Die zehn beliebtesten Beiträge auf heise Developer im Jahr 2020

Corona, Karriere und Code-Qualität sind drei der Themen, die heise Developer viele Zugriffe und Kommentare bescherten. Was aber war die Nummer eins?

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Die zehn beliebtesten Beiträge auf heise Developer im Jahr 2020

(Bild: Palto/Shutterstock.com)

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Inhaltsverzeichnis

Das Jahr 2020 war geprägt von der Corona-Pandemie, die uns auch weiterhin begleiten wird. Doch was waren die wichtigsten Trends und die interessantesten Themen aus dem Blickwinkel der Leserinnen und Leser von heise Developer? Im Folgenden wirft das Team einen Blick zurück und präsentiert die Top-10-Liste der erfolgreichsten Beiträge, die Leser nicht nur am häufigsten anklickten, sondern auch kontrovers diskutierten.

APIs eröffnen Entwicklerinnen und Entwicklern vielfältige Möglichkeiten beim Bauen und Vernetzen von Anwendungen und Daten. Je häufiger und exponierter APIs aber zum Einsatz kommen, beispielsweise über Single-Page Applications (SPA), umso größer wird damit auch die Angriffsfläche für Hacker. Das auf die wichtigsten Schwachstellen in Webapplikationen fokussierte Open Web Application Security Project (OWASP) hat inzwischen auf die wachsenden Gefahren durch APIs reagiert und eine Top-Ten-Liste für API-Security aufgelegt. Martin Burkhards Beitrag Gut behütet: OWASP API Security Top 10 gibt einen Überblick über die zehn wichtigsten Schwachstellen für APIs, und er beschreibt, wie sich Entwicklerinnen und Entwickler beispielsweise durch vorausschauendes Security by Design auf die Bedrohungslage einstellen sollten.

Auf Rang 9 der populärsten Beiträge findet sich der erste von gleich drei Artikeln der 2020 neu gestarteten Serie "Young Professionals schreiben für Young Professionals", zu der heise Developer explizit junge Entwicklerinnen und Entwickler eingeladen hat – mit dem Ziel, ihresgleichen, aber natürlich auch die interessierten "älteren Semester" im monatlichen Turnus über aktuelle Trends, Entwicklungen, Phänomene und persönliche Erfahrungen zu informieren. In Karriere-Reboot: Warum der Neustart für Entwickler noch nie so einfach war berichtet Thomas Limbüchler, Developer Relations Strategist bei WeAreDevelopers, nicht nur aus eigener Erfahrung, sondern präsentiert auch die Beobachtungen und Trends, die WeAreDevelopers als Jobvermittlungsplattform für Entwickler und Unternehmen sammeln konnte.

Auch, weil graue Büros, trister Alltag und steile Hierarchien der Vergangenheit angehörten, seien ein Großteil der im Rahmen einer Studie befragten Entwicklerinnen und Entwickler mit ihrem Job sehr zufrieden. Für die Wechselwilligen ist vor allem ein höheres Gehalt ein Anreiz, sich nach einem neuen Job umzuschauen. Auch die persönliche Weiterentwicklung nehmen viele ernst und zögern nicht lange, um sich neuen Herausforderungen zu stellen – während auf der anderen Seite immer mehr Unternehmen aktiv um neue Entwickler werben, vom Einsteiger bis hin zum erfahrenen Spezialisten.

Young Professional Christian Liebel landete mit seinem Plädoyer "Warum jetzt die beste Zeit ist, Web-Developer zu werden" auf Platz 8 der Top-10-Liste für 2020. Als passionierter Cross-Plattform-Anwendungsentwickler ist Christian überzeugt von den vielfältigen Chancen, die das World Wide Web Developern bietet – und das nicht erst seit JavaScript und HTML5 statischen Webseiten Leben und Dynamik eingehaucht haben. Die Webentwicklung eröffnet Entwicklerinnen und Entwicklern seiner Einschätzung nach das gleiche breitgefächerte Spektrum wie die klassische Anwendungsentwicklung und bietet damit Möglichkeiten für Spezialisten wie auch Full Stack Developer. Während WebAssembly (wasm) zu größerer Programmiersprachenvielfalt beiträgt, schlagen Progressive Web Apps (PWA) die Brücke zwischen Desktop und Web. Im Rahmen des Web Capabilities Project (Fugu) sollen PWAs zudem durch weitere Webschnittstellen noch "nativer" werden.

1995 ging die erste Version der Programmiersprache Delphi an den Start. Anlässlich des Jubiläums im vergangenen Jahr teilte David Intersimone (aka David I) im Interview mit heise-Developer-Autor Tam Hanna 25 Jahre: "Delphi war ein Kind seiner Zeit" seine persönliche Einschätzung zu Delphi. Angesichts des auf einen Interpreter angewiesenen Visual Basic und den für GUIs mit Klassenbibliotheken ergänzten Sprachen wie Turbo Pascal betrat Borland mit Delphi neue Wege und schuf David I zufolge eine leistungsfähige Programmierumgebung mit einem benutzerfreundlichen GUI-Designer (statt einer Klassenbibliothek) sowie einem optimierenden Compiler, einem Debugger und einer Datenbankzugriffs-API. Im Unterschied zu Visual Basic ließen sich so native Anwendungen erstellen und auch Datenbanken von Drittanbietern unmittelbar einbinden. Die eigentliche Stärke von Delphi bestehe also darin, dass man bereits mit vergleichsweise wenig Aufwand das komplette Bild des Zielsystems sehen könne – vom Umsetzen einer Datenbank bis hin zu Cloud-Funktionen.

Lesbarkeit ist gleichbedeutend mit Nachvollziehbarkeit und sollte deswegen beim Schreiben von Code stets angestrebt werden, fordert Golo Roden und formuliert dazu in seinem Blogbeitrag Was zeichnet lesbaren Code aus? fünf grundlegende Regeln. Für die meisten Entwicklerinnen und Entwickler steht naturgemäß im Vordergrund, dass der geschriebene Code auch funktioniert. Angesichts der schwierigen Aufgabe ein gegebenes Problem zu verstehen und eine Lösung dafür zu finden, gerät die Sorge um die Lesbarkeit des Codes oft in den Hintergrund. Doch damit machen sich Entwicklerinnen und Entwickler langfristig die Arbeit nur schwer, wenn es um die Pflege und Weiterentwicklung geht.

Unter dem Titel Wasserfall-Modell? LOL! geht Eberhard Wolff in einem Beitrag seines Continuous-Architecture-Blogs bei heise Developer der Geschichte des Wasserfall-Modells auf den Grund – und warum es keine gute Idee für Softwareentwickler ist. Das Prozessmodell geht demnach unter anderen auf das in den Fünfzigerjahren in den USA zu militärischen Zwecken entworfene SAGE-System (Semi-Automatic Ground Environment) zurück. Zu jener Zeit gab es weder höhere Programmiersprachen noch war Softwareentwicklung im Team üblich. Das Modell lässt sich am anschaulichsten als abfallende Treppe aufeinanderfolgender Prozessphasen visualisieren, bei den Ereignisdokumente ("Wasser") in die jeweils folgende Phase "fließen" – wie für Top-down-Ansätze typisch. Das Wasserfall-Modell suggeriert mit seiner klaren Aufteilung in Phasen mit klaren Ergebnissen, den "eigentlich richtigen" und "sauberen" Weg zu beschreiben und steht damit dem agilen Ansatz entgegen. Denn es setzt auch starre Anforderungen voraus, weil man sonst schon bei einer wesentlichen Änderung im Prinzip von vorne anfangen müsste.

Der dritte Beitrag aus der Young-Professionals-Serie in den Top-10 widmet sich – wie schon Golo Roden im Blog the next big thing – dem Thema "Clean Code". Linus Dietz und Simon Harrer gehen in Codequalität lehren und lernen: Erfahrungen aus 6 Jahren Programmierausbildung der offenbar häufig unterschätzten Bedeutung von qualitativ hochwertigem Code auf die Spur. Die beiden Autoren, die bereits ihre Erfahrung in Open-Source-Software und durch die Lehre an der Universität Bamberg in das Buch "Java by Comparison" haben einfließen lassen, plädieren nachdrücklich dafür, eine Lernkultur zu etablieren, die Lehrende und Lernende gleichermaßen dazu anspornt, sich kontinuierlich weiterzuentwickeln. Speziell im Hinblick auf Programmierkonzepte müsse dabei auch die Codequalität eine ebenso wichtige Rolle spielen wie dessen funktionale Korrektheit.

Die persönliche Gesundheit stand im Jahr der Corona-Pandemie für alle Menschen ganz oben auf der Agenda. In dem Beitrag Warum Entwickler ein Augenmerk auf ihre Gesundheit legen sollten wirft Roland Golla einen auch sehr persönlich motivierten Blick auf die besondere Situation von Softwareentwicklern jenseits des Virus. Entwicklerinnen und Entwickler, die anspruchsvolle Projekte auch unter Zeitdruck fertigstellen wollen, gehen häufig an ihre Grenzen – oder gar darüber hinaus. Insbesondere wenn die Strukturen und Prozesse nicht optimiert sind, beispielsweise durch effiziente Teamarbeit oder weitgehendes Automatisieren, kann die Belastung zu hoch werden und es droht ein Burn-out oder gar Zusammenbruch, wie ihn Golla erleben musste. Seither setzt er sich im Rahmen der Never-Code-Alone-Initiative für Arbeitsschutz in der IT ein, um das Bewusstsein für angemessene Arbeitsbedingungen auf allen Seiten zu schaffen, und auch, um Betroffenen konkret Hilfestellung zu leisten.

Neben Delphi hat es noch eine weitere traditionsreiche Programmiersprache in die Top-10 geschafft: Forth – die ewig junge Programmiersprache blickt seit Jahrzehnten auf eine treue Anhängerschaft, obwohl sie weder für jeden Programmierer noch für jede Programmieraufgabe geeignet ist. Forth eröffnet aber all jenen, die sich auf sie einlassen, die Tür in eine andere, neue Welt mit vielen ungewöhnlichen Ideen, die sich in jeder Programmiersprache anwenden lassen. Ihre Konzepte helfen auch bei der Arbeit mit C/C++, Rust, Go, Java oder Python – ist Carsten Strotmann überzeugt. Der freiberufliche Berater und Trainer hat sich nach eigener Aussage vor 30 Jahren mit dem Forth-Virus infiziert. Seither hat ihn die sogenannte Concatenative-Programmiersprache nicht mehr losgelassen. Auch wenn der Quellcode gewöhnungsbedürftig erscheinen mag, ist Forth mit ihrer minimalen Syntax wie ein Baukasten für eigene Programmiersprachen, der sich in beliebiger Weise anpassen lässt.

COVID-19 hat unser aller Leben privat wie auch beruflich durcheinandergerüttelt. Im Zuge der Schutzmaßnahmen gegen das Virus gewann das Arbeiten zu Hause an großer Bedeutung. Wer irgendwie konnte, sollte ins heimische Büro wechseln. Es verwundert daher kaum, dass der Beitrag Erfolgreich im Homeoffice arbeiten besonders viele Leserinnen und Leser ansprach. Die Autoren Jochen Christ und Simon Harrer, die beide seit mehr als zwei Jahren von Zuhause via Remote Mob Programming zusammenarbeiten, verraten in ihrem Artikel Tipps und Tricks, wie sich das Arbeiten im Heimbüro sinnvoll, angenehm und zugleich effektiv einrichten lässt. Von den technischen Voraussetzungen der Hard- und Software bis zu den angepassten Arbeitsprozessen beleuchten die beiden alle Herausforderungen des Homeoffice – auch, wie sich Teamarbeit über die geografische Trennung hinweg organisieren lässt.

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