Coronavirus: Sechs afrikanische Länder produzieren mRNA-Impfstoffe

Das mRNA-Verfahren soll in Afrika nicht nur für die Produktion von Covid-19-Impfstoffen, sondern auch für die Bekämpfung anderen Krankheiten genutzt werden.

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Mehrere Glasampullen mit Impfstoff.

(Bild: M-Foto/Shutterstock.com)

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Von
  • Monika Ermert

Ägypten, Kenia, Nigeria, Senegal, Südafrika und Tunesien erhalten als erste Länder in Afrika das Know-how, mit dem sie mRNA-Impstoffe gegen Covid-19 herstellen können. Das sagte der Generalsekretär der Weltgesundheitsorganisation (WHO), Tedros Adhanom Ghebreyesus, auf dem EU-Afrika-Gipfel in Brüssel am Freitag.

Die Ankündigung des WHO-Generalsekretärs sehen die afrikanischen Vertreter auf dem Gipfel als Schritt in Richtung der biotechnologischen Souveränität. Das mRNA-Verfahren solle in Afrika nicht nur für die Produktion von Covid-19-Impfstoffen, sondern künftig auch für die Bekämpfung von Krankheiten wie Malaria, aber auch von Krebs genutzt werden. Derzeit sind auf dem Kontinent etwa 11 Prozent der Bürger gegen das Coronavirus geimpft.

"Die Covid-19-Pandemie hat uns wie kein anderes Ereignis Grenzen und Gefahren der Abhängigkeit von einer kleinen Handvoll von Firmen für die Produktion eines globalen, öffentlichen Gutes gezeigt", sagte Ghebreyesus. Medizinische Katastrophen könnten nur bekämpft und universelle Gesundheit nur erreicht werden, wenn in allen Regionen der Welt die Kapazitäten zur Herstellung der entsprechenden Produkte geschaffen würden, damit alle darauf Zugang haben.

Südafrikas Staatspräsident Cyril Ramaphosa ergänzte, künftig müssten Impfstoffpools wie Covax Impfstoffe für Afrika auch von den afrikanischen Herstellern beziehen, um die Marktchancen der Newcomer zu gewährleisten. Kürzlich hatte die südafrikanische Firma Afrigen Biologics bekannt gegeben, für den von der WHO initiierten mRNA-Hub einen mRNA-Impfstoff auf der Basis des Moderna-Präparats entwickelt zu haben.

Ramaphosa appellierte in Brüssel erneut an die Europäer, der Aussetzung von Patentansprüchen während der Pandemie zuzustimmen. Nach wie vor blockieren die Europäer das von der Welthandelsorganisation aufgelegte Patentschutz-Moratorium. Ein solches könnte den neuen Impfstoffproduzenten in Afrika wohl auch helfen, ihren Produktionsstart zu beschleunigen.

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Viele europäische Regierungen, allen voran Deutschland, hatten die Freigabe bislang hartnäckig abgelehnt. Afrigen Biologics hatte Modernas mRNA-Verfahren für seinen Nachbau ausgewählt, weil die US-Firma angekündigt hatte, während der Pandemie auf eine Durchsetzung ihrer Patente zu verzichten.

EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen begrüßte in Brüssel den Erfolg des auch von der EU finanziell unterstützten Hubs. Zur Patentfrage sagte sie, dass "Zwangslizenzen" auf dem letzten Wegstück der afrikanischen Impfstoffproduktion das Mittel der Wahl sein könnten. Solche Zwangslizenzen und stark gedeckelte Preise könnten die Brücke sein, die begehbar sein könnte bei gleichzeitiger Wahrung des wichtigen Schutzes der intellektuellen Leistung der Wissenschaftler.

Die Organisation Ärzte ohne Grenzen (MSF) forderte demgegenüber einmal mehr eine sofortige Freigabe der Patente. Dies könnte auch zum jetzigen Zeitpunkt die Produktion der Impfstoff auf Moderna-Basis und der WHO noch beschleunigen. MSF hatte insgesamt 100 Pharmafirmen weltweit ausgemacht, die in der Lage wären, dezentral mRNA-Impfstoffe zu produzieren.

(anw)