebones war auf der Computex geradezu überwältigend: Neben den bereits etablierten Herstellern in diesem Marktsegment versuchten sich viele Newcommer an eigenen Designs mit teilweise verblüffenden neuen Ansätzen. Alte Hasen im Geschäft wie etwa Shuttle beeindruckten durch die schiere Vielfalt der verfügbaren Modelle. Jüngster Zugang der inzwischen 15 Mitglieder starken XPC-Familie sind die Modelle SB62G2 (Pentium 4, i865PE), SB75G2 (Pentium 4, i875P) und das Athlon-64-Modell SN85G4 (Nvidia nForce 3).

In die Fußstapfen von Shuttle will -- zumindest was die Modellvielfalt angeht -- wohl MSI treten: Die Mega-PC-Serie wurde massiv erweitert. Das bereits in Deutschland erhältliche Modell Mega 400 (Pentium 4 bis 2,8 GHz, SiS 651) mit integriertem Radio und Card-Reader soll es künftig auch mit grüner Front geben. Der Mega 180 mit eleganter schwarzer Front ist ein prinzipiell baugleiches Gerät mit leicht abgespeckten Bedienelementen. Wer den SiS-Chipsatz nicht mag, der könnte sich für den Mega 865 interessieren. Das ebenfalls schwarze Gerät nutzt Intels i865G, hat ein modifiziertes Display und hält einen AGP- und einen PCI-Slot für Erweiterungen bereit. Wer statt des integrierten Radios lieber einen zweiten 5,25"-Einbauplatz haben will, den bedient MSI mit dem EZ-Mega 865. Der Quader im schlichten Design nutzt ebenfalls ein Board mit i865G-Chipsatz und wartet wie die anderen Mega-Modelle mit einem integrierten Card-Reader auf.

Anders als Shuttle bietet MSI auch Barebones mit flachem Gehäuse an. Die Hermes-Familie (845GV, 651-P) ergänzt nun Hetis, ein klassischer Mini-PC mit einen 3,5"- und einem 5,25"-Einbauschacht. Bei diesem Modell nutzt MSI Intels i865G- und -GV-Chipsatz mit integrierter Grafik. Statt des AGP-Steckplatzes gibt es im Hetis zwei PCI-Sockel.

Iwill ZPC Athlon 64

Mit einer besonderen Duftnote präsentiert sich der DigiDice von Abit: Die Abwärme des CPU-Kühlers wird genutzt, um Duftöl verdampfen zu lassen. Da das Barebone auch für Pentium-4-Prozessoren mit FSB800 (Chipsatz i865G) ausgelegt ist, dürfte es an Wärme nicht mangeln. Passendes Öl gehört zum Lieferumfang; über die Duftnote schweigt sich die Verpackung allerdings aus. Ansonsten besitzt der DigiDice ein LC-Display, eine Fernbedienung, vier Soft-Keys und einen Übertaktungs-Drehknopf, wie ihn Elitegroup schon beim EZ-Buddie eingeführt hat. Hinter einer Frontklappe stehen Anschlüsse für USB, FireWire und Sound sowie ein 6-in-1-Speicherkarten-Leser bereit. Intern lassen sich jeweils zwei 3,5- und 5,25-Zoll-Laufwerke (Parallel/Serial ATA), eine AGP- und eine PCI-Karte einbauen. Ein 100-MBit-LAN-Adapter und 5,1-Sound mit SPDIF-Ausgang sind vorhanden.

Das flache DigiMatrix von Asus nutzt einen SiS-Chipsatz und eignet sich für einen Pentium 4 oder Celeron mit maximal 2,4 GHz und FSB533. Es bietet einen GBit-LAN-Port sowie WLAN (802.11 b). Ein Lautstärkeregler auf der Frontplatte, die "Audio-DJ"-Funktion und ein LC-Display ermöglichen Radio-Empfang und das Abspielen von Audio-CDs ohne Booten des Betriebssystems. Auch hier gehören ein Kartenleser, SPDIF-Ausgang und analoger 5.1-Sound zum Lieferumfang, die Geräuschentwicklung gibt Asus mit 30 dBA an. Mit DVD/CD-RW-Kombi-Laufwerk soll der Preis bei 500 Euro liegen, mit DVD-Writer bei 660 Euro.

Epox hat mit dem "eX5 Mini Me" ebenfalls ein Multimedia-Barebone angekündigt, das auch MP3-CDs ohne Booten des Betriebssystems abspielen soll und ebenfalls Übertaktungsfunktionen bietet. Es nutzt Intels i865G-Chipsatz, bietet je einen PCI- und einen AGP-Slot, 5.1-Sound, einen FireWire-Port sowie die üblichen PC-Schnittstellen.

Iwill hat seine XP4-Barebone-Serie überarbeitet. Das Ergebnis heißt XP4evo und wartet mit einen kompakten Gehäuse, bunter Frontseite und ansonsten kaum Neuem auf. Spannender ist da schon der iMAX. Bei diesem etwas voluminöseren Gerät hat Iwill sich ein neues Kühlkonzept ausgedacht, von dem man sich eine deutliche Minderung des Geräuschpegels verspricht. Die Abwärme der CPU führt -- wie bei Shuttles XPCs -- eine Heatpipe ab. Doch anders als bei den XPCs sorgen bei Iwill zwei große Lüfter im Netzteil für die notwendige Durchlüftung des Gehäuses. Man darf gespannt sein, wie laut dieses auf dem i865G-Chipsatz bssierende Barebone letztlich sein wird.

Apropos XPC: Iwills Antwort auf diese Namensgebung ist der ZPC: Ein hochkompakter Rechner mit Slimline-Laufwerk, den es derzeit für Intels Pentium-4-Prozessor (bis 2,53 GHz) gibt. Im Dezember soll aber auch ein Modell mit AMDs Athlon 64 auf den Markt kommen.

Eine ganze Palette neuer Barebones präsentiert Acorp. Die zumeist quaderförmigen Geräte bilden vier Modellreihen: Activa, Axis, Access und Acess Q. Letztere stecken in einem Gehäuse mit verspiegelter Front, das stark an die Barebones von Soltek erinnert. Die beiden Access-Modelle (AC4-3, Pentium 4, SiS661FX und AC7-3, Athlon XP, VIA KM400) sind eher schlicht in Schwarz und Grau gehalten. Die drei Activa-Modelle mit SiS661FX- (AT4-3, P4), KM400- (AT7-3, Athlon XP) und i865G-Chipsatz (AI4-4, P4) besitzen wie die Mega-PCs von MSI ein integriertes Radio. Die Axis-Familie besteht derzeit nur aus einem Mitglied, dem AX4-4 mit i865G-Chipsatz, AGP- und PCI-Steckplatz sowie einem Display an der Gerätefront.

AOpen schickt seinen XC-Cube ins Rennen um die Gunst der Käufer. Das rundlich wirkende Gerät ist in verschiedenen Farben erhältlich. Das Modell EZ18 verwendet Nvidias nForce2-GT-Chipsatz und eignet sich für Athlon-XP- und Duron-Prozessoren, das Intel-Pendant heißt EZ65 und nutzt den i865G.

Auch FIC will im Mini-PC-Geschäft mitmischen und hält dazu den Ice Cube bereit. Das Gerät mit Griff und i865G-Chipsatz haben wir allerdings bereits bei anderen Anbietern bewundern dürfen. Fragt sich also, wer hier eigentlich der Hersteller ist. (gs)