Die Zeitungsbranche in der digitalen Welt: "Alles wird besser"

Es gibt keine pauschale Printkrise: das ist eine Kernbotschaft des Treffens der Zeitschriftenverleger. Es werde sogar alles besser, sagt Springer-Chef Döpfner voraus. Er erwartet nach jahrelanger Technikgläubigkeit die "Wiederkehr des Journalistischen".

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  • dpa

Keine andere Informationsquelle genießt bei den Bundesbürgern so hohes Ansehen wie die Printmedien. 85 Prozent halten Zeitungen und Zeitschriften für besonders zuverlässig und glaubwürdig, wie eine Umfrage des Allensbach-Instituts unter fast 1500 Menschen ergab. Die elektronischen Medien Radio und TV rangieren mit 83 Prozent knapp dahinter, Online-Medien erreichen bei der Frage nach Zuverlässigkeit und Glaubwürdigkeit 32 Prozent. Die Umfrage wurde am Dienstag in Berlin beim Medienkongress "Publishers' Summit" des Verbandes Deutscher Zeitschriftenverleger (VDZ) präsentiert.

"Printmedien sind führend, wenn es um Vertrauenswürdigkeit, Themenkompetenz und journalistische Qualität geht", fasste VDZ-Hauptgeschäftsführer Stephan Scherzer vor rund 800 Teilnehmern zusammen. VDZ-Präsident Hubert Burda stellte heraus: "Unser Kerngeschäft ist gesund, wenn wir es richtig führen, denn unsere Magazine haben auch in der digitalisierten Welt einen festen Platz im Leben der Menschen." Er betonte: "Es gibt keine pauschale Printkrise. Der Markt für gedruckte Zeitschriften ist äußerst lebendig und attraktiv und es lohnt sich, in neue Magazine zu investieren." Es sei zudem "erfreulich, dass sich immer mehr die Erkenntnis durchsetzt, dass Kooperation zwischen Verlagen besser ist als Konfrontation".

Springer-Vorstandschef Mathias Döpfner sagte eine Trendwende im Branchenverständnis voraus. Nach einem Jahrzehnt, in dem Technik eine größere Rolle als der Journalismus selbst gespielt habe, seien die Inhalte wieder bedeutsam geworden. Es habe eine Einsicht eingesetzt. "Weil man plötzlich erkennt, dass einem auch der beste Algorithmus nichts nutzt, wenn es nichts mehr zu suchen gibt, was sich zu finden lohnt. Und deswegen prophezeie ich, dass es eine Wiederkehr der Inhalte-Bedeutung und eine Wiederkehr des Journalistischen gibt."

Döpfner warnte die Medien davor, sich bei ihren Lesern anzubiedern. "Man kann als Journalist auch zu kundenorientiert sein", sagte Döpfner. "Leser wollen nicht immer lesen, was sie wollen. Die wollen eben geführt werden. Die wollen Angebote bekommen, die andere für sie ausgesucht haben, wollen damit konfrontiert werden, wollen zustimmen oder wollen ganz anderer Meinung sein."

Am Ende komme es darauf an, eine "Art von Inhalten, die relevant sind" zu schaffen, sagte Gruner+Jahr-Chefin Julia Jäkel. Es gehe nicht nur um "fantastische Reportagen", erläuterte sie. "Da dürfen wir nicht den Kopf in den Sand stecken." Man müsse auch verstehen: "Ein Rezept aus 'Chefkoch' – von einer Leserin aus Pusemuckel dort eingestellt, aber von Hunderten von Menschen als 'sehr gut' bewertet – ist auch eine Form des relevanten Inhalts. Das bedeutetet natürlich für den klassischen Journalisten eine Öffnung im Verständnis von Inhalt."

Berlins Regierender Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) beklagte einen Trend zur Oberflächlichkeit in der Medienbranche. Er mahnte vor dem Kongress, es gehe "um mehr als neue Geschäftsmodelle". Es komme nicht in erster Linie auf die Zahl der Zeitschriftentitel an, sondern auf die "geistige Vielfalt und auch um die Fähigkeit dieses Landes, sich mit seinen zentralen Themen ernsthaft auseinanderzusetzen." (jk)