Digitalisierung in Arztpraxen: Zwischen Datenautobahn und Schotterpiste

Ärzte stehen der Digitalisierung offen gegenüber, die aktuellen Digitalisierungsmaßnahmen gefährden einer Umfrage zufolge allerdings die Patientenversorgung.

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Unglücklich aussehende Ärztin vor einem Laptop, neben ihr ein zweiter Bildschirm

(Bild: BearFotos/Shutterstock.com)

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Immer wieder beschweren sich Ärzte und Patienten über den Zustand der Digitalisierung des Gesundheitswesens. Die Probleme mit der Telematikinfrastruktur (TI) – für die sichere Übertragung von Gesundheitsdaten – lassen das Vertrauen jedoch erheblich sinken. Zwar hoffen die Ärzte auf eine Entlastung durch die Digitalisierung, die Realität sieht jedoch anders aus, wie Umfragen des Zentralinstituts der kassenärztlichen Bundesvereinigung (Zi) zeigen.

Einer Umfrage zur Lage in Praxen (PDF) zufolge sind fast alle 30.000 befragten Ärzte und Psychotherapeuten (87,7 Prozent) der Ansicht, dass die derartigen Digitalisierungsmaßnahmen ihren Praxisablauf beeinträchtigen und dass die Patientenversorgung dadurch stark belastet wird (90,8 Prozent).

(Bild: Zentralinstitut für die kassenärztlichen Versorgung )

Eine weitere Umfrage des Zi mit rund 400 befragten Ärztinnen und Ärzten aus Berlin gibt einen genaueren Einblick darin, wie die Digitalisierung in den Praxen (nicht) läuft. Bei 44 Prozent der Befragten treten demnach wöchentlich oder mehrfach im Monat Störungen im Praxisverwaltungssystem auf. Kernprobleme seien dabei Kartenlesegeräte, TI-Anwendungen – vor allem die elektronische Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung und das E-Rezept – und Updates von Praxisverwaltungssystemen. Zudem äußern die Befragten Kritik an der mangelnden Erreichbarkeit von Servicestellen und an hohen Kosten. Knapp die Hälfte würde das Praxisverwaltungssystem gerne wechseln, scheut jedoch den Aufwand, mögliche Datenverluste und Kosten.

"Insgesamt macht die Politik aus der geplanten Datenautobahn eine Schotterpiste, auf der ein effizientes Praxis-Management massiv ins Schlingern gerät. Die Leidtragenden sind die Patienten, die zu Recht erwarten, dass sie zeitnah gut versorgt werden. Zu befürchten steht, dass immer mehr ältere Ärztinnen und Ärzte für immer das Licht in ihren Praxen ausmachen, weil sie schlichtweg keine Lust mehr haben auf den Zwang, eine dysfunktionale Telematikinfrastruktur implementieren zu müssen, die den Praxisbetrieb lahmlegt", sagt Zi-Pressesprecher Daniel Wosnitzka gegenüber heise online.

(mack)