Corona-Kontakttracking: Luca-Konkurrenten setzen auf gemeinsame Schnittstelle

Seite 2: Gemeinsame Schnittstelle soll Gesundheitsämtern helfen

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Die baden-württembergische Datenschutzbehörde, deren Leiter Stefan Brink sich bereits für das Luca-System stark gemacht hat, betont auf Anfrage, dass personenbezogene Daten in solchen Systemen "bestmöglich" geschützt werden müssen. "Dazu gehört, dass weder der Anbieter der App noch der Veranstalter Zugriff auf die Daten der Kontaktnachverfolgung haben, sondern ausschließlich die Gesundheitsämter. Die Luca-App ist nach unserer Kenntnis die einzige, die diese Anforderung umsetzt."

Tatsächlich scheint eine doppelte Verschlüsselung mit einem Schlüssel des Gesundheitsamts und einem des Veranstalters bisher die Ausnahme zu sein – neben Luca fällt dabei nur bomocha mit einem ähnlichen Ansatz auf, bei dem der QR-Code mit den verschlüsselten Gästedaten auch auf Papierausweisen stehen könnte. Ob die Verschlüsselungskonzepte jedoch tatsächlich sicher funktionieren, lässt sich kaum überprüfen. Bis auf wenige Ausnahmen wie recover oder das kleine Hackathon-Projekt "IchBinDa" setzt bisher niemand auf Open Source, die Luca-Betreiber wollen den Quellcode erst Ende März offenlegen.

Während die App Luca an ihrer direkten Anbindung an Gesundheitsämter arbeitet und auch die Entwickler der Corona-Warn-App ein offenes "Gateway" angekündigt haben, wollen die Anbieter hinter "Wir für Digitalisierung" nun ebenfalls Fakten schaffen und die Datenübermittlung an die Gesundheitsämter vereinheitlichen. Statt für einen Tracing-Fall viele Excel-Listen von unterschiedlichen Betreibern oder Unternehmen abzufragen oder für jedes System eine eigene Schnittstelle zu programmieren, soll eine gemeinsame Plattform die Anfragen der Gesundheitsämter bündeln und automatisch an den gewünschten Anbieter weiterleiten.

"Wir testen diese Ende-zu-Ende-Kontaktverfolgung zusammen mit dem Gesundheitsamt der Stadt Köln", erklärt Kus. Er wolle sicherstellen, dass die Plattform zu den Prozessen des Amtes passe. Ein Prototyp sei bereits fertig, fünf Check-In-Systeme angeschlossen. Eine direkte Übernahme der Gästedaten in Gesundheitsamt-Systeme wie Sormas oder Mikado sei ebenfalls geplant, ebenso wie die Veröffentlichung des Quellcodes. Kus hält es für besser, alle bereits bestehenden Systeme zu integrieren und einen Wettbewerb um das beste System zuzulassen, statt eine App flächendeckend einzuführen. Er betont: "Luca ist auf unserer Plattform herzlich willkommen."

Landen Kontaktpersonen aus einem der Systeme schließlich beim Gesundheitsamt, bekommen sie wie gehabt eine E-Mail oder einen Anruf. Nur Luca wirbt bisher mit einem direkten Rückkanal innerhalb der App, der die Nutzer bei Datenzugriffen noch vor dem Anruf des Gesundheitsamts informieren soll, während das Schweizer CrowdNotifier-Protokoll mit der App NotifyMe seine Nutzer ohne weitere Kontaktdaten nur in der App informiert.

Wörner, Kus und e-guest-Mitgründer Paul Kalisch erklären jeweils auf Nachfrage, dass sie sich aus Datenschutzgründen bisher gegen einen direkten Rückkanal entschieden haben – schließlich sei das laut den Corona-Verordnungen Sache der Ämter. Kus erklärt jedoch, dass man einen Rückkanal bei der gemeinsamen Plattform berücksichtigen wolle – "wann er bei uns kommt, ist aber noch unklar." Die baden-württembergische Datenschutzaufsicht jedenfalls hat nichts gegen eine zusätzliche digitale Benachrichtigung, die den Datenzugriff transparent mache: "Durch sie kann die betroffene Person frühzeitig zur Vorsicht und zur Abklärung der eigenen Infektiosität veranlasst werden."

(anw)