Debian: Noch ein Rücktritt in der Systemd-Debatte

Nachdem die Debian-Entwickler jetzt mehrheitlich entschieden haben, dass sie mit den Anfang des Jahres getroffenen Entscheidungen zum Umstieg auf Systemd einverstanden sind, hat Ian Jackson das Technical Committee des Debian-Projekts verlassen.

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Debian: Noch ein Rücktritt wegen Systemd
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Ian Jackson ist mit sofortiger Wirkung von seinem Posten als Mitglied des Technical Committee (TC) des Debian-Projekts zurückgetreten. Jackson ist der dritte von ursprünglich acht TC-Mitgliedern, der im Rahmen der hitzigen Debatten über den Umstieg auf das neuere Init-System Systemd in der kommenden Version 8 von Debian GNU/Linux (Jessie) das Handtuch wirft. In den vergangenen beiden Wochen hatten bereits Colin Watson und Russ Allbery ihren Rücktritt aus dem TC erklärt.

Jackson hatte sich Anfang des Jahres in der Diskussion um einen neues Init-System für Debian GNU/Linux für Upstart und gegen Systemd ausgesprochen. Anfang Februar entschied sich das Technical Committee mehrheitlich für Systemd, was Jackson heftig kritisierte. Kurz darauf erklärte Upstart-Entwickler Canonical, der populäre Debian-Ableger Ubuntu werde ebenfalls auf Systemd umstellen. Die Entwicklung von Upstart wurde eingestellt.

Im Oktober initiierte Jackson eine General Resolution (GR), in der alle Debian-Entwickler abstimmen dürfen. Ziel war es, zu verbieten, dass einzelne Programmpakete ein bestimmtes Init-System voraussetzen dürfen; aktuelle Gnome-Versionen beispielsweise setzen standardmäßig einige Systemd-Komponenten voraus. Die Mehrheit der Debian-Entwickler war jedoch der Meinung, dass diese Frage nicht grundsätzlich durch eine GR geklärt werden muss.

Kurz nach Bekanntgabe des Ergebnisses erklärte Jackson seinen Rücktritt. Die Mehrheit der Entwickler sei offenbar anderer Ansicht als er; er sei mittlerweile zu umstritten, als dass er weiter die Minderheitsposition im Technical Committee vertreten könne, obwohl er das weiter für wichtig halte. Jackson will sich jetzt wieder stärker in der Softwareentwicklung engagieren.

Debian GNU/Linux 8 Jessie wird jetzt das System standardmäßig mit Systemd hochfahren. Alternative Init-Systeme, darunter Upstart, OpenRC und SysV-Init, werden sich über die Paketverwaltung installieren lassen. Die Paket-Maintainer können entscheiden, ob sie ein bestimmtes Init-System voraussetzen oder – wie vom Debian-Projekt empfohlen – verschiedene Init-Systeme unterstützen. (odi)