Digitalisierung des Stromnetzes: Westnetz testet digitalisiertes Verteilnetz

Die Verteilnetze der Zukunft müssen anders funktionieren als heute. Wie das gehen kann, testet Westenergie im Sauerland.

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Strommasten

Strommasten in Bremen

(Bild: heise online / anw)

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Der Stromnetzbetreiber Westnetz will in der Region Arnsberg und Sundern im Sauerland erproben, wie die künftig stärker beanspruchten Stromverteilnetze digital gesteuert werden können. Diese seien ursprünglich nicht für die Aufgaben ausgelegt, die nun auf sie zukommen. Damit gemeint sind beispielsweise Wärmepumpen, Elektroauto-Ladesäulen und Photovoltaik-Anlagen. "Deshalb müssen wir die Netze dringend verstärken, erweitern und digitalisieren", erklärte Westnetz-Geschäftsführer Patrick Wittenberg.

Westnetz, einer der größten Verteilnetzbetreiber Deutschlands, gehört zu Westenergie und das wiederum zu zum Energiekonzern Eon. Der geht davon aus, dass sich die Erneuerbaren Energien nur durch die digitale Vernetzung von Energieerzeugern und -verbrauchern angebotsgerecht verteilen lassen, zudem würden die Netze so optimal ausgelastet. Im niedersächsischen Lüneburg plant Eon eine weitere Modellregion für die Digitalisierung der Verteilnetze.

Verteilnetzbetreiber hatten ursprünglich die Aufgabe, den Strom aus dem Übertragungsnetz aus der Höchstspannungsebene aufzunehmen und über die Hoch-, Mittel- und Niederspannung zu den Haushalten und Unternehmen zu transportieren. Gesteuert werden musste so nur auf den hohen Spannungsebenen, erläutert Westnetz. Zu dieser Aufgabe kommt hinzu, dass überwiegend in der Mittel- und Niederspannung immer mehr erneuerbare Energien angeschlossen werden. Verteilnetzbetreiber müssen also vermehrt auch abhängig von aktuellen Wetterbedingungen die Einspeisung von Energie in das Netz koordinieren.

Nötig seien Netze, die sich aus der Ferne beobachten und steuern lassen, teilte Westnetz mit. "In diesen Netzen wird es möglich, Strom und Spannung aus der Ferne zu messen und Energieflüsse zu steuern. Mit den gemessenen Daten können wir die Netze noch bedarfsgerechter ausbauen und effizienter betreiben."

In den Modellregionen erfassen die digitalen Umspannwerke, Ortsnetzstationen und Smart Meter Daten über Verbrauch und Einspeisung. In Echtzeit werden sie an die Netzleitstelle in Arnsberg gesandt. Dort werden die Energieflüsse überwacht und gesteuert.

Schon jetzt gebe es in der Region zwei digitale Umspannwerke und mehr als 70 digitale Ortsnetzstationen, teilte Westnetz weiter mit. Hinzu kämen mehr als 2200 intelligente Messsysteme in Betrieben und Haushalten, sogenannte Smart Meter. In den kommenden Jahren ist ein massiver Ausbau geplant.

Im Oktober 2020 ging Eon davon aus, dass allein für den Ausbau und die Modernisierung der Verteilnetze in Deutschland 110 Milliarden Euro investiert werden müssten. Der Konzern strebt an, die Verteilnetze in der Mittelspannung bis zum Jahr 2026 zu 100 Prozent beobachtbar und zu 20 Prozent steuerbar zu machen, in der Niederspannung sollen bis dahin 30 Prozent beobachtbar werden. Auch andere Netzbetreiber wie das zu EnBW gehörige Netze BW arbeiten an der Digitalisierung ihrer Verteilnetze.

(anw)