Datenschutzvorfall bei "anonymer" Studenten-App Jodel

Bei der für "anonyme" Beiträge bekannten App "Jodel" gibt es einen Datenschutzvorfall. Spammer haben die E-Mail-Adressen ausgekundschaftet.

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Jodel-App-Eintrag in einem App-Store

(Bild: Postmodern Studio/Shutterstock.com)

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Bei einem Dienstleister der eigentlich anonymen App Jodel kam es zu einem Datenschutzvorfall. Mehrere Nutzer deutschlandweit haben sich über Spam-Mails beschwert, die sie unter einer E-Mail-Adresse erhalten haben, die sie ausschließlich für die "Studenten-App" nutzen. Nach Hinweisen eines Betroffenen hat die Berliner Datenschutzbeauftragte den Vorfall gegenüber heise online bestätigt.

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Inzwischen hat das Unternehmen seine Nutzer in einer Mail über den Vorfall informiert.

Derzeit laufen die Untersuchungen nach Angaben eines Jodel-Sprechers noch. Wie viele Nutzer betroffen sind, lässt die Betreiberfirma The Jodel Venture GmbH offen. Die App Jodel erlaubt Menschen Kommunikation mit anderen innerhalb eines bestimmten Umkreises.

Post mit Hinweisen zu Datenschutzvorfall bei Jodel

(Bild: Jodel)

Der Vorfall betreffe lediglich den "technisch getrennten Customer Support bzw. das dort genutzte Tool des Drittanbieters Zendesk", sagt Jodel. Aktuell geht das Unternehmen davon aus, dass E-Mail-Adressen von Personen betroffen sind, die in den letzten Monaten Kontakt mit dem Kundensupport hatten. Alle Betroffenen würden "schnellstmöglich informiert". Jodel gibt an, den Vorfall derzeit gemeinsam mit Zendesk und externen Datenschutzexperten zu untersuchen.

In seiner Datenschutzerklärung gibt das Unternehmen an, Daten wie E-Mail-Adressen ohne ausdrückliche Zustimmung nicht an Dritte weiterzugeben. Zudem heißt es dort, dass personenbezogenen Daten "jedoch in Fällen offengelegt [werden], in denen eine solche Offenlegung gesetzlich vorgeschrieben ist". Beispielsweise kam es 2017 nach einer Amokdrohung in der Universität Trier zu einer Festnahme. In diesem Fall wurden Koordinaten und IP-Adresse herausgegeben, wie die FAZ damals berichtete.

Jodel wurde 2014 vor allem für Studenten gegründet, erreichte 2018 zwischenzeitlich Millionen Nutzer und expandierte sogar nach Saudi-Arabien. Die Plattform ist dafür gedacht, dass Menschen mit anderen aus der Nähe "die neuesten Nachrichten, Events, Stories und Witze" austauschen, wie das Unternehmen es selbst umreißt. Laut Businessinsider sind neue Funktionen geplant, etwa sich über Jodel zu verabreden.

Teilweise werden auf der Plattform sehr intime Informationen geteilt, da Nutzer sich nicht registrieren müssen und sich bezüglich Anonymität in Sicherheit wähnen. Dennoch ist es einer Forschergruppe von der Universität Passau gelungen, den Standort aus einer Stichprobe von etwa 38.000 Jodel-Nachrichten in 96 Prozent der Fälle mit einer Genauigkeit von zehn Metern zu bestimmen.

(mack)