Die Renaissance des Rechenschiebers

Im Silicon Valley ist vieles möglich, sogar Rechnen ohne Strom.

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Schon vor rund 350 Jahren entwickelte der Engländer William Oughtred einen einfachen Rechenschieber mit logarithmischen Skalen. Über die Zeit wurde das Werkzeug immer weiter verfeinert und an besondere Anforderungen angepasst. Noch vor gut 30 Jahren kam kein Architekt oder Ingenieur ohne Rechenschieber aus, doch mit dem Aufkommen der elektronischen Taschenrechner verschwand das meist linealförmige Hilfsmittel im Handumdrehen aus Jackentaschen und von Schreibtischen. Mit den einfacher zu bedienenden elektronischen Geräten kam man schneller und bequemer zu Ergebnissen als mit den Schiebern aus Holz oder Kunststoff.

Infolge rotierender Stromabschaltungen ruht aber in der Neuzeit das Wirtschaftsleben in Kalifornien zeitweise, denn ohne Strom läuft kein Internet, keine Supermarkt-Kasse und eben auch kein Desktop-Rechner. Wenn dann noch zufällig die Batterien des Taschenrechners leer sind, sitzt man mathematisch auf dem Trockenen. Nur eine kleine Schar von Rechenschieberfreunden ist autonom und muss dann für die Grundrechenarten oder gar höhere Operationen nicht auf Papier, Bleistift und Tabellenbücher zurückgreifen. Manch Jüngerer mag dabei von der Neugier auf das ungewöhnliche, ganz und gar analoge Rechengerät getrieben sein; und manch Älterer erinnert sich an überstandene Klausuren und greift nostalgischen Gefühls zum Schieber, um den Durchschnittsverbrauch der Familienkutsche mal "zu Fuß" auszurechnen. Jedenfalls konstatiert die Nando Times, dass neuerdings an dem einen oder anderen PC-Monitor im Silicon Valley ein Edel-Schieber mit der Aufschrift "Nur für den Notfall" hängt.

Wer sich nicht vorstellen kann, wie das Rechnen mit Stab und Nonus funktioniert und den Weg in die Informatik-Abteilung des Deutschen Museums in München scheut, braucht nur ins Web zu blicken: Das Rechenschieber-Museum hält Informationen zu den Modellen für verschiedene Anwendungsgebiete von Maschinenbau bis Verkauf parat und weist den Weg zu weiteren Web-Sites, die sich Rechenhilfsmitteln widmen. Wer Java in seinem Browser aktiviert hat, kann sogar einen simulierten Rechenschieber ausprobieren. Sammler und Fans finden sich bei Yahoo. (ea)