Die Telekom als "Moderator für gesellschaftliche Veränderungen"

Der Vorstandsvorsitzende der Telekom, Kai-Uwe Ricke, hat heute in Bonn "Innovationen für eine neue Zeit" angekündigt. Dazu gehört unter anderem eine Qualitätsoffensive.

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Von
  • Detlef Borchers

Auf dem Internationalen Presse-Kolloquium der Deutschen Telekom in Bonn hat ihr Vorstandsvorsitzender Kai-Uwe Ricke "Innovationen für eine neue Zeit" angekündigt. Ricke betonte, dass die Telekom mit ihren verschiedenen Bereichen (T-Com, T-Systems, T-Mobile) nicht länger ein einfaches TK-Unternehmen sei, sondern ein "Moderator gesellschaftlicher Veränderungsprozesse". Diese Rolle werde man sehr ernst nehmen.

Die neue Zeit bei der Telekom soll mit einer Qualitätsoffensive anbrechen. Noch im ersten Quartal 2005 sollen laut Ricke sämtliche E-Mail-Konten bei T-Online mit einem kostenlosen Viren- und Spamschutz ausgestattet werden, bei dem schädlicher Code und Werbemüll auf dem Server gelöscht werden. Außerdem kündigte Ricke die Entwicklung eines neuartigen Virenschutzes für Handys und Mobilrechner durch T-Mobile an.

Auch die Servicequalität ist nach den Vorstellungen des Telekom-Chefs ein Zeichen der neuen Zeit. Ricke versprach, dass künftig jede E-Mail innerhalb von 24 Stunden, jeder Brief innerhalb von zwei Arbeitstagen beantwortet werde. In T-Punkt-Läden soll kein Kunde länger als fünf Minuten warten und neue Telefonkarten spätestens nach einer Stunde freigeschaltet werden. Außerdem sollen alle Top-Führungskräfte fünf Tage im Jahr in einem T-Punkt oder einem Callcenter arbeiten, um die Probleme und Nöte an der Basis kennenzulernen. Seine eigenen Zentralbereichsleiter bekommen fünf zufällig ausgewählte Kunden zugeteilt, um die sie sich kümmern müssen, erklärte Ricke. Eine interne E-Mail mit entsprechenden Anweisungen an die Mitarbeiter war im Januar an die Öffentlichkeit geraten.

Technisch bringt die neue Zeit mindestens eine eigene IP-Nummer für jeden Kunden, der damit "punktgenau" mit vielfältigen Telekom-Angeboten bedient werde. Dabei sei es den Kunden herzlich egal, wie sie beliefert werden, ob dabei GSM, UMTS oder WLAN im Spiel ist, wenn sie im Netz surfen. Nicht ganz so egal ist nach Ricke dabei das Telefonieren. Dem durchgängigen Angebot von Internettelefonie erteilte er eine vorläufige Absage: "Wir sehen Voice-over-IP, das derzeit über DSL vermarktet wird, im Moment noch als einen Markt mit geringer Attraktivität für breite Kundenschichten jenseits der DSL-Nutzer an.

Ricke kündigte die Einrichtung eines T-Com-Hauses in Berlin an, in dem die modernsten Entwicklungen der Informationstechnik anfassbar gelebt werden sollen. Dieses Haus werde auch auf der CeBIT in Hannover aufgebaut. Zu den neuen Produkten für die Patchwork-Family oder die Hightech-WG der Zukunft stellte T-Systems das selbst entwickelte Family Whiteboard vor, das möglicherweise noch in diesem Jahr auf den Markt kommt. Über ein Touchscreen-LCD erfahren alle Mitwohner, wer gerade anwesend ist, was eingekauft werden muss und welche Termine anstehen. Außerdem können hier SMS-, MMS- und E-Mails abgefragt werden. Ein integrierter Anrufbeantworter und die Anzeige von eingegangenen Faxen auf dem Schirm, vom Präsentator als "Relikte aus der Steinzeit der Kommunikation" bezeichnet, komplettieren das Gerät.

Als zweite Entwicklung wurde ein großer Flachbildschirm im Wohnzimmer präsentiert, der ebenfalls berührungssensitiv ist. Er soll Kontextinformationen zum Fernsehen aus dem Internet abrufen oder als Wandzeitung fungieren. Dabei wird eine Zeitung verkleinert auf den Schirm geholt und ein einzelner Artikel durch Handbewegungen vergrößert. Die Ära des Papiers gehe zu Ende, so der Fingerzeig des "Moderators für gesellschaftliche Veränderungen".

In seiner Rede kündigte Ricke eine Verstärkung der Forschung an, die vielfältige neue Produkte dieser Art aufspüren soll. Mitte April sollen die T-Labs, die Deutsche Telekom Laboratories an der TU Berlin eröffnet werden. Nach dem Vorbild des Bostoner MIT sollen hier 25 Telekom-Forscher und 50 Wissenschaftler aus aller Welt Innovationen für eine bessere Telekommunikation entwickeln. (Detlef Borchers) / (anw)