Ex-RKI-Chef sieht bei Gesundheitsdigitalisierung eine Menge Luft nach oben
Im Bereich eHealth ist laut Lothar Wieler vom Hasso-Plattner-Institut noch viel zu tun. Das Digital Health Innovation Forum soll helfen, voneinander zu lernen.
Prof. Lothar Wieler auf dem Health Innovation Forum
(Bild: HPI)
Mit einer internationalen Konferenz, dem "Digital Health Innovation Forum", will das Hasso-Plattner-Institut (HPI) den Austausch zwischen Forschung im digitalen Gesundheitsbereich, Politik und Unternehmen fördern. In den Bereichen Prävention und Robotik und beim Einsatz von großen KI-Sprachmodellen sieht Lothar Wieler, Leiter des Fachgebiets "Digital Global Public Health" am HPI und ehemaliger Präsident des Robert Koch-Instituts (RKI), noch eine Menge Luft nach oben.
"Was wir brauchen, das ist ein interdisziplinärer Austausch an der Spitze zwischen Forschung, Politik und Wirtschaft, um Rahmenbedingungen zu entwickeln, die sich an die heutige, sich schnell verändernde Landschaft anpassen und sich mit ihr weiterentwickeln", meint auch Ariel Dora Stern, Leiterin des Fachgebiets "Digital Health, Economics and Policy" am HPI. Ihr ist wichtig, dass Regulierung Innovation nicht verhindert.
Einschnitte fĂĽr US-Wissenschaftler
"Noch nie war der transatlantische Austausch so wichtig wie heute. Gerade jetzt müssen wir unsere wissenschaftlichen Netzwerke in die USA ausbauen und den Forschern signalisieren, dass wir sie hier mit offenen Armen empfangen", sagte Stern vor dem Hintergrund der angekündigten Einschnitte an US-Hochschulen unter US-Präsident Donald Trump. "Auch unsere Kollegen und Partner in führenden Universitätskrankenhäusern in den USA erleben diese Einschränkung – deshalb müssen wir Wissenschaftler in den USA weiterhin unterstützen", ergänzt Wieler.
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Thema des Forums ist auch, aus den Erfahrungen der USA seit dem HITECH Act von 2009 zu lernen. Ziel war die Einführung elektronischer Gesundheitsakten, um das Gesundheitssystem zu verbessern. Für Ärzte braucht es beispielsweise Anreize, damit sie die Software nutzen. Hilfreich dabei sei es laut Melinda Buntin, Professorin an der Johns Hopkis University School of Public Health, wenn die Systeme nutzerfreundlich und leicht in die Arbeitsprozesse des Klinikpersonals integrierbar sind.
Das sei immer noch ein Problem, ebenso wie die fehlende Interoperabilität und das Konkurrenzdenken unter den Software-Anbietern. In den USA verwenden "alle erstklassigen Krankenhaussysteme in den USA im Grunde denselben Anbieter für elektronische Gesundheitsakten", sagte Buntin. In den USA sei es, genauso wie in Deutschland, schwierig, die Software-Anbieter zu wechseln. Sie empfiehlt, den Wettbewerb aufrecht zu halten.
Datenleck bei Change Healthcare ein RĂĽckschlag
Große Verbesserungen müsste es nach Sicht von Buntin im Bereich Datenschutz und Cybersecurity geben. Dafür brauche es eine bessere und einheitlichere Gesetzgebung. "Wir befinden uns an einem Punkt, an dem wir unglaublich frustriert sind, wenn es um den Schutz der Privatsphäre geht", so Buntin, die zusammen mit ihrer Familie ebenfalls von dem massiven Datenleck des US-Zahlungsdienstleisters Change Healthcare betroffen ist.
Insgesamt sind 190 Millionen Menschen von dem Ransomware-Vorfall und seinen Auswirkungen betroffen. Ursächlich war damals die fehlende Zwei-Faktor-Authentifizierung bei einem Server nach der Übernahme von Change Healthcare durch UnitedHealth. Das Ziel, den Informationsaustausch zu erleichtern, sei Buntin zufolge "nicht wirklich erreicht worden". Auch sie musste kürzlich eine CD mit Röntgenbildern durch die Gegend fahren.
(mack)