Das Internet - für die meisten Kubaner ein Tabu

Den Propagandakrieg gegen die USA führt Kuba jetzt auch im Cyberspace. Für die meisten Kubaner ist das Internet aber eine No-Go-Area.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 152 Kommentare lesen
Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Klaus Blume
  • dpa

Den Propagandakrieg gegen die USA führt Kuba jetzt auch im Cyberspace. Auf einer soeben vorgestellten Homepage informiert die Regierung in allen Details über die gescheiterte Invasion einer exilkubanischen Truppe in der Schweinebucht im April 1961, deren 40. Jahrestag im nächsten Jahr groß gefeiert werden soll. Wer sich die Seite anschaut, hat dort auch Zugang zu rund 150 Fotos.

Als Zielgruppe scheinen die in Havanna regierenden Kommunisten vor allem Kubafreunde im Ausland im Visier zu haben. Denn für die meisten Bürger der Insel ist das Internet noch immer tabu. Das Regime, das auch keine unabhängige Presse zulässt, fürchtet offenbar den freien Fluss von Informationen. Während sich der Gebrauch des Internet in anderen Teilen Lateinamerikas rasant ausbreitet und in Mexiko beispielsweise schon jede Kleinstadt mehrere Internet-Cafes zählt, haben auf der Karibikinsel nur Regierungsstellen, einzelne Bereiche der Universitäten und ausländische Firmen Zugang zum weltweiten Datennetz. Letztere müssen dafür tief in die Tasche greifen.

Wie die Dissidentengruppe Arbeitsgruppe der internen Opposition in einem Papier erläutert, darf ein kubanischer Privatmann weder einen Computer noch ein Handy erwerben. In einem Erlass sei außerdem festgelegt, dass der Zugang zum Datennetz von einer interministeriellen Kommission genehmigt werden müssen. "Dies ist eine weitere Form der Blockade des freien Denkens und des Zugangs zu Informationsquellen", heißt es in dem Papier. Anstatt die freie Entwicklung des Netzes zu erlauben, behindere die Regierung sie.

Das heißt allerdings nicht, dass Kubatouristen in Havanna nicht ihre Mailboxen checken könnten. Inzwischen gibt es im Capitolio, einer Imitation des Washingtoner Kapitols am Rande der Altstadt, ein Internet-Cafe. Dort zahlt man aber für die Stunde fünf US-Dollar. Das entspricht umgerechnet fast der Hälfte eines durchschnittlichen kubanischen Peso-Gehaltes. Ausländische Unternehmen, Medien oder Botschaften können sich in Kuba von der Telefongesellschaft ETECSA einen Internet-Anschluss einrichten lassen. Das Surfen kostet Geschäftsleute bei unbegrenzter Verweildauer 250 US-Dollar (rund 550 Mark) pro Monat. Dies ist fast zehnmal so viel wie die in Mexiko üblichen Tarife.

Im sozialistischen Kuba, das nach wie vor totalitäre Züge aufweist, ist es für die Bürger daher ausgesprochen schwer, sich unabhängig von der Regierungslinie über das Weltgeschehen zu informieren. Von der US-Regierung finanzierte antikommunistische Propagandasender wie "Radio Marti" strahlen Radioprogramme nach Kuba aus, Fernsehsendungen kann das Regime in Havanna aber erfolgreich stören. Ausländische Presseerzeugnisse werden nur in den internationalen Hotels verkauft und wären für Kubaner bei Preisen von zwei US-Dollar für eine Zeitung ebenfalls viel zu teuer.

Einige unabhängige Journalisten haben in Kuba vor einigen Jahren begonnen, Beiträge an ausländische Medien zu verschicken. Da ihre Tätigkeit illegal ist, stehen sie mit einem Bein im Gefängnis. Aber ihre Artikel landen über ausländische Helfer ebenfalls ins Internet. So bietet etwa die Seite http://www.cubanet.org alternative Informationen zu den offiziellen Verlautbarungen der Regierungs-Website. (Klaus Blume, dpa) / (jk)