Deutsche Unternehmen wollen ihre Netze modernisieren
Wie ĂĽberall deckt Corona auch die Schwachstellen in Unternehmensnetzen auf. Die Betroffenen geloben Besserung.
- JĂĽrgen Diercks
Viele Unternehmen in Deutschland unterschätzen die Relevanz programmierbarer Netzwerke für IoT, Edge Computing und Multi Cloud. Netzwerke, die darunterliegenden Architekturen und ihr Management seien weder den derzeitigen noch den künftigen Anforderungen an Performance und Funktionalität gewachsen, ergab eine Untersuchung von IDC.
Dennoch sieht die Untersuchung eine gewisse Dynamik: Der Bedarf nach mehr Automatisierung und die damit verbundene Entlastung treibt wie das Thema Security auch die Netzwerkmodernisierung voran. In Software Defined Networking (SDN) sehen viele Firmen offenbar einen gangbaren Weg. Rund ein Fünftel optimiert Anwendungsbetrieb, Sicherheit und Compliance sowie die Kosten derzeit schon – Tendenz steigend. An Ambitionen mangelt es offenbar nicht, in den kommenden 24 Monaten wollen 64 Prozent aller Organisationen moderne Netzwerkarchitekturen einsetzen.
Die Studie mit dem Namen „Network Transformation in Deutschland 2021“ gibt einen umfassenden Einblick in die IT-Netzwerke deutscher Unternehmen. Sie basiert auf einer Befragung, die IDC im Februar 2021 unter 158 deutschen Firmen mit mehr als 250 Mitarbeitern und mindestens fünf WAN-Verbindungen und kritischen Verbindungen in Public Clouds branchenübergreifend durchgeführt hat.
Verschobene Prioritäten
Corona hat auch hier die Prioritäten verschoben. Netzwerktechnik ist dabei sowohl im Kontext von Sicherheit als auch neuer Geschäftsmodelle ein wichtiger Baustein. Während knapp die Hälfte der Unternehmen das eigene Netzwerk als reine Kostenstelle sieht und es auf Konnektivität reduziert, billigen ihm die anderen 50 Prozent einen transformierenden Charakter zu, sie betrachten das Netzwerk als elementare Plattform für das Alltagsgeschäft und sogar als Innovationstreiber.
Die verstärkte Nutzung des Homeoffice hat gezeigt, wo die Probleme der IT-Infrastruktur liegen. Rund ein Viertel der Firmen modernisiert seine Netzwerke derzeit, ein weiteres Drittel hat das schon im letzten Jahr erledigt. Veraltete Hardware, nicht mehr zeitgemäße Architekturen, intransparente Verbindungen und mangelnde Managementfunktionen bilden die Flaschenhälse.
Aus Sicht der Befragten ist der Dauerbrenner Sicherheit der wichtigste Antrieb für Modernisierungen. Die Komplexität und die schiere Menge an Daten und Gerätschaften ist mit manueller Verwaltung kaum noch beherrschbar und erzeugt Sicherheitsrisiken.
Proaktives Handeln ist noch nicht ĂĽberall gefragt
Hier können softwaredefinierte Netzwerke helfen. Rund ein Fünftel der Befragten gibt an, solche schon umgesetzt zu haben. Sie nannten Kostenoptimierungen (28 %), besseren Anwendungsbetrieb (27 %) und Verbesserungen für Sicherheit und Compliance (25 %) als Hauptgründe. Vorteile kann SDN auch beim Netzwerkmanagement bringen. 55 Prozent der Unternehmensnetzwerke werden allerdings noch klassisch gemanagt, das heißt, Fehler und Probleme werden erst rückwirkend behoben. Ein prädiktives Vorgehen hat bislang nur ein Drittel der Unternehmen etabliert. Ein einfacheres und automatisiertes Netzwerkmanagement ist daher auch für ein knappes Viertel ein Grund SDN einzusetzen.
Am wichtigsten erachten die Befragten SDN sowie Netzwerkvirtualisierung in verschiedenen Ausprägungen: von grundsätzlicher SDN-Architektur, über Network Functions Virtualization (NFV), bis hin zu SD-WAN und SD-Branch für die Standort- und Zweigstellenvernetzung. Hinzu kommen die neuen kabellosen Vernetzungstechnologien wie 5G und WiFi-6, die sich ebenfalls gut mit SDN und NFV kombinieren lassen.
(jd)