Desktop und Anwendungen aus dem Web (update)

Mit MyWebOS geht ein zweiter Anbieter an den Start, der Betriebssystem und Anwendungen über das Web liefern will.

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Von
  • Jürgen Kuri

Nach desktop.com startet nun nach langer Vorlaufphase mit myWebOS ein zweiter Anbieter mit einem Web-Betriebssystem und kostenlosen Anwendungen über das Internet. Im Unterschied etwa zu Plänen von Sun besteht myWebOS aber nicht etwa aus Web-fähig gemachten Standardapplikationen, sondern aus einem einem speziellen System und dafür speziell entwickelter Software. Der Benutzer meldet sich auf der Web-Seite von myWebOS an und bekommt dann im Browser einen eigenen Desktop angezeigt, der die Windows-Oberfläche nachbildet. Zum Start des Dienstes stehen allerdings bislang nur Kalender, Adressverwaltung, Notizzettel und eine Textverarbeitung zur Verfügung. Später soll eine komplette Office-Suite unter dem Namen HyperOffice folgen.

Die Performance des Dienstes, offiziell noch im Beta-Stadium, ist jedoch bislang nicht gerade berauschend. Lange Ladezeiten und träge Reaktionen auf Benutzereingaben muss man schon aushalten. Außerdem blockiert das im Browser geladene WebOS nahezu vollständig das lokale Betriebssystem: Selbst auf einem mit 128 MByte Hauptspeicher ausgestatteten NT-Rechner war bei einem ersten Test das Arbeiten mit lokaler Software praktisch nicht mehr möglich. Zudem beschwerte sich NT schon nach kurzer Zeit, dass nicht genug Speicher zur Verfügung stehe. Versucht man den Zugriff auf das WebOS gar mit einem Mac, erhält man nur eine lapidare Fehlermeldung, berichteten Leser: Das System arbeite nur mit dem Internet Explorer 5 unter Windows 9x oder NT.

Da hat die Firma wohl noch etwas Arbeit vor sich. Und die sollte sie schnell erledigen, wenn ihr Geschäftsmodell funktionieren soll: Denn im Unterschied zu desktop.com möchte myWebOS sich nicht über Werbung finanzieren, sondern durch den Verkauf von Entwicklungsumgebung und -werkzeugen. Firmen sollen damit für ihr Intranet oder Internet-Provider für ihre Kunden eine eigene Version des WebOS herstellen können. Angesichts des momentanen Status der Software dürfte die angepeilte Zielgruppe sich aber wohl noch zurückhalten. Auch Anwender werden wohl kaum von ihren gewohnten Applikationen auf Web-Software umschwenken, wenn diese derartig träge und fehlerhaft reagiert. Und zu Bedenken bezüglich des Datenschutzes verliert die Firma bislang kein Wort -- welcher Nutzer aber vertraut schon gerne seine persönlichen Daten und Dokumente einen weitgehend unbekannten Web-Dienstleister an? (jk)