Weltweiter Umsatz mit Musik-Downloads 2006 verdoppelt

Zur Vorstellung ihres Jahresberichts hat der Phonoverband IFPI erneut die "digitale Piraterie" als Bedrohung für das Geschäft mit digitaler Musik bezeichnet und die wichtige Rolle von digitalem Rechtemanagement hervorgehoben.

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Das Wachstum bei digitalen Musik-Downloads kann den sinkenden Verkauf von herkömmlichen CDs bislang nicht kompensieren. Das räumte der Weltverband der Phonoindustrie (IFPI) in seinem heute veröffentlichten Jahresbericht zur digitalen Musik ein. Der Anteil der Downloads via Internet und Handy am gesamten Geschäft der Musikbranche stieg 2006 auf 10 Prozent von 5,5 Prozent im Vorjahr. Der Umsatz verdoppelte sich auf 2 Milliarden Dollar (1,55 Milliarden Euro). Die Zahl der Lieder, die online verfügbar sind, habe sich mit 4 Millionen ebenfalls verdoppelt. Der IFPI rechnet damit, dass bis zum Jahr 2010 rund ein Viertel der Musik über Downloads verkauft wird.

Die Plattenfirmen litten immer noch spürbar unter illegalen Kopien, hieß es. "Mittlerweile sind die digitale Piraterie und die Entwertung von Musik eine wirkliche Bedrohung für das sich entwickelnde Geschäft mit digitaler Musik", erklärte der IFPI. Rechtliche Schritte gegen 10.000 Nutzer von Online-Tauschbörsen in 18 Ländern hätten die Piraterie lediglich eindämmen können. So sei in Deutschland der Anteil der Nutzer solcher Tauschbörsen von 13 Prozent im Jahr 2004 auf 8 Prozent im Jahr 2006 gesunken. Insgesamt aber gehe die Rechnung der IFPI auf, mit rechtlichen Schritten gegen Tauschbörsen-Uploads vorzugehen. Die Marktforscher von Jupiter Research hätten ermittelt, dass die Zahl der Tauschbörsenteilnehmer in westeuropäischen Ländern zurückgehe, während die Zahl der Haushalte mit Breitbandanschlüssen stark zunehme.

Marktforschungsergebnisse wie diese nimmt die IFPI als Indiz dafür, dass rechtliche Schritte gegen "Piraterie" fruchten.

Versuche, Privatpersonen zu belangen, seien aber nur der zweitbeste Weg, mit dem Problem umzugehen. Die IFPI wolle deswegen nun verstärkt gegen die Internetdienste-Anbieter vorgehen. Diese sollten ähnlich energische Maßnahmen ergreifen wie bei der Unterbindung von Kinder-Pornografie. Des Weiteren hebt die IFPI juristische Erfolge wie in Dänemark gegen den russischen Musikdiscounter Allofmp3.com hervor sowie gegen MP3s4free und das taiwanische Angebot Kuro.

In dem Bericht hebt die IFPI die wichtige Rolle des digitalen Rechtemanagements (DRM) für das Geschäft mit Musikdownloads hervor. DRM habe aber auch eine hitzige Debatte mit einiger unangebrachter Kritik erregt. Die Befürchtung, DRM schränke die Möglichkeiten der Nutzer ein, sei nicht prinzipiell auf die Technik selbst zurückzuführen, sondern auf proprietäre, nicht-kompatible Produkte. Der Erfolg von Apples iTunes Store im Zusammenklang mit dem Player iPod zeige, wie erfolgreich DRM angewendet werden könne. Der Bericht führt nicht die zaghaften Versuche von Anbietern wie Musicload oder Yahoo auf, nicht mit DRM-versehene Musikdateien anzubieten – auch hält die IFPI es keiner besonderen Erwähnung wert, dass sich EMusic mit Songs in DRM-freiem MP3-Format zum erfolgreichsten Online-Musikshop nach Apples iTunes entwickelt hat. Ebenso bleibt die Kritik des Microsoft-Mitgründers Bill Gates unerwähnt oder das Kopierschutz-Rootkit, mit dem Sony BMG und seine Kunden eine Bauchlandung erlebte.

In den vergangenen Monaten sei es auch zu einer Diversifizierung der verschiedenen Vertriebskanäle gekommen, heißt es in dem Bericht weiter: Bisherige Download-Kanäle wie iTunes würden zunehmend Konkurrenz durch Abo-Services, Handy-Klingelton-Downloads und werbefinanzierte Foren wie YouTube und MySpace bekommen. Der Umsatz komme weiterhin in etwa zu gleichen Teilen aus Internet- und Handy-Downloads. Im Handy-Bereich handelt es sich traditionell vor allem um verschiedene Arten von Klingeltönen. Die Zahl der heruntergeladenen Einzeltitel stieg dem IFPI zufolge 2006 insgesamt um 89 Prozent auf 795 Millionen. Wichtigster Markt bleiben die USA. Hier wurden 582 Millionen Einzeltitel heruntergeladen (plus 65 Prozent) und 33 Millionen Alben, rund doppelt so viele wie ein Jahr zuvor.

In Deutschland habe es ein zurückhaltenderes Wachstum gegeben. Die Zahl der heruntergeladenen Einzeltitel sei auf 24 Millionen von 19 Millionen ein Jahr zuvor gestiegen. Die Anbieter haben verschiedene Verfahren, die Downloads zu zählen, deshalb ist der Markt schwer genau zu beziffern. Manchmal werden zum Beispiel Alben als ein "digitales Produkt" gezählt anstelle die Summe der enthaltenen Titel zu berücksichtigen. Nach Erkenntnissen der Branche werden bevorzugt einzelne Songs statt Alben heruntergeladen. (anw)