DVD-Hacker Johansen vor Gericht

Heute beginnt in Oslo der Prozess gegen den Norweger Jon Lech Johansen, der ein Programm zum Aushebeln der Verschlüsselung von DVDs entwickelt hatte.

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Der Norweger Jon Lech Johansen steht wegen der Entwicklung und Veröffentlichung des Programms DeCSS seit heute in Oslo vor Gericht. Das Tool, mit dem sich die Verschlüsselung und damit der Schutz vor von der Medienindustrie nicht genehmigtem Abspielen von DVDs aushebeln lässt, war im Herbst 1999 vom Hacker-Trio "MoRE" veröffentlicht worden, dessen einziges namentlich bekanntes Mitglied Johansen ist. Am Ende des Prozesses, der auf fünf Tage angesetzt ist, drohen dem mittlerweile 19-Jährigen zwei Jahre Freiheitsstrafe, Geldbußen und Schadensersatzzahlungen wegen illegaler Umgehung einer Sicherheitsvorkehrung. Die Motion Picture Association of America hatte gegen den Norweger Anzeige erstattet.

1999 hatte Johansen DeCSS entwickelt, damit er auf seinem Linux-Rechner mit CSS (Content Scrambling System) geschützte DVDs abspielen kann. Nachdem er das kleine Tool ins Internet gestellt hatte, war es innerhalb von drei Monaten 5000-mal heruntergeladen worden. Die US-amerikanische Filmindustrie ließ die Verbreitung des Tools per einstweiliger Verfügung in New York und Kalifornien verbieten. In New York lehnten zwei Gerichtsinstanzen das Argument der Verteidigung ab, der DeCSS-Quellcode falle unter die Meinungsfreiheit. Sie verboten zuletzt Ende November 2001 die Verbreitung des Tools. Das kalifornische Gericht entschied dagegen im selben Monat, die Veröffentlichung sei rechtmäßig, da der Code unter das Recht auf freie Meinungsäußerung falle. (anw)