Corona-Pandemie: Chipmangel bremst Würzburger Satelliten-Forschung aus

Mini-Satelliten aus Würzburg sind der Fachwelt global bekannt. Bei der Grundlagenforschung geht es ums Klima. Doch aktuell geht es nicht voran – unverschuldet.

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(Bild: IM_photo/Shutterstock.com)

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  • dpa

Corona bremst auch die Arbeit der Kleinsatelliten-Forscher in Würzburg aus, die eigentlich 2022 neue Tests im All starten wollten. "Dieser Chipmangel in der Automobilindustrie – das macht sich auch bei uns leider sehr stark bemerkbar", erklärte Wissenschaftler Klaus Schilling vom unabhängigen Forschungsinstitut Zentrum für Telematik (ZfT). "Die Lieferketten sind langsamer geworden."

Dies habe massive Auswirkungen auf den Bau der Satelliten, die mithilfe von Verfahren ähnlich der Computertomographie ins Innere von Wolken blicken sollen. "Wir können im Moment die leistungsfähigen Kameras nicht geliefert bekommen, weil die Hersteller dieser Kameras ihre Bauteile nicht kriegen." Daher werde sich der für das neue Jahr geplante Start von zehn Nano-Satelliten, die detaillierte Aufnahmen der inneren dreidimensionalen Struktur von Wolken ermöglichen (CloudCT) sollen, wohl auf 2023 verschieben.

Ziel des Projekts sei es, durch den Blick ins Innere der Wolken mehr über die Struktur und die Bestandteile von Wolken zu lernen und damit Umweltverschmutzung und Klimaveränderung besser vorhersagen zu können, sagte Schilling. Die Satelliten sollen sich in einer Formation selbst organisieren und durch ihre Lageänderungen optimale Beobachtungsbedingungen im Raum schaffen, um so die Computertomographie einer Wolke zu ermöglichen. Sie könnten aber zum Beispiel auch bei Vulkanausbrüchen eine 3D-Karte von Aschewolken aufnehmen. Damit soll es für Flugzeuge etwa einfacher werden, diese zuverlässig und sicher zu umfliegen.

Um die – noch fehlenden – Spezialkameras will das bis zu zehn Mann starke Würzburger Forschungsteam später die Mini-Satelliten bauen. "Sie müssen die Kamera auf das Ziel, die gemeinsame Wolke, bei allen zehn Satelliten entsprechend genau ausrichten", erläuterte Schilling. Die Satelliten sollen sich später untereinander austauschen und trotz einer Geschwindigkeit von rund 30.000 Kilometern pro Stunde im All auf die Wolke fixiert bleiben. Diese sogenannte Lageregelung müsse vorher auf der Erde ausführlich getestet werden. "Denn wenn es erstmal hochgeschossen ist, dann hat man keinen Zugang mehr."

Das Geld für die CloudCT-Mission kommt vom europäischen Forschungsrat. Schilling ist Vorstand des Zentrums für Telematik in Würzburg und war 2018 gemeinsam mit zwei Wissenschaftlern aus Israel mit diesem ERC-Forschungspreis im Wert von 14 Millionen Euro ausgezeichnet worden.

Trotz coronabedingter Einschränkungen gibt es nach Schillings Worten aber auch positive Entwicklungen für das Projekt. "Bei Raketenstarts wächst die Anzahl der Anbieter stark. Insofern beobachtet man für den großen Kostenfaktor Raketenstart eine deutliche Kostenreduktion."

Der erste deutsche Pico-Satellit kam 2005 von Schillings Team an der Universität Würzburg und hieß "Uwe-1". Seine Mission: via Internet im All Signale an die Bodenstation senden und das in Experimenten optimieren. Aktuell bauen seine Studenten am Lehrstuhl Informatik VII gerade an "Uwe-5" für Telekommunikationsexperimente in der Grundlagenforschung.

Kleine Satelliten sind in Entwicklung und Platzierung in der Umlaufbahn deutlich günstiger als ihre großen Geschwister, deshalb bieten sie sich für Hochschulprojekte und Forschungsaufgaben an. Das Zentrum für Telematik ist eine außeruniversitäre Einrichtung. Es finanziert sich etwa durch Aufträge der EU, der Europäischen Weltraumorganisation ESA, des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt und der Industrie.

(mho)