Die T-Aktionäre sind nicht entzückt

Auf die Hauptversammlung der Telekom in der kommenden Woche hätte Ron Sommer die Aktionäre gerne mit einer guten Nachricht eingestimmt.

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Von
  • Peter Lessmann
  • dpa

Auf die Hauptversammlung der Telekom in der kommenden Woche hätte Ron Sommer die Aktionäre gerne mit einer guten Nachricht eingestimmt. Doch für den Vorstandschef des größten europäischen Telekommunikationskonzerns reißen die Negativ-Meldungen nicht ab: Im ersten Quartal 2002 sei ein Fehlbetrag von 1,8 Milliarden Euro aufgelaufen, teilte das Unternehmen in einem Zwischenbericht mit. Diese Nachricht quittierte die Börse mit einem kräftigen Kursrückgang für die T-Aktie. Das ohnehin in den vergangenen Wochen gebeutelte Papier verlor bis zum Nachmittag zeitweilig bis 7 Prozent und näherte sich mit einer Notierung von 12,18 Euro vorübergehend seinem Allzeittief (12,02 Euro). Gegen Abend lag der Kurs immer noch mit über 5 Prozent im Minus.

Im Großen und Ganzen habe das Zahlenwerk im Rahmen der Erwartungen gelegen, kommentierte Ralf Hallmann, von der Berliner Bankgesellschaft. Überrascht zeigte sich der Telekom-Analyst dagegen über die Höhe des Nettoverlustes. Dass die Telekom nach dem Fehlbetrag von 3,5 Milliarden Euro im vergangenen Geschäftsjahr auch 2002 rote Zahlen schreiben wird, hatten Sommer und Finanzchef Karl-Gerhard Eick bereits bei der Bilanzvorlage im April angekündigt. Grund: Die hohen Abschreibungen auf neu erworbene Firmen wie VoiceStream, auf UMTS-Lizenzen und Zinsverpflichtungen in Folge der drückenden Schuldenlast (67,3 Milliarden Euro) werden die Ertragslage des Unternehmens über Jahre belasten. Außerplanmäßig hat die Telekom im ersten Quartal 2002 kursbedingt ferner den Buchwert ihrer Beteiligung an der France Telecom um 200 Millionen Euro und Finanzanlagevermögen um 300 Millionen Euro abgeschrieben. Deshalb zählt für den Vorstand vor allem die Entwicklung einer Kennzahl: EBTIDA -- das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen. Diese Ziffer stellt die operative Ertragskraft eines Unternehmens dar.

Im Vergleich zum Vorjahreszeitraum sei das EBITDA in den ersten drei Monaten 2002 um 4,4 Prozent auf 3,8 Milliarden Euro gewachsen, teilte die Telekom in dem Lagebericht mit. Das soll bis zum Jahresende so bleiben. Außerdem erwartet das Unternehmen beim Umsatz bis Ende 2002 ein "unverändert deutliches" Wachstum. Die Mobilfunksparte bleibt die Säule mit den stärksten Wachstumsraten. Einschließlich Minderheitsbeteiligungen kommt der Bonner Konzern auf knapp 70 Millionen Teilnehmer und sieht sich damit als einer der weltweit führenden Anbieter.

Doch das ist für die frustrierten T-Aktionäre kaum ein Trost. Wütend sind die zahlreichen Kleinaktionäre, die im Vertrauen auf eine goldene Zukunft in der Telekommunikation und den Versprechungen von Vorstandschef Sommer einst T-Aktien zeichneten, über die gewaltige Vernichtung ihres Vermögens. Die Dividendenkürzung für 2001 ist da nur ein kleines Übel. Aber die Telekom ist in der Branche kein Einzelfall. Anderen Unternehmen wie France Télécom, Vodafone oder KPN geht es kaum besser.

Für den Mobilfunk müssen sich die Unternehmen ohnehin auf eine längere Durststrecke einstellen, bis Erträge fließen und sich die Milliarden-Investitionen rechnen. Für die Telekom kommen indes weitere Probleme in der Festnetzsparte T-Com hinzu. Die T-Com ist zwar nach wie vor der einzige Bereich, in dem Geld verdient wird, doch auch diese Säule beginnt zu bröckeln. Keine guten Aussichten für die T-Aktionäre -- und auch nicht für Ron S0mmer auf der Hauptversammlung. (Peter Lessmann, dpa) / (jk)