Selbstversuch: Digitales Impfzertifikat in Niedersachsen als Download

Niedersachsen bietet den im Impfzentrum Geimpften das digitale Zertifikat zum Download an. heise online hat es ausprobiert.

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Person mit Reisepass und digitalem Impfnachweis in einer Smartphone-App wartet auf dem Flughafen.

(Bild: Shutterstock.com/ronstik)

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Seit Kurzem bietet das Impfportal Niedersachsen allen Geimpften das digitale Impfzertifikat zum Download an. Das mit einem QR-Code versehene PDF-Dokument kann beispielsweise in die dafür vorgesehenen Apps auf dem Smartphone geladen werden. Allerdings gibt es eine wichtige Voraussetzung: Derzeit kann das Zertifikat nur von Geimpften auf der Website des Landes Niedersachsens beantragt werden, wenn die Impfung in einem Impfzentrum stattfand.

Sofern man die Datenschutzbestimmungen auf der Website des Impfportals Niedersachsen akzeptiert, steht im nächsten Schritt "Digitales Impfzertifikat" zur Auswahl – zusätzlich zu den üblichen Auswahlmöglichkeiten der Terminbuchung oder -stornierung. Anschließend wird man zur Eingabe seiner Telefonnummer und dem Zahlen-Buchstaben-Mix aus dem Captcha-Feld aufgefordert. Dort heißt es: "Zur Prüfung Ihrer Identität senden wir Ihnen einen Code auf Ihr Mobiltelefon." Alternativ kann man auch eine Festnetznummer angeben, der Code wird einem dann vorgelesen.

Wir haben in beiden Fällen eine existierende Telefonnummer eingegeben und sowohl die SMS als auch die Ansage über das Festnetz funktionierte. Allerdings muss man bei der Festnetz-Lösung aufmerksam zuhören, da die computergenerierte Stimme sehr schnell spricht und den sechsstelligen Code als Gesamtzahl ansagt, und nicht Ziffer zu Ziffer. Da kommt dann etwa "fünfhundertzweiundzwanzigtausendachthundertachtundachzig" bei heraus. Die Ansage wird jedoch mehrmals wiederholt. Wie genau auf diese Weise aber die Identität überprüft wurde, ist fraglich, da nur eine der beiden Telefonnummern für die Registrierung zur Impfung benutzt wurde. In diesem Zusammenhang wurden die hier eingegebenen Daten anscheinend nicht mit den im System vorhandenen personenbezogenen Daten verknüpft.

Hat man diese Hürde überwunden, folgt die Einwilligungserklärung zur Ausstellung des digitalen "COVID-19-Impfzertifikats" in Form des Einverständnisses zu einer weiteren Datenschutzerklärung (PDF) und der Ausstellungszustimmung. Im nun folgenden Schritt erhält man nach Eingabe der erforderlichen Daten das digitale Impfzertifikat als Download.

Zu den erforderlichen Eingaben gehören Vorname, Nachname, Geburtsdatum, Datum der Impfung und Charge der Impfung. Die Charge der Impfung ist dem Aufkleber aus dem Impfausweis zu entnehmen. In unserem Fall war die Eingabe der zweiten Charge der Impfung ausreichend, um im anschließend erhaltenen Impfzertifikat beide Impfungen abzubilden. Jeweils eine Seite pro Impftermin und Zertifikat. Der Download des digitalen Impfzertifikats wird automatisch nach erfolgreicher Eingabe angestoßen. In unserem Fall hat der Safari-Browser auf macOS 11 Big Sur das Pop-up-Fenster jedoch unterbunden. Um es zu öffnen, muss der Anwender wissen, wie man ein blockiertes Pop-up erkennt und es anschließend manuell zulässt. In Safari beispielsweise erscheint lediglich ein kleines Symbol in der Adresszeile.

Das Einscannen sowohl in die Corona-Warn-App (CWA) als auch in die CovPass-App funktioniert problemlos. Mit dem QR-Code von der ersten Seite zeigt die CovPass-App "Unvollständig: 1 von 2 Impfungen" an, mit einscannen des zweiten Codes ändert sich die Anzeige zu "Vollständiger Impfschutz". Scannt man direkt den QR-Code der zweiten Impfung ein, wird einem sofort der vollständige Impfschutz in der App attestiert, mit dem Datum der zweiten Impfung. Wurde zuerst die erste Impfung und dann die zweite gescannt, wird die erste Impfung zusätzlich angezeigt, die zweite jedoch als "Aktuell verwendetes Zertifikat" gekennzeichnet. In der Corona-Warn-App kann man ebenfalls die erste und zweite Impfung einscannen.

Die CovPass-App zeigt direkt beim Öffnen den QR-Code über fast zwei Drittel des Bildschirms an. In der CWA öffnet nach geschlossener App zunächst die Startseite wie gewohnt. Erst über das Menü Zertifikate am unteren Bildschirmrand kommt man zu den Zertifikaten und nach Auswahl des digitalen Impfnachweises wird schließlich der QR-Code angezeigt. Zumindest bei der CovPass-App sollte das berücksichtigt werden. Getestet wurden die Apps und deren Verhalten auf einem iPhone mit iOS 14.6 und den aktuellen Versionen der Apps (CovPass-Version 1.3.0, CWA-Version 2.4.2).

Auf dem PDF-Dokument wird darauf hingewiesen, dass der QR-Code sicher aufbewahrt werden soll, "um Missbrauch zu vermeiden". Der QR-Code, den auch die Apps anzeigen, dient zum Nachweis des Impfstatus und enthält die Daten der Corona-Impfung – darunter den Impfstofftyp, Zulassungsinhaber, Datum der Impfung, den Zertifikatsaussteller und die persönlichen Daten wie Namen und Geburtstag.

Neben dem digitalen Impfzertifikat reicht der Impfausweis, um den Schutzstatus nachzuweisen. Der Vorteil des digitalen Impfausweises besteht darin, dass viele Menschen ihr Smartphone täglich bei sich haben und so jederzeit den Impfstatus nachweisen können. Warum dazu – gerade in der CovPass-App – der QR-Code in einer Größe angezeigt werden muss, das gefühlt ein zufälliges Foto ausreicht, um Jan Böhmermanns Besuch im Osnabrücker Zoo als Michi Beck mit der Luca-App nachzustellen, erschließt sich nicht auf Anhieb.

Digitales Impfzertifikat in Niedersachsen als Download (9 Bilder)

Zur Auswahl steht nun auch das Digitale Impfzertifikat auf dem Impfportal Niedersachsens.

Wer die digitalen Zertifikate nicht in den Corona-Apps speichern kann oder möchte, kann auch das PDF-Dokument auf seinem Smartphone speichern oder ausdrucken. Der DIN-A4-Ausdruck beinhaltet ebenfalls den QR-Code, lässt sich beim Vorzeigen vermutlich aber noch schlechter abdecken, als ein Smartphone, sollten neugierige Kameras in der Nähe sein. Die sicherste Variante, um seine Daten zu schützen, auch vor Blicken in der realen Welt, scheint der Impfausweis zu sein.

Der Weg über das Impfportal Niedersachsens ist auf jeden Fall einfacher zu bewerkstelligen als beim 2EarlyAdopter über die Apotheken. Das Land Nordrhein-Westfalen hat mit dem Versand des digitalen Impfausweises begonnen. Die ersten Briefe mit zwei Ausdrucken, identisch mit dem PDF-Dokument aus Niedersachsen, kommen in den Haushalten an.

(bme)