Cebit

Die Lkw-Maut lässt den Kanzler auch auf der CeBIT nicht los

Schröder bekam von Heinrich von Pierer ein neues Handy "geliehen". "Mich stört es manchmal, wenn Sie mit zweitklassigen Telefonen unterwegs sind", sagte der Siemens-Vorstandsvorsitzende.

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Von
  • Amélie Fidric
  • dpa

Das Maut-Debakel ließ Bundeskanzler Gerhard Schröder auch auf der CeBIT nicht los. Es war auch Schröder selbst, der das Thema bei seinem Rundgang auf dem CeBIT-Gelände zum Messe-Auftakt am Donnerstag als erster ansprach. Bei der Vorstellung neuer Produkte des Computerkonzerns Sun Microsystems (Halle 1, Stand 8a 1) wie des Software-Pakets StarOffice spielte der Kanzler auf die auch bei der LKW-Maut im Vorfeld angekündigten Erfolge an. "Werden Sie mit der Last fertig, wenn die Last kommt?", fragte er den Deutschland-Chef des Unternehmens, Helmut Wilke. Schröder versprach, nächstes Jahr zurückzukommen und Wilke zur Rechenschaft zu ziehen.

Witze und Lockerheit gehören zum Auftritt Schröders auf der CeBIT -- für den Kanzler eigentlich ein Heimspiel: Seit seiner Zeit als Ministerpräsident in Niedersachsen nutzt er die Gelegenheit, sich vor Ort über Neuigkeiten der Branche informieren zu lassen. Auf seine langjährige Erfahrung angesprochen, gab sich Schröder am Morgen aber bescheiden: "Die Heimspiele von Hannover 96 werden auch nicht immer gewonnen."

Gelassen begann der Kanzler seinen Marathon durch die Messehallen mit einem Besuch bei IBM (Halle 1, Stand 4g), wo er sich unter anderem von IBM-Industrie-Direktor Erich Nickel ein neues Auto-Navigationssystem zeigen ließ. Den kürzesten Weg zum Kanzleramt findet Schröder aber auch ohne die neue Technik: "Am schnellsten wäre es mit dem Hubschrauber!"

Ernsthafter ging es für Schröder beim deutschen Software-Riesen SAP (Halle 6, Stand B52) zu: Dort wurde der studierte Jurist über die Anwendung digitaler Signaturen für Rechtsverfahren -- ein gemeinsames Projekt von SAP und dem Bundesgerichtshof -- unterrichtet. Damit sollen Gerichtsakten schneller und für alle Beteiligten effizienter behandelt werden. Um seine eigene Unterschrift gebeten, lehnte Schröder dankend ab: "Sie wissen ja: Ich war früher Anwalt und arbeite nur gegen Bezahlung!"

Für den guten Zweck ließ sich der Kanzler jedoch später beim Mobilfunkanbieter debitel (Halle 12, Stand B30) zu einem Autogramm bewegen. Schon vor zwei Jahren hatte ein von ihm signiertes Handy bei einer Internet-Auktion Höchstsummen eingebracht. Jetzt soll das UMTS-Handy mit der Schröder-Unterschrift zu Gunsten des Kinder- und Jugendtelefons "Eine Nummer gegen Kummer" beim Online-Auktionshaus eBay versteigert werden.

Bei der Deutschen Telekom (Halle 12, Stand D68) traf der Kanzler auf seine Frau Doris, die sich als Schirmherrin des Sorgentelefons für die gute Zusammenarbeit bedankte. Vor vielen Journalisten und Besuchern sagte der Kanzler, er habe eigentlich keinen Grund, über die Maut zu reden, weil sich doch alle Beteiligte einig seien, das System zu Stande zu bringen. "Das ist letztlich eine Frage der Ehre", sagte Schröder. Die Telekom hatte unmittelbar vor der CeBIT bei dem Maut-Konsortium Toll Collect nach dem Milliarden-Debakel die Führungsrolle übernommen.

Souvenirs gab es dieses Jahr auch wieder: Bei Siemens (Halle 26, Stand C32) bekam Schröder vom Vorstandsvorsitzenden Heinrich von Pierer ein neues Handy "geliehen" -- schließlich darf er als Kanzler keine Geschenke annehmen. "Mich stört es manchmal, wenn Sie mit zweitklassigen Telefonen unterwegs sind", sagte von Pierer. Zweitklassig will der Konzernchef auch mit seiner neu vorgestellten Gesundheitskarte nicht werden: "Wir haben bei Toll Collect dazu gelernt." (Amélie Fidric, dpa) / (anw)