Drei Fragen und Antworten: Gebrauchte Software für Unternehmen – lohnt sich das?

Nur wenige Unternehmen kaufen ihre IT-Ausstattung gebraucht – vor allem keine Software. Wir klären, ob sich der Gebrauchtkauf lohnt und was zu beachten ist.

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Roboter mit Sprechblase

(Bild: iX)

Lesezeit: 4 Min.

Lizenzen für Anwendungen und Serversoftware sind teuer. Doch warum kaufen nicht mehr Unternehmen ihre Lizenzen aus zweiter Hand? Wir haben mit Thomas Huth, selbst Anbieter für gebrauchte Software, über die Vorteile gesprochen – und was insbesondere professionelle Kunden hinsichtlich des Supports zu beachten haben.

Im Interview: Thomas Huth

Thomas Huth ist Gründer und Geschäftsführer von Capefoxx, einem rechtssicheren Anbieter für gebrauchte Softwarelösungen und Lizenzmanagement. Mit über 20 Jahren Erfahrung in dieser Branche verfügt er über eine umfassende Expertise. Huth hatte eine maßgebliche Rolle in wegweisenden Gerichtsverfahren gegen Unternehmen wie Adobe und Oracle, welches zu einem rechtsweisenden Urteil des EuGH führte und den Handel mit gebrauchten Lizenzen ermöglichte.

Gebrauchte Softwarelizenzen kaufen – das verspricht günstiger, aber auch aufwendiger zu sein. Wie viel Geld kann ein typischer Mittelständler denn dadurch wirklich sparen?

Das Tolle ist: Ein Nutzungsrecht kann sich nicht abnutzen. Zudem ist die Qualität von gebrauchten Software-Versionen absolut identisch mit jener von neuen Lizenzen direkt vom Hersteller. Erwerben Unternehmen die neueste Version einer Lizenz, beträgt die Ersparnis mindestens 30 Prozent. Reicht ihnen eine ältere Version aus, können sogar bis zu 70 oder 80 Prozent Kosten eingespart werden. Diese Versionen gibt es aber dann logischerweise nur auf dem Gebrauchtmarkt, da die Hersteller ausschließlich die neuesten Versionen anbieten. Der Erwerb von gebrauchten Softwarelizenzen ist außerdem keinesfalls mit mehr Aufwand verbunden – das ist ein Mythos, der sich wacker hält. Der Übertragungsprozess von Lizenzen ist schlank und transparent, ebenso wie auch die Dokumentation. Ein Neukauf von Softwarelizenzen ist letzten Endes nicht weniger aufwendig.

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Genauso wichtig wie die Software selbst ist den meisten Firmen der Support durch die Entwickler. Was ist dabei bei gebrauchten Lizenzen zu beachten?

Je nach Hersteller gibt es unterschiedliche Möglichkeiten, Support für gebrauchte Softwarelizenzen bereitzustellen. Das sollte aber in jedem Fall immer mit Experten besprochen werden. Microsoft bietet zum Beispiel seine Software mit einem festen Support-Lebenszyklus an, welcher öffentlich zugänglich ist. Während dieses Zeitraums werden Security-Patches bereitgestellt – ganz egal, wem die Software gehört. Das bedeutet also: Wer eine gebrauchte Software nutzt, erhält innerhalb des ursprünglich festgelegten Lebenszyklus Support vom Hersteller. Bei Oracle, IBM und VMware ist das anders. Um auch für diese Software Support sicherzustellen, gibt es Unternehmen wie Origina. Sie stellen für gebrauchte IBM- und VMware-Software mögliche Security-Patches bereit, um auch für diese Programme den Support zu sichern. Das Level an Support ist dabei nahezu gleichwertig und deutlich günstiger als der direkte Support durch den Hersteller. Mittlerweile ist dieses Geschäftsfeld genauso etabliert wie der Handel mit gebrauchter Software.

Wie sehen Sie die Zukunft für gebrauchte Softwarelizenzen in Zeiten der Cloud?

Die Cloud ist in aller Munde und die Vertriebsmannschaften der Hersteller sind mittlerweile im Wesentlichen auf den Verkauf von Cloud-Lizenzen incentiviert. Dennoch: Der Bedarf an Kauflizenzen ist nach wie vor riesig. Viele wollen in der eigenen Umgebung bleiben oder sind aus regulatorischen oder Datenschutzgründen sogar dazu verpflichtet. Einige möchten sich aber schlichtweg auch nicht in eine vollständige Abhängigkeit vom Softwarehersteller begeben, wo die Kostenpolitik oft intransparent ist. Wie heißt es doch so schön: Never change a running system – ein Leitspruch, den viele Unternehmen verfolgen. Und wer sich fragt, wie lange On-Premises-Lizenzen in Zeiten der Cloud wirklich überleben werden: Microsoft hat erst letztens entschieden, ihr Office 2024 wieder als Kauflizenz anzubieten. Ein Schritt, den der Tech-Gigant ohne gegebene Nachfrage wohl kaum gewagt hätte. Damit bleiben uns also wohl gebrauchte Lizenzen als Alternative noch einige Jahr(zehnt)e bestehen.

Herr Huth, vielen Dank für die Antworten!

In der Serie "Drei Fragen und Antworten" will die iX die heutigen Herausforderungen der IT auf den Punkt bringen – egal ob es sich um den Blick des Anwenders vorm PC, die Sicht des Managers oder den Alltag eines Administrators handelt. Haben Sie Anregungen aus Ihrer tagtäglichen Praxis oder der Ihrer Nutzer? Wessen Tipps zu welchem Thema würden Sie gerne kurz und knackig lesen? Dann schreiben Sie uns gerne oder hinterlassen Sie einen Kommentar im Forum.

(fo)