Doppeltes Spiel mit Microsoft

Eine Detektei, die eine Microsoft-nahe Gesellschaft ausspionierte, soll auch für Microsoft selbst tätig gewesen sein.

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Von
  • Herbert Schmid

Der "Spionagefall Microsoft" wird immer undurchsichtiger: Zunächst wurde bekannt, dass in ein Büro des Unternehmens eingebrochen worden sei und sich eine Detektivin für den Müll der Association for Competitive Technology (ACT) interessiert hat. ACT wird unter anderem von Microsoft unterstützt und wandte sich gegen den Richterspruch im Kartellverfahren. Später meldeten sich weitere Microsoft-nahe Unternehmen, die sich als Opfer von Spionage wähnten: Ein Detektiv soll herausgefunden haben, dass die National Taxpayers Union (NTU) Zuwendungen von Microsoft erhalten hat, und diese Information an das Wall Street Journal weitergegeben haben. Zudem wurden zwei Organisationen, die öffentlich für Microsoft eintraten, Laptops gestohlen. Auf den Geräten sollen Informationen über Spenden von Microsoft gespeichert gewesen sein, welche später auch in Zeitungsartikeln auftauchten.

Aber auch Microsoft arbeitet mit Detektivfirmen zusammen – manchmal auch mit jenen, die eigentlich gegen Microsoft arbeiten. So soll eine Anwaltskanzlei für Microsoft die Investigative Group International (IGI) beauftragt haben – ausgerechnet jene Detektei, die den Müll der Microsoft-nahen Association for Competitive Technology kaufen wollte. Die Anwälte erhofften sich Hilfe bei der Jagd auf Softwarepiraten: Die Detektei sollte Computer kaufen und überprüfen, ob die darauf installierte Software legal lizenziert ist. Außerdem sollte sie Scheinfirmen, hinter denen sich die Fälscher verstecken, ausfindig machen.

Microsoft teilte mit, dass sie keine Ahnung hatten, dass die Detektei auch für "die andere Seite" arbeitet: "Es ist bizarr und unangemessen, dass sie einen Microsoft-Anti-Piraterie-Auftrag annehmen, während sie dafür bezahlt werden, Microsoft mit 'cash-for-trash'-Taktiken anzugreifen", erklärte eine Sprecherin des Redmonder Software-Konzerns. Aber vielleicht hat die Investigative Group International das ja schlicht übersehen, schließlich scheint sie vielbeschäftigt und arbeitet auch für andere bekannte Kunden: So hat sie im Auftrag des US-Präsidenten Bill Clinton Informationen über Paula Jones, die dem US-Präsidenten sexuelle Belästigung vorwarf, gesammelt. Auch konnte sich der Aufsichtsratvorsitzende der Investigative Group International gegenüber der New York Times überhaupt nicht daran erinnern, dass seine Firma jemals für ein der Öffentlichkeit bekanntes Unternehmen tätig war ... (hes)