Digitalisierung deutscher Unternehmen beschleunigt – Verwaltung hinkt hinterher

Die pandemiebedingten Entwicklungen in den deutschen Büros sind nachhaltig, meint der Branchenverband Bitkom auf Basis einer aktuellen Umfrage.

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(Bild: Elle Aon / Shutterstock.com)

Lesezeit: 3 Min.

Die Corona-Pandemie hat die Digitalisierung in der deutschen Wirtschaft nachhaltig beschleunigt. Das ist das zentrale Ergebnis der diesjährigen Studie "Digital Office – Wie digital arbeiten deutsche Unternehmen?" des Bitkom. Die Untersuchung führt der Branchenverband alle zwei Jahre durch, in diesem Jahr lag der Fokus auf den Auswirkungen der vergangenen beiden Pandemiejahre.

Die Zahlen von 2020 wurden erst nach Pandemiebeginn erhoben.

(Bild: Bitkom Research)

Die Studien-Ergebnisse stellte Bitkom-Präsident Achim Berg im Rahmen einer virtuellen Pressekonferenz vor: In deutschen Unternehmen gebe es "kaum mehr Zweifel am wirtschaftlichen Nutzen der Digitalisierung", die letzten Vorbehalte seien inzwischen ausgeräumt. Den Zahlen des Bitkom zufolge habe die Corona-Pandemie in 49 Prozent der befragten Unternehmen einen nachhaltigen Digitalisierungsschub des Geschäftsmodells ausgelöst. Fast genauso viele Firmen (44 Prozent) gaben zudem an, derartige Auswirkungen auf die eigenen Geschäftsprozesse beobachtet zu haben. Beide Werte liegen deutlich höher als noch im ersten Halbjahr nach Pandemiebeginn.

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Dieser Schub der digitalisierten Geschäftsprozesse äußere sich deutlich bei der Kommunikation der Firmen: Demnach setzen heute 83 Prozent der Unternehmen auf den Austausch über Firmen-Smartphones, bei der letzten vorpandemischen Ausgabe der Studie 2018 waren es noch nur 51 Prozent. Eine ähnliche Entwicklung habe man beim Einsatz von Videokonferenzen beobachtet: 72 Prozent nutzen sie derzeit, 2018 waren es nur 48 Prozent. Der entgegengesetzte Effekt beobachtete Bitkom bei den analogen Kommunikationswegen: Briefpost nutzen inzwischen nur noch 48 Prozent der Firmen (2018: 71 Prozent), das Fax 40 Prozent (2018: 62 Prozent).

Auch wegen dieser Zahlen legte sich Berg bei der Vorstellung der Studie fest: "Wir sprechen ja schon lange vom papierlosen Büro, aber zumindest das papierarme Büro rückt näher". Dennoch sei die Digitalisierung kein Selbstläufer, das zeige sich auch am noch ausbaufähigen Einsatz des Funktionsumfangs von Kollaborationstools, so Berg weiter. Die simplen Funktionen wie Videokonferenzen und Chats hätten sich zwar schon durchgesetzt, komplexe Aufgabe wie die Kollaboration mit Externen und das Wissens- und Dokumentenmanagement hingegen kämen noch selten zum Einsatz. Dennoch sei er sich sicher, dass die Vorteile komplexer Anwendung so hoch seien, dass auch sie sich langfristig durchsetzen würden.

Auch die komplexeren Anwendungen werden bald noch öfter genutzt, ist sich Achim Berg sicher.

(Bild: Bitkom Research)

Der "Digital Office Index 2022" des Bitkom gibt die Digitalisierung von Büro- und Verwaltungsprozessen auf einer Skala von 1 bis 100 an. Dabei vergleicht er zum einen nach Unternehmensgrößen – große Firmen schneiden im Durchschnitt besser ab als die KMU –, zum anderen aber auch nach Branchen. Dabei kommt vor allem die Verwaltung schlecht davon – dort habe man sich zwar viel vorgenommen, etwa das Onlinezugangsgesetz, "aber in der Praxis sehen wir das noch nicht", so Berg. Die digitale ID halte er daher für das wichtigste digitale Projekt des Jahres. Sie habe das Potenzial, den Kommunikations-Bruch zwischen digitalen Angeboten und parallelen analogen Brief- und Dokumentaustauschen zu beheben.

Die Zahlen der Studie sind das Ergebnis einer repräsentativen Umfrage von Bitkom Research bei 1102 Unternehmen mit mehr als 20 Beschäftigten aus allen Wirtschaftsbereichen. Die Präsentation hat der Digitalverband veröffentlicht.

(jvo)