Drei Fragen und Antworten: Kommunikation ist der wichtigste Skill in der IT

Auf die Frage nach dem wichtigsten Skill in der IT antworteten die meisten befragten Entwicklerinnen und Entwickler nicht: "kluge Algorithmen schreiben" oder "den richtigen Copilot-Prompt finden", sondern "Kommunikation". So haben es Eberhard Wolff und Lisa Moritz auf dem Java-Forum in Stuttgart erlebt, als sie für ihren Videocast software-architektur.tv Teilnehmende der Veranstaltung nach dem wichtigsten Skill in der IT befragten. Wir sprechen mit Softwarearchitekt, Pod- und Videocaster Eberhard über den Soft-Skill Kommunikation.

Continuous Architecture – Eberhard Wolff

Eberhard Wolff ist Head of Architecture bei SWAGLab und arbeitet seit mehr als zwanzig Jahren als Architekt und Berater, oft an der Schnittstelle zwischen Business und Technologie. Er ist Autor zahlreicher Artikel und Bücher, u.a. zu Microservices und trägt regelmäßig als Sprecher auf internationalen Konferenzen vor. Sein technologischer Schwerpunkt sind moderne Architektur- und Entwicklungsansätze wie Cloud, Domain-driven Design und Microservices.

Bei Eurer Umfrage hat sich gezeigt, dass Kommunikation der wichtigste Skill in der IT ist. Hat es Dich persönlich überrascht, dass so viele Leute dieser Meinung waren?

Ehrlich gesagt habe ich vorher nicht darüber nachgedacht, welche Antworten ich erwarten würde. Am Ende war ich nicht so überrascht, denn Kommunikation und Social-Skills sind auch meiner Meinung nach sehr wichtig. Die Umfrage haben wir uns gemeinsam in unserem Softwarearchitektur-im-Stream-Team ausgedacht und auf dem Java Forum Stuttgart durchgeführt, also auf einer technischen Konferenz. Da ist es dann vielleicht schon bemerkenswert, dass die Menschen nicht technische Fähigkeiten, sondern Soft-Skills und Kommunikation so wichtig fanden. Wenn wir uns bei der Wichtigkeit alle einig sind, interessiert mich vor allem eine Frage: Was tun wir, um bei Kommunikation besser zu werden? Haben wir einen systematischen Plan, um die Kommunikationsfähigkeit in unserer Branche zu stärken?

Wie könnte denn so ein systematischer Plan aussehen, der die Kommunikationsfähigkeit verbessert?

Typischerweise kümmern sich Scrum Master darum, Probleme wie mangelnde Kommunikation im Projekt zu lösen. Daher ist diese Rolle für das Thema Kommunikation besonders wichtig. Aber ein systematischer Ansatz sieht anders aus: Crew Resource Management aus der Luftfahrt kann ein Vorbild für uns sein. Die Luftfahrtindustrie hat festgestellt, dass Kommunikationsprobleme ein Faktor bei Luftfahrtunfällen sind und hat diesen Aspekt zu einem Teil der Ausbildung gemacht. Bausteine für die Verbesserung der eigenen Kommunikation sind Moderationsansätze wie Liberating Structures oder Fearless Change zur geschickten Kommunikation bei strukturellen Änderungen. Auch auf die eigene Sprache zu achten, kann man lernen. Zu all diesen Aspekten gibt es auch Folgen in unserem Architektur-Stream.

Du hast in Deinem Video-Beitrag auch gesagt, dass gute Softwarearchitektur dazu da ist, Kommunikation zu vermeiden. Ist das nicht ein Widerspruch?

Nein, das ist kein Widerspruch. Projekte sollten immer so viel kommunizieren wie notwendig, und daher sollte man die Kommunikation an sich nicht einschränken. Aber gute Architektur kann den Bedarf nach Kommunikation verringern. Wenn viele Teile der Software von der Implementierung einer Anforderung betroffen sind, weil die Architektur suboptimal ist, bedeutet das viel Kommunikationsaufwand. Die Menschen, die für die jeweiligen Teile verantwortlich sind, müssen sich koordinieren. Wenn man die Software mit einer guten Architektur so strukturiert, dass die Implementierung einer Anforderung nur wenige Teile des Systems beeinflusst, geht auch der Bedarf nach Kommunikation zurück – und damit auch die Kommunikation.

Eberhard, vielen Dank für die Antworten! Das Thema Kommunikation bildet auch einen Schwerpunkt im neuen Sonderheft "Praxis Softwarearchitektur" von iX Developer, das soeben erschienen und am Kiosk sowie im Online-Shop erhältlich ist. In diesem Heft ist auch Eberhard Wolff als Autor vertreten.

In der Serie "Drei Fragen und Antworten" will die iX die heutigen Herausforderungen der IT auf den Punkt bringen – egal ob es sich um den Blick des Anwenders vor dem PC, die Sicht des Managers oder den Alltag eines Administrators handelt. Haben Sie Anregungen aus Ihrer tagtäglichen Praxis oder der Ihrer Nutzer? Wessen Tipps zu welchem Thema würden Sie gerne kurz und knackig lesen? Dann schreiben Sie uns gerne oder hinterlassen Sie einen Kommentar im Forum.

(who)