Deutsche Bahn: Kritik von Datenschützern am DB Navigator ist "haltlos"

Die Deutsche Bahn hat die Klageandrohung von Bürgerrechtlern "mit Befremden zur Kenntnis" genommen. Technikpartner erhielten keine "identifizierenden" Daten.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 287 Kommentare lesen
ICE 4 - Baureihe 412

(Bild: MediaPortal der Deutschen Bahn)

Lesezeit: 3 Min.
Inhaltsverzeichnis

Entschieden wehrt sich die Deutsche Bahn (DB) gegen Vorwürfe des Datenschutzvereins Digitalcourage sowie von IT-Sicherheitsforschern und Juristen, Kunden mit der App DB Navigator auszuspähen. Die Kritik an der Reiseauskunfts- und Buchungsanwendung sei "haltlos", erklärte der Berliner Konzern. Bei deren Nutzung flößen "keinerlei Kundendaten an Drittanbieter".

Laut den Aktivisten ist der "DB Schnüffel-Navigator" voll mit Trackern und nicht abwählbaren Cookies, die Reisende überwachen. Dagegen wollen sie nun klagen. Alle Dienstleister, mit der man bei der App zusammenarbeite, "sind vertraglich gebunden, handeln nicht in eigenem Interesse und streng nach Weisung der DB", hält das Transportunternehmen dagegen. Es handle sich so nicht um Dritte im Sinne der Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO).

Die Bahn betont: "Alle Technologieanbieter, die im DB Navigator in der Kategorie 'erforderlich' aufgelistet sind, verarbeiten Daten ausschließlich zu den Zwecken, die vielfältigen Funktionen und die Stabilität der App für mehr als zwei Millionen Kunden täglich zu gewährleisten." Dabei seien "keine identifizierenden personenbezogenen Informationen" im Spiel, sondern nur pseudonymisierte. Diese stellten sich "für den einzelnen Anbieter isoliert" sogar als "anonyme Dateninhalte" dar.

Keiner der US-Partner wie Adobe, Google oder Optimizely sei in der Lage, "die Daten an anderer Stelle oder gar zu eigenen Marketingzwecken einzusetzen", unterstreicht die DB. Ein Webseiten- oder App-übergreifendes Nachverfolgen von Kunden mit den umstrittenen Cookies sei nicht möglich. Der Konzern lege generell "großen Wert auf die sparsame Erhebung und den sorgsamen Umgang" mit Kundendaten.

Man habe zu den Bedenken von Digitalcourage detailliert Stellung genommen und ein Gespräch angenommen, heißt es weiter. Darauf habe der Verein aber nicht reagiert. Eine Sprecherin hob hervor: "Wir nehmen die jüngsten öffentlichkeitswirksamen Aktivitäten daher mit Befremden zur Kenntnis." Konzernexperten stünden ferner in engem Austausch mit den zuständigen Datenschutzbehörden.

Der IT-Sicherheitsforscher Mike Kuketz, der eine erste Analyse der Navigator-App durchgeführt und die Tracker ausfindig gemacht hatte, zeigte sich seinerseits erstaunt, "dass es große Konzerne wie die DB nicht schaffen, dem Thema Datenschutz mit der gebotenen Ernsthaftigkeit zu begegnen". Dabei seien bei diesen die Ressourcen dafür vorhanden. Der Verweis auf die Definition von "Dritten" in der DSGVO lenke die Diskussion nur um auf einen gar nicht beanstandeten Sachverhalt.

Der Experte bietet in einem Blogeintrag Tipps, wie sich das "Datensendeverhalten" zumindest von Android-Apps beeinflussen und unerwünschtes Tracking so verhindern lässt. Er verwies auch auf eine Analyse der "Stiftung Warentest", wonach es die Bahn-App mit dem Datenschutz "nicht so genau" nehme. Darüber erfolgende Transfers persönlicher Informationen seien "kritisch" einzustufen.

(tiw)