Deo-Challenge: Bundesanstalt warnt vor schweren Gesundheitsschäden

Kälteverbrennungen bis hin zu Atemstillstand und Herzversagen können Menschen erleiden, die sich der "Deo-Challenge" stellen, warnt eine Bundesanstalt.

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Gefahrenkennzeichnung für Gesundheitsgefährdung.

(Bild: BfR)

Lesezeit: 3 Min.

In sozialen Medien dokumentieren in jüngster Zeit vor allem junge Menschen, wie sie sich der "Deo-Challenge" stellen. Dabei sprühen sie sich ein Deodorant so lange auf eine Hautstelle, bis sie es nicht mehr aushalten. In einer anderen Variante atmen die Probanden das Deo ein. Beide Varianten können die Gesundheit schwer schädigen, warnt nun die Bundesanstalt für Risikobewertung (BfR).

Im Extremfall könne an der Hautstelle, die dauerhaft mit Deo besprüht wird, die Temperatur auf -30°C abfallen, schildert die BfR (PDF). Das sei sehr schmerzhaft, im schlimmsten Fall werde die Haut massiv geschädigt. Wer ein Deospray einatmet, könne sofort sein Bewusstsein verlieren, es könne zu Herzversagen und Atemlähmung kommen.

Dabei verweist das BfR auf Medienberichte, in denen Todesfälle von Jugendlichen in Deutschland mit der "Deo-Challenge" in Verbindung gebracht werden. Beispielsweise musste die Polizei in Coesfeld in diesem Monat in ihrem Zuständigkeitsbereich einen Todesfall registrieren, bei dem sie prüft, ob er im Zusammenhang mit der Mutprobe stehe. Zusammen mit der EU-Initiative Klicksafe rät die Polizei Erziehungsberechtigten, sich regelmäßig mit ihren Kindern auszutauschen, um zu erfahren, welche Challenge aktuell angesagt ist.

Sehr bekannt wurde vor 2014 die eher harmlose "Ice Bucket Challenge", bei der sich auch einige Prominente für einen guten Zweck mit einem Kübel Eiswasser übergossen. Weniger harmlos war beispielsweise die an einen Netflix-Film angelehnte "Bird Box Challenge", bei der sich die Probanden mit verbundenen Augen bewegen sollten. Für die "Tide Pod Challenge" waren Menschen sogar bereit, auf Waschmittel-Pods zu beißen.

Wenn die Haut nah und anhaltend mit einem Deodorant besprüht wird, kann das betroffene Hautareal im Extremfall nekrotisieren, also absterben, da Kälteverbrennungen auftreten, erläutert die BfR. Das Wasser in den betroffenen Hautzellen gefriert, es bilden sich Eiskristalle, die Proteine in diesem Bereich funktionieren nicht mehr.

Dann kann es passieren, dass Schmerzrezeptoren in der Haut keine Schmerzsignale mehr an das senden und die Betroffenen weiter sprühen, obwohl schon eine massive Hautschädigung vorliegen könnte. Je nachdem, wie lange die sehr kalte Substanz auf die Haut einwirkt und wie stark die Temperaturabsenkung ist, entstehen unterschiedlich schwere und tiefe Gewebeschädigungen. Unter Umständen kann auch eine Hauttransplantation nötig werden.

Beim Einatmen eines Sprays gelangen dessen Inhaltsstoffe in hohen Konzentrationen in den Körper und können dort vor allem das Herz und das Gehirn schädigen. Normale Atemluft in der Lunge kann verdrängt werden, eine Sauerstoffunterversorgung folgen. Neben eher leichten Beschwerden, wie Benommenheit und Erbrechen, kann es auch zu schwerwiegenden Symptomen wie Atemstörungen, epileptischen Anfällen und Kreislaufversagen kommen. Schwere Verläufe können tödlich enden oder zu einem dauerhaften Hirnschaden führen, schreibt die BfR.

(anw)