Deutschlandticket: Kritiker gießen Wasser in den Wein des Verkehrsministers

Während das Deutschlandticket für den Bundesverkehrsminister ein Erfolg ist, sehen der Deutsche Städtetag und der Fahrgastverband Pro Bahn andere Aspekte.

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Hauptbahnhof Hamburg

Seltenes Bild am Hauptbahnhof Hamburg: Kaum Züge, relativ wenig Menschen.

(Bild: heise online / anw)

Lesezeit: 3 Min.

Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP) freut sich über das Deutschlandticket, auch der Deutsche Städtetag findet es gut, "dass immer mehr Menschen den ÖPNV nutzen", wie dessen Hauptgeschäftsführer Helmut Dedy der Rheinischen Post sagte. Allerdings sei das Deutschlandticket nur für dieses Jahr finanziell abgesichert. "Bund und Länder müssen sich dazu bekennen, die Mehrkosten für das Ticket, die über drei Milliarden Euro hinausgehen, auch weiterhin zu übernehmen", sagte Dedy der Zeitung.

Auch müssten laut Dedy die notwendigen Investitionen für digitale Vernetzung, enge Taktung, bessere Verbindungen und mehr Fahrzeuge sichergestellt werden. "Nur so kann der ÖPNV attraktiver werden, sonst steigen die neu gewonnenen Fahrgäste bald wieder aus."

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Das Bundesverkehrsministerium hatte vorige Woche erfreut eine statistische Auswertung von Mobilitätsdaten des Mobilfunkanbieter Telefónica aufgenommen, laut denen die Nachfrage nach Zugfahrten nach Einführung des Deutschlandtickets am 1. Mai zugenommen hat. So wie Telefónica sah das Ministerium auf X eine wahrnehmbare Verlagerung des Verkehrs von der Straße auf die Schiene. Wissing wies am Wochenende auf Zahlen des Verbands der Verkehrsunternehmen hin, laut denen 6 Millionen bisher sporadische ÖPNV-Nutzer ein Deutschlandticket erworben haben, und das auf X gibt es nur im Abo.

Diesen Umstand fasst Karl-Peter Naumann, Ehrenvorsitzender des Fahrgastverbands Pro Bahn, aus anderer Sicht auf. Das Deutschlandticket sei eine "schöne Werbemaßnahme" für bisherige Stammkunden. Ein großer Teil der Neukunden seien vor allem die, die das System ohnehin zwischendurch genutzt hätten, sagte der Rheinischen Post.

CDU-Verkehrspolitiker Thomas Bareiß wandte laut dem Zeitungsbericht ein, der Zuwachs an einer Million ÖPNV-Neukunden sei mit 3000 Euro Mehrkosten pro Person teuer erkauft. Er rechne mit einer Preiserhöhung für das Deutschlandticket, das bisher 49 Euro kostet. Außerdem komme das Ticket vor allem den Großstädtern zugute. Von der Deutschen Bahn hieß es hingegen, die Zahl der Fahrgäste sei im Juni verglichen mit April um 25 Prozent gestiegen. Und sie hätten auch deutlich längere Strecken im öffentlichen Nahverkehr zurückgelegt.

Die Mehrkosten für das Deutschlandticket in Höhe von 3 Milliarden Euro teilen sich der Bund und die Länder je zur Hälfte. Die Länder fordern hartnäckig mehr Geld vom Bund – und das nicht nur für Aktionen wie das neue Ticket, sondern schon für den Normalbetrieb mit steigenden Kosten für Personal und Energie. Dabei geht es um die Regionalisierungsmittel aus Berlin, mit denen Länder und Verbünde Leistungen bei Verkehrsunternehmen bestellen. Wissing sagte, schon jetzt unterstütze der Bund die für den ÖPNV zuständigen Länder mit mehr als 10 Milliarden Euro jährlich. Und seit diesem Jahr würden die Mittel auch stärker um drei Prozent pro Jahr angehoben.

(anw)