Die Telekom auf Partnersuche

Nach dem vollständigen Rückzug aus Global One gerät die Telekom immer mehr unter Handlungsdruck.

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Von
  • Peter Lessmann
  • dpa

Nach dem vollständigen Rückzug der Deutschen Telekom aus dem Gemeinschaftsunternehmen Global One gerät der Bonner Telefonriese immer mehr unter Handlungsdruck. Spekulationen über den großen Fisch, den der Telefonriese ins Boot ziehen könnte, schießen ins Kraut. "Ich erwarte sehr schnell eine Akquisition", sagt Robert Vinall, Analyst bei der Frankfurter DG Bank. Sein Topfavorit: der britische Telekommunikationskonzern Cable & Wireless. Selbst eine Neuauflage der im vergangenen Jahr gescheiterten Fusion mit Telecom Italia wird in Branchenkreisen nicht ausgeschlossen.

Telekom-Chef Ron Sommer antwortet auf solche Berichte mit einem vielsagenden Lächeln und wiederholt gebetsmühlenartig: "Gerüchte kommentieren wir nicht". Doch er selbst gibt den Spekulationen ständig neue Nahrung, auch nach dem Verkauf von Global One: Die Telekom werde ihre Strategie zur Internationalisierung fortführen und durch Übernahmen und Mehrheitsbeteiligungen mit starken Partnern ihren Kunden weltweit Telekommunikationsdienste anbieten.

Den Erlös aus dem Verkauf des 29,2-Prozent-Pakets an Global One in Höhe von gut fünf Milliarden Mark kann Sommer für seine Expansionspläne gut gebrauchen. Mit drei Börsengängen in diesem Jahr will die Telekom ihre Kriegskassen weiter auffüllen und mit sogenannten Akquisitionswährungen die Voraussetzungen für einen Aktientausch bei künftigen milliardenschweren Zukäufen im Mobilfunk- und Internetgeschäft schaffen.

Unterdessen ist die Trennung von Global One bei den meisten Analysten auf ein positives Echo gestoßen. "Die Allianz ist ohnehin wenig erfolgreich gewesen, jetzt hat man klare Verhältnisse", begrüßt Jörg Natrop von der Westdeutschen Genossenschafts-Zentralbank (WGZ) in Düsseldorf den Ausstieg. Tatsächlich hat das Joint Venture seit Gründung 1996 nur rote Zahlen erwirtschaftet. In der Branche werden die Anlaufverluste auf 2,7 Milliarden Dollar beziffert.

Der Verbund von Deutscher Telekom, France Telecom und der US-Firma Sprint stand unter keinem guten Stern. Als die Telekom im Frühjahr 1999 versuchte, die Telecom Italia zu übernehmen, überwarf sie sich mit der France Telecom. Der Bruch war nicht mehr zu kitten. Der Abstimmungsbedarf zwischen Partnern sei zu hoch gewesen. "Wir saßen in Sitzungen, statt bei den Kunden", bringt ein Mitarbeiter des Konzerns die Probleme in dem Joint Venture auf den Punkt.

Als verpatzte Chance wird der Ausstieg aus Global One bei Experten nicht gesehen. Mit einem Anteil von einem Prozent am gesamten Umsatz der Telekom fällt das Joint Venture vom Volumen her ohnehin kaum ins Gewicht. Für den WGZ-Analyst Natrop ist es vielmehr die angekündigte Internationalsierungstrategie, die bislang negativ ausgefallen sei: "Wir warten immer noch auf den großen Zusammenschluss".

Doch für die Telekom wird es immer enger: Das gilt vor allem für den US-Markt. Die dortigen Branchengiganten haben sich inzwischen durch Fusionen neu formiert und gelten für die Telekom praktisch als unverdauliche Brocken. Auf diesem US-Markt sei der Kuchen verteilt, meint Natrop.

Bis auf eine Ausnahme - Cable & Wireless. "Die Telekom würde mit einer Übernahme ihre internationale Basis auf einen Schlag stark verbreitern", glaubt Frank Wellendorf, Aktienanalyst bei der Düsseldorfer WestLB Panmure. In den USA verfügten die Briten über ein hervorragendes Backbone-Netz und transportierten weltweit ein Drittel des gesamten Internet-Verkehrs. (Peter Lessmann, dpa) (jk)