Digitalkabel: RTL & Co bald auch bei Tele Columbus unverschlüsselt

Neben der Abschaffung der Grundverschlüsselung bietet Tele Columbus als bislang einziger großer Kabelnetzbetreiber seinen Kunden künftig alle 14 HD-TV-Programme von ARD und ZDF. Die Auswahl wird noch im laufenden Jahr erweitert.

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Von
  • Nico Jurran

Kunden des Kabelnetzproviders Tele Columbus (TC) können sich freuen: Bis zum 5. November wird die TV-Infrastruktur so umgestellt, dass künftig 40 private SD-Programme frei über den Standardanschluss zu empfangen sind – darunter die "quotenstarken digitalen Sender" (O-Ton Pressemitteilung) der großen Mediengruppen RTL und ProSiebenSat.1.

TC folgt damit endlich Kabel Deutschland, das im Frühjahr Schritt für Schritt die (Grund-)Verschlüsselung bei den digital übertragenen Kanälen der großen Sendergruppen ProSiebenSat.1 und RTL und mehrerer kleiner Privatsender in SD-Auflösung abgeschaltet hatte. Und auch Kabel-TV-Kunden von Unitymedia KabelBW mussten sich seither bei den auch über Satellit frei empfangbaren Kanälen in der Regel nicht mehr um zertifizierte Digital-TV-Receiver und Smartcards scheren.

Anders sah es bislang hingegen bei Tele Columbus aus: Hier werden die Privatsender in digitaler Form bis heute verschlüsselt zum Kunden übermittelt – obwohl sich die Sendergruppen RTL und ProSiebenSat.1 gegenüber dem Bundeskartellamt zu einer unverschlüsselten Verbreitung einzelner SD-Programmen verpflichtet haben. Auf Nachfrage erklärte RTL, dass es dafür vertragsrechtliche Gründe gebe: Die Mitteilung des Bundeskartellamts sei zu einem Zeitpunkt eingetroffen, als die Kündigungsfrist bereits überschritten war. Auf Nachfrage von heise online beim Provider hieß es lediglich, dass man sich in Gesprächen mit den Sendern befinden würde.

Beim öffentlich-rechtlichen TV-Angebot will Tele Columbus nun sogar eine Vorreiterstellung einnehmen: Im Unterschied zu anderen großen Kabelnetzbetreibern verbreitet der Provider allen verfügbaren Lokalfenstern in seinen Kabelnetzen. Als einziger großer Kabelnetzbetreiber bietet das Unternehmen seinen Kunden zudem alle 14 hochauflösenden TV-Programme von ARD und ZDF. Diese Auswahl wird noch im laufenden Jahr erweitert: Sofort vom geplanten Sendestart Anfang Dezember an speist TC nach eigenen Angaben auch die neuen öffentlich-rechtlichen HD-Versionen von RBB, MDR und HR in seine integrierten Netze ein. Die Kopfstellen werden im Zuge der bis Anfang November laufenden technischen Umstellungen bereits entsprechend vorbereitet.

Die Kabelnetzbetreibern Kabel Deutschland und Unitymedia KabelBW liegen derweil mit ARD und ZDF im Clinch, seitdem die öffentlich-rechtlichen Anstalten Anfang 2012 weigerten, weiterhin Kabeleinspeisegebühren für ihre Programme zu bezahlen. Insofern ist eine Einspeisung der HD-Fassungen der Dritten Programme in näherer Zukunft nicht zu erwarten. Vielmehr warfen die Provider einzelne Sender sogar raus – zuletzt flog etwa NDR-Fernsehen aus dem analogen TV-Netz von Unitymedia in Nordrhein-Westfalen. (nij)