Deutscher Musikmarkt schrumpft unterdurchschnittlich

Der Umsatz der Musikbranche ist hierzulande weniger geschrumpft als zum Beispiel in Großbritannien, weshalb Deutschland hinter den USA und Japan jetzt der drittgrößte Musikmarkt der Welt ist.

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Eigentlich ist es ja eine gute Nachricht, dann aber auch wieder nicht: Deutschland hat Großbritannien überholt und ist nun hinter den USA und Japan der drittgrößte Musikmarkt der Welt. Das aber nur, weil der Umsatz hierzulande weniger stark eingebrochen ist als auf der Insel. Während die Briten im vergangenen Jahr einen Umsatzschwund von 11 Prozent zu verkraften hatten, gingen die Einnahmen der deutschen Musikindustrie "nur" um 4,6 Prozent zurück. Doch könnte die Talsohle nun langsam erreicht, wenn auch noch nicht durchschritten sein.

Insgesamt 1,67 Milliarden Euro setzte die deutsche Branche im Jahr 2010 um, nachdem im Krisenjahr 2009 noch 1,75 Milliarden zu Buche gestanden hatten. Mit dem direkten Verkauf von Musik auf Tonträgern oder digital setzte die Branche 1,49 Milliarden um, hinzu kamen 180 Millionen Euro aus Leistungsschutzrechten. Das gab der Bundesverband Musikindustrie (BVMI) bei der Vorstellung seines Jahresberichts am Donnerstag in Berlin bekannt.

Die CD bleibt mit 1,1 Milliarden Umsatz das Brot- und-Butter-Geschäft der Branche. Das soll noch ein paar Jahre so bleiben. Solange der Verbraucher noch zur CD greift, bleibt Zeit, um neue Vertriebskanäle zu entwickeln und auszuprobieren. "Die CD ist noch lange nicht tot", sagt Florian Drücke. Der BVMI-Geschäftsführer gibt ihr "noch viele Jahre", weiß aber auch, dass das keine Ewigkeit sein wird.

Aber noch tragen handfeste Musikmedien wie CD, DVD, LP oder die nun langsam von der Bildfläche verschwindende MC (ja, die gibt es noch) mit 86 Prozent den Löwenanteil des Umsatzes bei. Die gute alte Vinyl-Langspielplatte erlebt nach ihrer nahezu völligen Irrelevanz Mitte des vergangenen Jahrzehnts eine kleine Renaissance in ihrer kulturellen Nische und kommt wieder auf fast 1 Prozent des Umsatzes.

Der Markt für Downloads und andere digitale Verbreitungswegen wächst weiter kräftig, kann den Schwund bei den Tonträgern aber immer noch nicht ausgleichen. Der Verband verzeichnet hier ein Plus von 17,5 Prozent auf 204 Millionen Euro. Mit 12 Prozent des Gesamtumsatzes fällt der Digitalbereich im internationalen Vergleich etwas schmaler aus: Nach Zahlen des internationalen Verbands IFPI sorgen Downloads und Co. weltweit schon für ein knappes Drittel des Umsatzes - das liegt unter anderem daran, dass der Tonträgerverkauf auf den führenden Märkten USA, Japan und Großbritannien stärker eingebrochen ist als hierzulande.

Für das Wachstum sorgen im Digitalbereich vor allem die sogenannten À-la-carte-Downloads. 44 Prozent der Umsätze im Digitalmarkt wurden durch den Verkauf von Bundles erzielt, das sind 37 Prozent mehr als im Vorjahr. Einzeldownloads trugen 30 Prozent zum Umsatz bei, Abo- und Streamingdienste spielen noch eine untergeordnete Rolle – Streaming-Dienste wie Spotify oder auch Last.fm haben es hierzulande schwer.

Wenn es nach der Musikindustrie geht, soll sich das ändern. Doch während die Labels Spotify und Konsorten lieber heute als morgen ins Land holen wollen, stellen sich die Verwerter noch quer. Der Streit zwischen der deutschen Verwertungsgesellschaft GEMA und Streaminganbietern oder Videoplattformen schwelt teilweise schon seit Jahren, eine Annäherung findet wenn überhaupt nur in Tippelschritten statt.

Vielleicht führen neue Geschäftsmodelle wie Streamingdienste die Musikindustrie ja schließlich doch aus dem tiefen Tal. Der BMVI zeigt sich in seiner Prognose verhalten zuversichtlich, dass der Abwärtstrend in den nächsten Jahren zumindest gestoppt werden kann. Der Umsatz der digitalen Vertriebsformen soll dabei stetig steigen, bis 2014 auf über 350 Millionen Euro. (vbr)