Dänemark: Ehemaliger Geheimdienstchef in Untersuchungshaft, Vorwurf "Hochverrat"

Die Sage um den dänischen Auslandsgeheimdienst nimmt kein Ende. Als die ersten Vorwürfe zurückgewiesen wurden, wurde der Ex-Chef im Geheimen festgenommen.

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(Bild: esfera/Shutterstock.com)

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Der 2020 im Zuge eines mutmaßlichen Überwachungsskandals suspendierte Chef des dänischen militärischen Nachrichtendiensts beziehungsweise des Auslandsgeheimdiensts sitzt seit mehr als einem Monat im Gefängnis. Das wurde am Montag bekannt, nachdem ein Verbot, seinen Namen zu nennen, vor Gericht in Kopenhagen aufgehoben wurde. Lars Findsen ist eine von vier Personen, die Anfang Dezember festgenommen wurden, weil sie widerrechtlich streng geheime Informationen weitergegeben haben sollen. Reuters zufolge ist Findsen der Einzige von ihnen, der weiterhin in Haft ist. Welche Vorwürfe gegen ihn erhoben werden, sei unbekannt. Damit nimmt die Saga um Findsen eine weitere Wendung, er selbst nannte die Vorgänge laut örtlichen Medien "komplett verrückt".

Findsen war im August 2020 als Chef des Forsvarets Efterretningstjeneste (FE) suspendiert worden, weil der Geheimdienst nicht nur widerrechtlich dänische Staatsbürger ausspioniert, sondern die dabei gesammelten Daten auch illegal weitergegeben haben soll. Dem damaligen Chef wurden außerdem vorgeworfen, Informationen vor der Aufsichtsbehörde zurückgehalten und falsche Angaben gemacht zu haben. Ein halbes Jahr später hatten dänische Medien dann berichtet, dass der FE der NSA unter anderem dabei geholfen haben soll, deutsche Spitzenpolitikerinnen und -politiker sowie Ministerien im eigenen Land auszuspionieren. Eine mit der Untersuchung der Vorwürfe betreute Sonderkommission hatte die am 12. Dezember aber entschieden zurückgewiesen und erklärt, die suspendierten Personen könnten wieder in den Dienst zurückkehren.

Wie sich nun herausstellt, saß Findsen zu dem Zeitpunkt aber bereits seit mehreren Tagen in Untersuchungshaft. Der Inhaftierung seien lange Ermittlungen vorausgegangen, hatte der Inlandsgeheimdienst PET (Politiets Efterretningstjeneste) damals mitgeteilt, ohne Namen zu nennen. Angeklagt wird Findsen dem Dänischen Rundfunk (DR) zufolge unter einer besonders schwerwiegenden Bestimmung des Strafgesetzbuchs, die unter "Hochverrat" fällt. Es gehe um den Verrat von Staatsgeheimnissen, die Höchststrafe liege bei zwölf Jahren. Dem Bericht zufolge wurde Findsen vorher umfassend überwacht, seine Telefongespräche abgehört. Unter Berufung auf anonyme Quellen ergänzt der DR noch, dass es jetzt um die illegale Weitergabe streng geheimer Informationen an die Presse gehe und nicht mehr eine Weitergabe von Daten an ausländische Geheimdienste.

(mho)