Corona-Logbuch über Alltagsveränderungen: Forscher werten Daten aus

Die Corona-Pandemie hat im Alltag viel verändert. Bürger haben das in einem Online-Tagebuch dokumentiert, das nun von Forschern ausgewertet wird.

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(Bild: Projektseite)

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Von
  • dpa

Wie hat sich unser Alltagsverhalten in der Corona-Pandemie verändert? Haben die Einschränkungen zu einem nachhaltigeren Lebensstil geführt und was bleibt von den Veränderungen übrig? Diesen Fragen gehen seit etwa zwei Jahren Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen der Hochschule für nachhaltige Entwicklung in Eberswalde (HNEE) nach. Sie haben im "Logbuch der Veränderungen" Dokumentationen von Alltagsbeobachtungen gesammelt, um Veränderungsprozesse in der Pandemie nachvollziehen zu können.

"Für uns alle ist Alltag in einer Pandemie ein neues Phänomen", sagt Bettina König, Forscherin am Forschungszentrum Nachhaltigkeit – Transformation – Transfer der Deutschen Presse-Agentur.

In dem Online-Tagebuch notieren Menschen ihre Beobachtungen während der Corona-Zeit, die dann ausgewertet werden. 1200 Einträge seien inzwischen eingegangen, berichtet die Projektleiterin. "Einträge kommen aus ganz Deutschland, das Interesse ist groß." 4500 Mal sei die Seite bereits besucht worden. Die Corona-Pandemie als Gesundheitskrise sei ein unerwartetes Ereignis, an dem sich viel zeige, so ihre Einschätzung.

Bei den Einträgen sei es zu Beginn der Pandemie um ausführliche Beschreibungen konkreter Alltagsveränderungen gegangen, aber mittlerweile werde viel mehr über die Veränderungen im Leben reflektiert, erzählt die Forscherin. Sie und ihre Mitarbeitenden sind bei der Auswertung von Dokumenten bereits auf interessante Ergebnisse gestoßen. "Corona ist mehr als eine Krankheit und wirkt in alle Bereiche der Gesellschaft. Wie viel mehr wir daraus lernen können, hat uns selber auch überrascht", berichtet König.

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So hätten die Einträge ins Online-Tagebuch unter anderem gezeigt, dass sich das Mobilitätsverhalten geändert habe. Einige Menschen seien mehr mit dem Fahrrad zur Arbeit gefahren – auch längere Strecken. Zudem sei das Nachdenken darüber, wie oft man einkaufen gehe, wo und unter welchen Risiken, in der Pandemie präsent, berichtet die wissenschaftliche Mitarbeiterin. Auch welche Lebensmittel man kauft – zum Beispiel Bioprodukte oder Haltbares – finde sich in den Alltagsüberlegungen wieder. "Die grundlegende Bewertung einiger Alltagsdinge hat sich geändert, aber was bleibt langfristig und nachhaltig davon?", fragt sich König.

Die Wissenschaftlerin betont, dass die Auswertung keine repräsentative Pandemieforschung sei, sondern eine qualitative und entdeckende Forschung – mit Beteiligung der Bevölkerung und ohne vorgefasste Annahmen.

Das Logbuch wird noch weitergeführt, die Auswertung läuft. Natürlich überlagert die Bewertung der Corona-Regeln derzeit noch die individuelle Bewertung einiger Alltagsveränderungen, sagt König. "Es liegt noch eine "dicke Schicht" darauf, was an Alltag übrig bleibt und was davon im Sinn nachhaltiger Entwicklung hilfreich ist oder nicht." Das Zusammenwirken von Wissenschaftlern und Bevölkerung beim Logbuch fasst sie so zusammen: "Wir sind die Experten für Methoden, die Bürgerinnen und Bürger sind die Experten des Alltags und der Veränderung."

(kbe)