Cyberangriff auf JBS: Fleischfabriken öffnen wieder, bald wieder Normalbetrieb

Vergleichsweise rasch scheint der Fleischkonzern die Folgen des Cyberangriffs zu beheben. Am Donnerstag soll fast wieder die volle Kapazität erreicht werden.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 12 Kommentare lesen

(Bild: JBS)

Lesezeit: 3 Min.

Ein Großteil der Fabriken des weltgrößten Fleischkonzerns JBS war am Mittwoch nach einem Cyberangriff mit Ransomware wieder in Betrieb, am Donnerstag soll der Rest folgen. Das teilte der brasilianische Konzern mit und ergänzte, dass man davon ausgehe, dass die eigene Fleischproduktion bereits am Donnerstag fast wieder mit voller Kapazität laufe. Dem Branchenblatt Beef Central zufolge wird der Betrieb in den australischen Fabriken aber teilweise erst kommende Woche wieder aufgenommen.

Während JBS damit trotzdem vergleichsweise rasch wieder zum Normalbetrieb zurückzukehren scheint, dürfte dieser jüngste Cyberangriff auf kritische Infrastruktur in den USA noch politische Konsequenzen haben. Da eine "notorische" Gruppe aus Russland dafür verantwortlich gemacht wird, wie es die Nachrichtenagentur Reuters ausdrückt, dürfte sie zwischen beiden Staaten Thema bleiben.

JBS ist vor allem in Australien, Süd- und Nordamerika aktiv und der weltgrößte Produzent von Fleisch. Anfang der Woche hatte der Konzern bekannt gegeben, dass er Opfer eines Cyberangriffs geworden ist, dessen ganzes Ausmaß nicht abzusehen war. In Australien musste JBS alle angesetzten Schlachtungen absagen, der Betrieb in Südamerika war nicht betroffen. Nach einem Feiertag in den USA und Kanada waren dort am Dienstag vor allem die Fabriken für die Verarbeitung von Rindfleisch betroffen. In Fabriken für Geflügel und Schweinefleisch wurden zumindest mehrere Schichten abgesagt. Der Konzern hatte versichert, bei der Behebung keine Mühen zu scheuen und das hat sich offenbar ausgezahlt. Trotzdem dürfte es noch etwas dauern, bis alles wieder rund läuft.

In den USA stellt JBS laut Reuters etwa 20 Prozent der Kapazitäten für Rinderschlachtungen. Am Dienstag standen die dafür genutzten Fabriken damit wohl fast komplett still, denn laut Beef Central wurden nur 94.000 Rinder geschlachtet, 27.000 weniger als eine Woche zuvor. Am Mittwoch lag die Zahl der Schlachtungen aber laut Reuters nur noch rund 13 Prozent unter der Vorwoche. Die volle Kapazität dürfte also bald wieder erreicht werden. Insgesamt habe der Cyberangriff deutlich gemacht, dass der Markt für Rindfleischproduktion in den USA in den Händen von lediglich vier Unternehmen sehr stark konzentriert und damit sehr anfällig für solche Eingriffe sei.

In den USA ist der Cyberangriff auf JBS bereits der vierte in diesem Jahr, der Verantwortlichen in Russland zugeordnet wird, auch wenn es noch nicht mehr Details gibt. Man schließe keine mögliche Reaktion aus, erklärte eine Sprecherin des US-Präsidenten laut Reuters. Man sei weiterhin in direktem Kontakt mit dem Kreml und das Thema könnte auch beim anstehenden Treffen zwischen Joe Biden und Wladimir Putin angesprochen werden.

[Update 03.06.2021 – 14:35 Uhr] Das FBI hat die "REvil-Gruppe" für den Angriff verantwortlich gemacht.

(mho)