Das Internet hilft Detektiven auf die Sprünge

Privatschnüffler mit Schlapphut und Trenchcoat sind out - moderne Technik ist angesagt, und das Internet stellt modernen Detektiven ungeahnte Hilfsmittel bereit.

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Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Miriam Tang
  • dpa

Sherlock Holmes hätte am Internet seine helle Freude gehabt. Selten gewährte ein Medium einen so schnellen und umfangreichen Zugang zu Informationen aller Art. Das machen sich die Nachfolger des berühmten Meisterdetektivs zu Nutze. Auch das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) hat die Möglichkeiten des Internet erkannt und warnt vor professionellen Datendieben, die für die Industrie spionieren – gegen Bezahlung natürlich. Oft sei noch nicht einmal der Nachweis eines Einbruches zu führen, warnt BSI-Pressesprecher Michael Dickopf. Doch nicht nur die Industriespionage zählt zum Aufgabengebiet von Detektiven. Arbeitgeber beauftragen sie zum Beispiel, um Mitarbeiter während der Arbeitszeit beobachten zu lassen.

International operierende Detekteien setzen auf elektronische Datenbanken. "Wir sind neben der US-Regierung der größte Nutzer von Online-Datenbanken", sagt Lydia Jaschke von Kroll Worldwide, spezialisiert auf Korruption und Betrug. Die Online-Detektei Digdirt.com mit Sitz in der US-Hauptstadt Washington bietet auch in Deutschland an, Menschen auszuspionieren.

Neben Adresse und Telefonnummer wollen die Detektive zum Beispiel herausfinden, ob eine Person in der Vergangenheit Bankrott gegangen ist, Ärger mit der Justiz oder einen Schuldenberg angehäuft hat. In den Vereinigten Staaten ist das Angebot noch größer: Hat der Bewerber für den neuen Führungsjob ein Kunstherz im Körper? Bezahlt der geschiedene Familienvater Unterhalt? Hat sich der zukünftige Geschäftspartner schon einmal volltrunken hinters Steuer gesetzt? Ist die elektronische Datenrecherche nicht ergiebig genug, setzt Digdirt.com unter anderem ehemalige CIA-Agenten ein.

"Recherchen wie in den USA halte ich in Deutschland auf legalen Weg nicht für möglich", sagt Karl Altmann, Regional-Manager von Finjan, einer international tätigen Sicherheitssoftware-Firma. Der Datenschutz in Deutschland sei weit strenger als in den USA. Während die texanische Behörde für Öffentliche Sicherheit eine Online-Datenbank über Kriminelle auf ihrer Website betreibt, ist den deutschen Behörden Ähnliches verboten.

Doch trotz des strengeren Datenschutzes in Deutschland eröffnen sich Privatermittlern neue Perspektiven: "Hervorragend sind neben Suchmaschinen auch Newsgroups und Chats, um an Informationen heran zu kommen", sagt Peter Krohn von der Ermittlungsfirma Secu-Ma im norddeutschen Uetersen. Da plaudert ein Mitarbeiter Vertrauliches über seinen Arbeitgeber in einer Newsgroup aus; eine Frau erzählt in einem Chat über Kinderadoptionen von ihren Erfahrungen mit einer speziellen Vermittlungsagentur.

Doch nicht nur als Rechercheinstrument benutzt der Privatermittler die Computertechnik. Sie hilft ihm vor allem auch bei der Personen-Überwachung am Arbeitsplatz: Arbeitgeber wollen durch die Ermittlungen erfahren, wie viel Zeit ihre Mitarbeiter mit Computerspielen oder Internet- Shopping verbringen anstatt zu arbeiten. Arglosigkeit erleichtert das Geschäft der Detektive. Viele Anwender würden bereitwillig Informationen über sich herausgeben, zum Beispiel bei der Einrichtung eines Freemail-Accounts, so Sicherheitsexperte Altmann: "Diese Daten werden dann oft weiterverkauft." Anhand von Informationen, die Menschen von sich aus auf privaten Homepages veröffentlichten, hat Ermittler Krohn selbst vollständige Personenlegenden erstellt. In den Vereinigten Staaten lande er sogar noch mehr Treffer: "In den USA haben wir eine fast 100-prozentige Erfolgsquote bei der Personenrecherche." Davon hätte selbst Sherlock Holmes geträumt. (Miriam Tang, dpa) / (jk)