DGB: Homeoffice kann Frauen Karrierechancen kosten

Homeoffice sollte keine Kinderbetreuung ersetzen, entgegnet der DGB einer Grünenpolitikerin. Die hatte gemeint, Homeoffice sei vor allem für Frauen wichtig.

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Großraumbüro, in dem ein Mann sitzt.

Unbesetzte Plätze in Großraumbüros gab es zu Pandemiezeiten zuhauf.

(Bild: DGB / dah)

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Der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) hat sich in die von den Grünen neu entfachte Diskussion über Arbeit im Homeoffice eingebracht. Er widerspricht der Arbeitsmarktpolitikerin Beate Müller-Gemmeke, laut der das Homeoffice gerade für Frauen wichtig sei, um Familie und Beruf unter einen Hut zu bekommen. "Homeoffice ist kein Ersatz für gut funktionierende Kinderbetreuung", betonte DGB-Vorstandsmitglied Anna Piel.

Frauen brächten sich mehr als Männer in Haushalt und Familie ein, Männer neigten eher dazu, mehr Überstunden zu leisten. "Homeoffice kann deshalb besonders für Frauen erhebliche Nachteile bei der Karriere bedeuten", sagte Piel laut einer DGB-Mitteilung. Durch die ungleiche Nutzung des Homeoffice könne sich die ungerechte Aufteilung von unbezahlter Sorgearbeit in den Familien zu Ungunsten von Frauen verschlechtern.

Prinzipiell sei die Option für Homeoffice zeitgemäß und "gerade mit Blick auf lange Arbeitswege, Kinder- und Angehörigenbetreuung und auch zur Stärkung des Ehrenamts sinnvoll", erläuterte Piel weiter. Wer mehr gleichberechtigte Familien wolle, der sorgte für mehr Kitas, Ganztagsschulen und eine gerechtere Aufteilung der Sorgearbeit durch Gesetze. Das würde denen helfen, die nicht im Homeoffice arbeiten können wie Pflege- oder Lehrkräfte.

Die Grüne Müller-Gemmeke stieß damit im Tagesspiegel Bundesarbeitsminister Hubertus Heil vom Koalitionspartner SPD an, von dem sie eine Regelung für das Recht auf Homeoffice verlangen. Bisher kamen von um nur erste unverbindliche Empfehlungen zum Arbeitsschutz bei hybrider Bildschirmarbeit. Ebenfalls im Tagesspiegel sagte FDP-Bundestagsfraktionsvize Christoph Meyer, die Forderungen der Grünen gingen an den wirtschaftlichen Notwendigkeiten vorbei. Julia Klöckner, wirtschaftspolitische Sprecherin der CDU/CSU-Fraktion, sieht weitere Bürokratie heraufziehen.

Hintergrund ist eine Debatte über die Rückkehr vom Homeoffice ins Büro in Unternehmen wie SAP oder der Deutschen Bank. Im Koalitionsvertrag ist festgelegt, dass Arbeitnehmer künftig ein Recht auf Homeoffice erhalten sollen. Dieses ist jedoch abhängig vom jeweiligen Beruf. Noch ist dieses Ziel nicht umgesetzt worden.

(anw)