Dritter Weltraumausstieg für deutschen Astronauten

Der deutsche ESA-Astronaut Thomas Reiter verlässt die Internationale Raumstation ISS am heutigen Nachmittag für einen mehrstündigen Außenbordeinsatz. Es ist bereits sein dritter "Spaziergang" im All.

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Von
  • Peter-Michael Ziegler

Gemeinsam mit NASA-Astronaut Jeff Williams (rechts) unternimmt Thomas Reiter (Mitte) heute einen Montage-Ausflug ins All. [Klicken für Großansicht]

Während für die meisten Menschen ein Spaziergang im All (Extra Vehicular Activity, EVA) für immer ein Traum bleiben wird, ist die Situation für Thomas Reiter nichts Neues: Während seines sechsmonatigen MIR-Aufenthalts 1995/96 war der heute 48-jährige Flugingenieur und ausgebildete Jet-Pilot bereits an zwei Außenbordeinsätzen beteiligt. Seinen dritten Weltraumausstieg soll Reiter nun am heutigen Donnerstag unternehmen. Gemeinsam mit seinem NASA-Kollegen Jeff Williams wird der gebürtige Frankfurter die Internationale Raumstation ISS gegen 16:00 Uhr MESZ verlassen und anschließend rund sechs Stunden lang Komponenten zur Vorbreitung des weiteren Zusammenbaus der ISS installieren sowie mehrere Instrumente und Experimente außerhalb der Raumstation einsatzbereit machen.

Die Montagearbeiten an der ISS dienen vor allem der künftigen Erweiterung der Hauptgitterstruktur der Raumstation und dem Anbau zusätzlicher Sonnensegel. In den kommenden Jahren soll die derzeit etwa 183 Tonnen Masse umfassende ISS auf rund 500 Tonnen vergrößert werden. Die nächsten Anbauteile (Träger und Solarmodule) treffen bereits mit der Raumfähre Atlantis (Raumtransporterflug STS-115) ein, deren Start für den 27. August geplant ist. Weitere Teile werden mit der Raumflugmission STS-116 zur ISS gebracht, die im Dezember starten soll. Bei ihren Außenarbeiten bringen Reiter und Williams auch eine Potenzialmesseinrichtung (FPMU) an, die zur Überwachung der elektrischen Aufladung der ISS entwickelt wurde und für mehr Sicherheit beim Andocken von Raumfähren und bei Außenbordeinsätzen sorgen soll.

Zudem bereiten Reiter und Williams zwei Werkstoffexperimente (MISSE 3 und 4) vor und installieren eine Drehgelenkmotor-Steuerung an den Wärmeradiatoren sowie eine neue Infrarotkamera zur Überwachung von verstärktem Kohlefaserverbundmaterial. Die erste halbe Stunde des Außenbordeinsatzes ist für die Druckminderung der Luftschleuse, den Ausstieg und die Vorbereitung der Arbeiten eingeplant. Anschließend wird in etwa zwei Stunden die FPMU montiert. Der Aufbau von MISSE 3 und 4 soll zirka eine Stunde in Anspruch nehmen. Für den Anbau der Drehgelenkmotor-Steuerung an den Wärmeradiatoren und der Infrarotkamera sowie einer Inspektion des Radiator-Ventilmoduls sind zwei Stunden vorgesehen. Dreißig Minuten werden für Aufräumarbeiten und die Rückkehr in die Luftschleuse benötigt.

Die ESA berichtet gemeinsam mit dem Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) in Form von Online-Blogs auf Englisch und Deutsch über die Aktivitäten im All und stellt aktuelle Bilder, Kommentare und Hintergrundinformationen zum Ablauf des Einsatzes sowie zusätzliches technisches Informationsmaterial bereit. Der NASA-Fernsehdienst wird den Außenbordeinsatz live im Internet übertragen. Im Fernsehen kann das All-Spektakel unter anderem beim TV-Sender Phoenix verfolgt werden, der ab 14:00 Uhr vom "Spaziergang im Weltraum" berichtet. (pmz)