Creditreform-Umfrage: "Nahezu depressive Züge" bei mittelständischen Unternehmen

Befragte kleine und mittlere Betriebe in Deutschland sehen überwiegend schwarz, was Auftragslage und Umsätze betrifft, und wollen auch kaum jemanden einstellen.

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Sitzender Anwender am Laptop, der die Hand vor das Gesicht hält und eine depremierte Stimmung ausdrückt.

Einer repräsentativen Befragung der Creditreform-Wirtschaftsforschung zufolge hat sich die Stimmungslage bei kleinen und mittleren Unternehmen in Deutschland verschlechtert.

(Bild: tsyhun/Shutterstock.com)

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Von
  • dpa

Die Wirtschaftsforschung der Auskunftei Creditreform hat mit einer repräsentativen Umfrage unter 1200 kleinen und mittleren Unternehmen in Deutschland die Stimmungslage abgeklopft. Die Ergebnisse der Studie spiegeln keinen Optimismus wider.

Zwischen Mitte August bis Mitte September 2024 befragte Creditreform 1200 repräsentativ ausgewählte Betriebe unter 500 Beschäftigten und einem Umsatz von nicht mehr als je 50 Millionen Euro zu ihrer Geschäftslage und ihren Erwartungen. Das Ergebnis dieser Herbststudie, von der in Kürze auf der Creditreform-Website unter "Wirtschaftslage und Finanzierung im Mittelstand" Details zu sehen sein sollen, kommentiert Patrik-Ludwig Hantzsch, der Leiter des Wirtschaftsforschungszweigs bei der Auskunftei, mit der Einschätzung, der Mittelstand zeige "nahezu depressive Züge. Die Stimmung sei "so schlecht wie zur Corona-Hochzeit, als keiner wusste, wie schlimm die Pandemie noch wird".

Der Umfrage zufolge hat sich die Stimmungslage im deutschen Mittelstand weiter verschlechtert und bleibt angespannt. Geringe Investitionstätigkeit und die schwache Konsumneigung in der Gesellschaft belasteten demnach die Geschäfte der Unternehmen schwer. Jeder Dritte der Befragten musste Auftragseinbußen hinnehmen, lediglich 18 Prozent verzeichneten wachsende Auftragseingänge. Nur knapp ein Viertel der Unternehmen erzielte in den vergangenen Monaten ein Umsatzplus. Es sei 20 Jahre her, dass das Geschäftsklima im Mittelstand zwei Jahre in Folge negativ war, sagte Hantzsch. "Die gute Stimmung zu Jahresbeginn, die Konjunkturexperten und die Bundesregierung verbreiteten, war leider verfrüht."

Vor allem im verarbeitenden Gewerbe und im Handel habe sich die Situation deutlich verschlechtert, heißt es. Zu einem Einbruch kam es der Untersuchung zufolge besonders im Bausektor. Der Mittelstand, der der Industrie zuliefere, gerate in der aktuellen Konjunkturschwäche zunehmend unter Druck, die steigende Zahl an Insolvenzen sei nur der Anfang, so Hantzsch. Knapp 80 Prozent der Mittelständler sind laut Umfrage unzufrieden mit der Wirtschaftspolitik der Bundesregierung. Die drängendsten Themen sind aus der Sicht der Unternehmen der Bürokratieabbau sowie der Fachkräftemangel. Unsichere Wirtschaftsaussichten und fehlende Liquidität hemmen der Untersuchung zufolge die Investitionsbereitschaft. Lediglich 40 Prozent der Firmen planen Investitionen. Dies ist zwar mehr als im Vorjahr, aber laut Creditreform weniger als im Durchschnitt der vergangenen Jahre.

Die negative wirtschaftliche Entwicklung wirkte sich auch auf den Arbeitsmarkt aus. Gut 21 Prozent der Unternehmen, und damit noch mehr als 2023, bauten Personal ab. Die Befragten nennen als Gründe dafür hauptsächlich die schwache Auftragslage und den Fachkräftemangel. Die Einstellungsbereitschaft im Mittelstand ist demnach auf den niedrigsten Stand der vergangenen zehn Jahre gesunken.

Aufgrund der nachlassenden Inflation haben weniger Unternehmen ihre Preise erhöht. Nur rund 30 Prozent haben die Verkaufspreise gesteigert, im Vorjahr hatten dies noch 40 Prozent angegeben. Gut 10 Prozent der Anbieter haben ihre Preise gesenkt.

Eine Besserung der Stimmungslage scheint für die befragten Unternehmen überwiegend nicht in Sicht zu sein. Von Maßnahmen der Regierung wie auch von weltwirtschaftlichen Einflüssen erwarten jedenfalls offenbar nur wenige eine Wende zum Besseren.

(psz)