Digitale Musik boomt weltweit

Der Umsatz mit digitaler Musik wuchs 2007 weltweit um 40 Prozent, teilt der internationale Verband der Musikindustrie in einem Jahresbericht mit. Bedroht sieht sich die Branche weiterhin durch Filesharing.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 33 Kommentare lesen
Lesezeit: 3 Min.

Der digitale Musikmarkt boomt. Weltweit wurde im vergangenen Jahr Musik für 2,9 Milliarden US-Dollar (2 Milliarden Euro) über digitale Kanäle verkauft. Das entspricht einem Umsatzwachstum von 40 Prozent im Vergleich zu 2006 (2,1 Milliarden US-Dollar. Weltweit wurden 1,7 Milliarden Musiktitel heruntergeladen, 53 Prozent mehr im Vergleich zu 2006. Damit hat sich der Anteil des digitalen Vertriebs am globalen Musikgeschäft im vergangenen Jahr von 11 auf 15 Prozent gesteigert. Diese noch geschätzten Zahlen gehen aus dem Jahresbericht Digitale Musik 2007 (PDF-Datei) hervor, den der internationale Verband der Phonoindustrie (IFPI) am heutigen Donnerstag in London vorstellte.

Hauptmarkt bleiben weiter die USA. 844 Millionen Single-Downloads (plus 45 Prozent) und 50 Millionen Alben (plus 54 Prozent) bedeuten einen digitalen Marktanteil von 30 Prozent. Auf den weiteren Plätzen folgen Japan, Großbritannien, Südkorea und Deutschland. Die Verteilung des Volumens auf die Kanäle Internet und Mobilfunk variiert je nach Land stark. In den USA, Großbritannien und Deutschland entfällt jeweils etwa ein Drittel der Digitalverkäufe auf den Mobilfunkbereich. Dagegen werden in Japan 91 Prozent der digitalen Musikverkäufe übers Handy abgewickelt, in Frankreich sind es 61 Prozent.

Signifikant ist auch die Bedeutung des Online-Vertriebs für die Branche in Großbritannien. Auf dem mit Abstand größten europäischen Musikmarkt gingen im vergangenen Jahr 77,6 Millionen Songs durch die Leitungen. Über 90 Prozent der britischen Singleverkäufe sind inzwischen digital. In Deutschland wurden 34,5 Millionen Einzelsongs und 2,9 Millionen Bundles verkauft. Nach diesen von Media Control ermittelten Zahlen wuchs der deutsche Markt 2007 um 34 Prozent, die IFPI schätzt das Wachstum anhand von Neunmonatszahlen auf 38 Prozent. Marktführer ist hierzulande iTunes mit 42 Prozent, gefolgt von Musicload mit 32 Prozent.

Ein Thema wird auch 2008 die Debatte beherrschen: Filesharing. Auf jeden legal heruntergeladenen Musiktitel kämen 20 illegale Kopien, bedauert der Musikverband. Die Lobbytruppe will sich im laufenden Jahr auch weiter dafür einsetzen, dass Politiker einschreiten und Provider in die Pflicht genommen werden. "Die Internet-Zugangsanbieter können nicht einerseits von den Inhalten anderer profitieren und sich gleichzeitig beim Schutz der Urheberrechte der Verantwortung entziehen", meint Dieter Gorny, Vorstandsvorsitzender des Bundesverbandes Musikindustrie, am heutigen Donnerstag in Berlin. Das Problem des Schutzes geistigen Eigentums im Web könne nur gemeinsam mit allen Beteiligten gelöst werden.

Die Bemühungen der Industrie um Sympathien in der Politik fallen stellenweise auf fruchtbaren Boden. Prominentester Fürsprecher der Industriewünsche ist Frankreichs zuletzt eher auf dem Boulevard in Erscheinung getretener Staatspräsident Nicolas Sarkozy – von der IFPI als leuchtendes Beispiel genannt, dem andere Länder folgen sollten. Aber auch in Brüssel finden entscheidende Persönlichkeiten solche Ideen inzwischen nicht mehr ganz so abwegig. Doch herrscht im EU-Parlament offenbar noch Skepsis vor. (vbr)