Der IT-Arbeitsmarkt schrumpft

Der IT-Branchenverband Bitkom warnt aber davor, die guten Perspektiven der Branche in der jetzigen Krise zu unterschätzen.

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Von
  • Torge Löding

Die Zahl der Beschäftigten in der Branche für IT und Telekommunikation (ITK) ist erstmals seit Anfang der 90er Jahre rückläufig. Für das Jahr 2002 rechnet der Bundesverband Informationswirtschaft, Telekommunikation und Neue Medien e.V. (Bitkom) mit einem Minus von 3,4 Prozent. Damit fallen in der Branche in diesem Jahr 28.000 Arbeitsplätze weg. Das Beschäftigungsvolumen werde im Jahresverlauf voraussichtlich von 819.000 auf 791.000 sinken. Im Jahr 2001 entwickelte sich der Arbeitsmarkt Bitkom-Angaben zufolge noch weitgehend stabil, der Rückgang lag bei lediglich 0,1 Prozent von 820.000 auf 819.000. "Die bereits in 2001 angekündigten Personalreduzierungen machen sich zum großen Teil erst in diesem Jahr bemerkbar", so Bitkom-Vizepräsident Jörg Menno Harms. Bereits Mitte Juli hatte eine aktuelle Untersuchung einen Rückgang der Stellenanzeigen für IT-Jobs in 40 deutschen Tageszeitungen im Vergleich zum Vorjahr um 69 Prozent ergeben.

Der Verbandsvertreter kritisierte die Pläne zur Neustrukturierung bei den Arbeitsämtern. Es genüge nicht, lediglich die Arbeitsvermittlung effizienter zu gestalten. "Wir müssen vor allem dafür sorgen, dass neue Arbeitsplätze schneller entstehen, damit wir überhaupt etwas zum Vermitteln haben", so Harms. In bestimmten Bereichen -- wie bei der IT-Sicherheit -- würden zurzeit allerdings händeringend Experten gesucht. Deshalb forderte Harms einen Instrumentenmix aus arbeitsmarkt- und bildungspolitischen Maßnahmen und einem modernen Zuwanderungsrecht.

Die stärksten Arbeitsplatzverluste verzeichnen Anbieter von Geräten und Infrastruktursystemen. Bei den Herstellern von IT-Hardware werde die Vernichtung von Arbeitsplätzen nach einem Minus von 4 Prozent im letzten Jahr nun noch einmal zunehmen -- Bitkom rechnet mit einer Reduzierung um 9 Prozent -- von 104.000 zu Jahresbeginn auf 95.000 Arbeitsplätze Ende 2002. Die Hersteller von kommunikationstechnischen Geräten und Einrichtungen haben im Jahr 2001 ebenfalls 4 Prozent der Arbeitsplätze abgebaut. Für 2002 rechnet der Branchenverband in diesem Segment mit einem Minus von noch einmla 13 Prozent. Dies entspricht einem Rückgang von 80.000 auf 70.000 Arbeitsplätze im Jahresverlauf.

Telekommunikationsdienste entwickeln sich weitgehend stabil. Im Jahr 2002 werden etwa 1000 Arbeitsplätze wegfallen, sodass am Jahresende noch 246.000 Personen bei Netzbetreibern und TK-Dienstleistern beschäftigt sein werden. Erstmals müssen nun auch Softwarehäuser und IT-Serviceanbieter Arbeitsplätze abbauen. Zwischen 1999 und 2001 hatten diese Unternehmen 87.000 zusätzliche Arbeitsplätze geschaffen. Für 2002 rechnet der Bitkom in diesem Segment mit einem Minus von 2 Prozent auf einen Jahresendstand von 380.000 Beschäftigten.

Harms warnte allerdings davor, die weiterhin guten Perspektiven der Branche aufgrund des Konjunkturknicks zu unterschätzen. Er ermunterte die Schulabgänger, sich für einen IT-Ausbildungsberuf, ein Informatik- oder ingenieurwissenschaftliches Studium zu entscheiden. "Die ITK-Branche gehört weiterhin zu den Wachstumsbranchen, nach wie vor besteht eine Nachfrage nach besonders qualifizierten Fachkräften, auch in schwierigen Zeiten", so der Bitkom-Vize. Deshalb würden auch weiterhin Green Cards nachgefragt und vergeben. Der Bedarf an qualifizierten Fachkräften außerhalb der ITK-Branche, bei den Anwendern, bei Banken, Versicherungen, der Fertigungsindustrie und im öffentlichen Bereich, wachse zudem kontinuierlich. Auf einen IT-spezifischen Arbeitsplatz in der ITK-Wirtschaft kommen zwei in den Anwenderbranchen. (tol)