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Der Klimagriff kommt! Für bessere Luft dank manuellem Fensteröffnen

Er ist smart, er ist laut und er hat nur gute Absichten. Dennoch erinnert der Klimagriff eher an einen Griff zum Würgen.

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(Bild: shop.klimagriff.de)

Lesezeit: 2 Min.

Smartes Allerlei ist ja eigentlich nichts Ungewöhnliches, mal mehr, mal weniger praktisch, aber selten so herrlich aggressiv in Namen und Geschrei wie im Falle dieses Fenstergriffs. Mit ihm lässt sich nicht bloß das Fenster öffnen und schließen, er misst auch die Raumluft und schreit dich gegebenenfalls an. Aber: Alles für das Klima!

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Das Internet ist voll von heißen IT-News und abgestandenem Pr0n. Dazwischen finden sich auch immer wieder Perlen, die zu schade sind für /dev/null.

Entsprechend heißt das Multifunktionsgerät auch Klimagriff. Und dabei klingt das Wort Klimagriff doch eher, als hätte etwas jemanden im Griff. Sehr fest sogar. Es ruft bei mir auch Assoziationen zum Würgegriff hervor. Nicht etwa dem guten alten Würgegriff von Spock, sondern eher einem von weiter Unten im Körper. Oder von einer Schlange. Nun gut. Konnotieren wir um: Das Klima hat uns alle im Griff, wir merken es nur vielleicht nicht immer und nicht jeder von uns.

Was kann der Klimagriff also? Er misst die Raumluft, Moment, mehr als das, er hat Temperatur-, Feuchtigkeits-, CO2- und VOC-Sensorik. Sollte Ihnen VOC unbekannt sein, da geht es um Schadstoffe, die Abkürzung steht für Volatile Organic Compounds. "Dank der smarten "All in One"-Lösung können Sie immer für frische Luft und ein angenehmes Wohlfühlklima sorgen", heißt es auf der Bestellseite. Wenn Sie halt nicht von alleine merken, dass es stickig ist.

Freilich sorgt nicht der Griff selbst dafür, dass die Luft besser wird. Er sagt Ihnen nur, wann Sie doch bitte den Griff bedienen sollten. Und das tut er anscheinend ziemlich penetrant. Ein Smiley oberhalb des Griffs kann freudig, aber auch grimmig schauen. Welcher Innenausstatter und Feng-Shui-Experte hat nicht von einem solchen E-Ink-Display geträumt. Der Klimagriff hat auch einen Alarmbuzzer mit einer Lautstärke von bis zu 85 Dezibel und er motzt sie auf Wunsch auf dem Smartphone an. Alles für ein herrliches Raumklima.

Den Schreigriff bekommen Sie für 219 Euro. Nach zwei Jahren müssen Sie allerdings pro Griff noch 15 Euro im Jahr Nutzungsgebühr für die Cloud und den Auswertungsservice zahlen. Klar, kein smarter Griff ohne Anbindung an die Cloud. Dafür sitzt Vodafone im Boot. Der Klimagriff verspricht, dass eine datenschutzkonforme Datenspeicherung möglich sei – "möglich". Daten werden täglich in der Cloud gespeichert. Dann können Sie sicher ganz hilfreiche Jahresdurchschnitte errechnen. So: Wie viele Stunden hab ich mich von einem Fenstergriff anschreien lassen? Hurra!

(emw)