DeNIC-Aufsichtsratsvorsitzender: Keine RegierungsgelĂĽste

Der Abgang der langjährigen DeNIC-Chefin aus dem Vorstand der .de-Domain-Registry sei nicht Ergebnis eines plötzlichen Schnitts, sondern vielmehr Endpunkt eines Prozesses, der sich über längere Zeit hingezogen habe, meint Sebastian von Bomhard.

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Von
  • Monika Ermert

Der Abgang der langjährigen DeNIC-Chefin Sabine Dolderer aus dem Vorstand der .de-Domain-Regsitry sei nicht Ergebnis eines plötzlichen Schnitts, sondern vielmehr Endpunkt eines Prozesses, der sich über längere Zeit hingezogen habe. Das sagte der Vorsitzende des Aufsichtsrates der DeNIC, Sebastian von Bomhard, in einem Gepräch mit heise online. "Eines ist doch klar, es war keine leichte Entscheidung. Wer hat denn Lust auf diese Entwicklung?", betonte von Bomhard. Trotzdem sei der Schritt seiner Meinung nach unumgänglich gewesen – und dies gelte auch nach Meinung seiner Aufsichtsratskollegen.

Das DeNIC ist als Registry für .de-Domains der verantwortliche Registrierungsdatenbankbetreiber für die deutschen Länderdomains (ccTLDs), die DeNIC-Genossenschaft wird von den Registraren getragen, die für Kunden die Registrierung von Domains und deren Verwaltung übernehmen. Am Wochenende gab Sabine Dolderer, DeNIC-Gründungsmitglied und langjährige Geschäftsführerin, ihr Ausscheiden bekannt und deutete dabei Differenzen im Vorstand an; dabei dürfte es unter anderem um die Position und das weitere Vorgehen des DeNIC im internationalen Registry-Geschäft gehen. Die Entscheidung hat unter den Mitgliedern der DeNIC-Genossenschaft für einigen Wirbel gesorgt.

Auch wenn es für die Mitglieder so wirke, sei die Entscheidung nicht plötzlich gefallen. Man habe vielmehr über den Zeitraum eines Jahres versucht, die unterschiedlichen Vorstellungen im Vorstand wieder unter einen Hut zu bringen, erklärte von Bomhard. Dabei wies er jegliche Spekulation über einen möglichen Verkauf des DeNIC entschieden zurück: "Das geht bei einer Genossenschaft schon rechtlich nicht so ohne Weiteres. Außerdem, wer hätte etwas davon?" Im Übrigen gehe es überhaupt nicht darum, dass der Aufsichtsrat der Genossenschaft reinregieren wolle: "Wir sind nur ein Kontrollgremium."

Die Positionierung der DeNIC und auch weitere Schritte zur Nachbesetzung des Aufsichtsrates würde man daher auf der Generalversammlung mit den Mitgliedern diskutieren. Von Bomhard ließ offen, ob es wieder ein Dreierteam geben werde. "Ich persönlich denke, das könnte ganz gut sein für die Harmonie." Genau an der hat es zuletzt im Vorstand offensichtlich gefehlt, auch wenn beide Seiten sich zu den Details weiterhin ausschweigen. Man habe bewusst auf eine öffentliche Personaldebatte verzichtet, so von Bomhard.

Die Debatte bleibt den Aufsichtsratsmitgliedern freilich nicht erspart. Bereits in Lissabon auf der gegenwärtig stattfindenden Tagung der Internet-Verwaltung ICANN wurde über die DeNIC-Personalie heftig diskutiert. Die Aufsichtsratsmitglieder wissen auch, dass ihre Wiederwahl dabei mit zur Debatte steht. Vor allem müssen die DeNIC-Mitglieder überlegen, wohin die Reise der Genossenschaft auf dem Registrymarkt gehen soll. Die Meinungen darüber, ob Wachstum und das Anbieten von Registryservices sinnvoll oder gar zur Absicherung notwendig sind, gehen bislang weit auseinander.

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(Monika Ermert) / (jk)