Der Kampf der Konsolenhersteller geht im Internet weiter

Ein Jahr lang haben sich vor allem die Konsolenhersteller Sony und Microsoft eine unerbittliche Werbe- und Preisschlacht geliefert.

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Von
  • Renate Grimming
  • Jürgen Kuri
  • dpa

Ein Jahr lang haben sich die Konsolenhersteller Sony und Microsoft eine unerbittliche Werbe- und Preisschlacht geliefert. Und ein Ende des Kampfes ist auch für das kommende Jahr nicht in Sicht. Marktführer Sony konnte sich in diesem Jahr mit seiner Playstation 2 an der Spitze gegen den Rivalen behaupten -- Nintendos GameCube soll dagegen bereits auf Platz 3 abgerutscht sein. Unterdessen setzt Herausforderer und Branchenneuling Microsoft mit seiner Xbox auf zwei große Trümpfe: auf die gewaltigen Bargeld-Reserven des weltgrößten Softwarekonzerns und auf das Internet.

Für die Mitte November zunächst in den USA gestartete Online-Spieleplattform Xbox Live will Microsoft in den nächsten fünf Jahren Investitionen in Höhe von zwei Milliarden US-Dollar bereithalten. Die Sparte muss allerdings auch jetzt schon Verluste in den Bilanzen ausweisen. Und nach einem von Microsoft nicht dementierten Bericht des US-Fachblatts Red Herring vom Sommer machen die Redmonder pro verkaufte Xbox einen Verlust von 150 US-Dollar.

In Bezug auf die Verbreitung der Konsolen könne Sony von der Konkurrenz in dieser Gerätegeneration nicht mehr überholt werden, schätzt das Marktforschungsinstitut Forrester Research. Nach dessen jüngsten Erhebungen hat Sony in Europa mit einem zeitlichen Vorsprung von rund einem Jahr mehr als 12 Millionen Playstation 2 verkauft, Microsoft kommt mit seiner Xbox dagegen auf nur rund 1,5 Millionen Exemplare und wird damit selbst von Nintendo überholt. Das japanische Traditionshaus für elektronisches Spielzeug verkaufte nach Angaben von Forrester seit vergangenem Mai 2,5 Millionen Stück seines GameCube in Europa. Die zu erwartenden weltweiten Verkaufszahlen für das laufende Jahr reduzierte Nintendo zuletzt im Oktober von 12 auf nun 10 Millionen Einheiten. Doch auch Forrester sieht Microsoft mit der nächsten Generation der Konsolen dann an der Spitze -- und dazu könne auch ein möglicherweise steigendes Interesse an Online-Spielen beitragen.

Das ist momentan das neue Schlachtfeld vor allem für Sony und Microsoft: Online-Gaming. Nintendo hält sich, auch wenn beispielsweise in Japan und den USA entsprechende Online-Kits angeboten werden, noch etwas bedeckt -- möglicherweise wegen nicht gerade berauschenden Spiele-Lineups für das Online-Gaming. Der Online-Spielebranche sagt die Marktforschung Datamonitor bis zum Jahr 2004 ein Wachstum von heute 670 Millionen US-Dollar auf rund zwei Milliarden US-Dollar voraus. Vor allem Microsoft setzt all seine Hoffnungen auf die Spielplattform Xbox Live, um endlich aus dem Schatten der Playstation treten zu können. Bereits eine Woche nach dem US-Start hat das Unternehmen nach eigenen Angaben 150-000 Starter-Kits verkauft. Sony hat Forrester zufolge bereits 175.000 regelmäßige Nutzer seiner im vergangenen September eingeführten Online-Plattform, deren Gestaltung das japanische Unternehmen jedoch direkt an die Spielehersteller delegiert hat. Jüngst kündigte Nintendo nach Japan und den USA auch für Europa einen Internet- Adapter für seinen GameCube an.

Im heißen Wettstreit um die Pole Position im Milliarden schweren Spiele- und Konsolenmarkt hatten die erbitterten Rivalen Microsoft und Sony ein Jahr lang unermüdlich an der Preisschraube gedreht. Unterdessen hat sich längst die bis dahin teuerste Konsole Xbox von ursprünglich 479 Euro auf das Preisniveau der Playstation 2 von 249 Euro begeben. Etwa seit vergangenen Mai stürzten die Preise der Konkurrenzprodukte immer wieder ab -- stets synchron und mit einer Zeitverzögerung von höchstens 48 Stunden.

Obwohl die Unternehmen zuletzt beteuert hatten, dass im freien Fall der Preise längst der Boden erreicht sei, kündigte Anfang November Sony erneut eine Preissenkung im Mutterland Japan an. Bei einzelnen Händlern purzelten die Preise zur Vorweihnachtszeit noch weiter. In Europa soll es nicht soweit kommen: Nach anfänglich missverständlichen Äußerungen erklärte Sony, dass es hier ersteinmal keine Preissenkungen geben werde. Auch Microsoft schloss bislang aus, erneut den Preiskrieg anfachen zu wollen -- zumindest nicht direkt. Beide Unternehmen versuchen derzeit, mit kostenlosen Spiele-Beigaben die Attraktivität ihrer Spielzeuge zu erhöhen. (Renate Grimming, dpa, Jürgen Kuri) / (jk)